US-Senator Cory Booker: 25 Stunden Rede ohne Pause - Bookers rhetorisches Meisterwerk gegen Trumps Politik
Die Vereinigten Staaten haben schon viele politische Reden erlebt. Doch was Gary Booker da hingelegt hat, ist mehr als nur ein Rekord – es ist ein rhetorisches Meisterwerk. Über 25 Stunden lang sprach der ehemalige Präsidentschaftskandidat im Rahmen eines Protests gegen Donald Trumps Politik. Er sprach, ohne Pause, ohne Wasser. Warum? Weil eine Toilettenpause den Weltrekord beendet hätte. Das allein ist ein Beweis für seine Entschlossenheit – rhetorisch aber auch ein Schachzug, der ihn in die Medien brachte. Und genau das ist das Ziel guter Rhetorik: Aufmerksamkeit erzeugen, Menschen bewegen, Debatten anstoßen.
Über Michael Ehlers
Michael Ehlers trainiert seit zwei Jahrzehnten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Top-Manager, Profi-Sporttrainer und viele mehr. Er hält Vorträge zu den Themen Rhetorik, Kommunikation, Digitale Transformation und Motivation. www.der-rhetoriktrainer.de
Logos, Ethos, Pathos – die drei Säulen großer Reden
In Bookers Rede finden sich die drei Grundpfeiler klassischer Rhetorik in Reinform. Logos – also Argumente, Zahlen, Daten, Fakten – lieferte er in Fülle. Seine politische Arbeit, seine Dossiers, seine jahrelange Erfahrung bildeten das Fundament für eine faktenbasierte, analytische Rede.
Doch Fakten allein begeistern niemanden. Es braucht Ethos – Glaubwürdigkeit. Und die hat Booker. Als bekannter Politiker, als erfahrener Redner, als jemand, der nicht zum ersten Mal gegen die Demontage demokratischer Werte aufsteht. Seine Authentizität war in jeder Sekunde spürbar.
Und dann ist da noch Pathos. Die Emotion. Booker nutzte Bilder, Metaphern, Geschichten. Er sprach die Menschen an – nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz. Wer 25 Stunden lang Menschen fesseln will, muss sie mitnehmen – inhaltlich und emotional. Er tat genau das.
Körpersprache, Blickkontakt und Wirkung
Die Kamera lügt nicht. In den Videos seiner Rede sieht man, wie stark Booker mit dem Raum arbeitete. Blickkontakt, Körpersprache, Bewegung – dort, wo er hinsah, dorthin ging auch die Aufmerksamkeit des Publikums. Rhetorisch ein alter Trick – aber einer, der wirkt. Wer spricht, führt. Wer führt, übernimmt Verantwortung. Wer Verantwortung übernimmt, muss liefern.
Und das tat er – obwohl er am Ende völlig erschöpft war, dehydriert, körperlich am Limit. Er hatte sich vorbereitet, durchgeplant, mental und physisch. Große Reden sind nicht spontan – sie sind Arbeit.
Mehr Redezeit = mehr Macht
Ein rhetorisches Gesetz besagt: Redezeit ist Deutungshoheit. In einer bekannten Studie wurden Studierende einem sinnbefreiten Vortrag ausgesetzt – nur einer der Vortragenden bekam doppelt so viel Redezeit. Am Ende hielten ihn fast alle für die wichtigste Person im Raum. Warum? Weil er am meisten präsent war. Gary Booker wusste das. Seine Marathonrede war auch eine Machtdemonstration – gegen Trump, gegen rechte Rhetorik, gegen das Schweigen.
Struktur schlägt Chaos
Natürlich sprach er nicht völlig frei. Niemand spricht 25 Stunden lang ohne Vorbereitung. Er hatte Aktenordner dabei, las ab, griff auf Stichworte zurück, improvisierte und assoziierte. So entstehen große Reden: aus Struktur und Spontaneität. Mal orientierte er sich an Motivationsstrukturen – Vertrauen, Sicherheit, Eigenverantwortung. Mal arbeitete er mit Stegreifstrukturen: damals – heute – morgen. Ist-Zustand – Soll-Zustand – Lösungsansatz. Wer das beherrscht, kann lange sprechen, ohne dass es langweilig wird.
Ein Gegenpol zu Trumps zerstörerischer Rhetorik
Und genau das macht seine Rede auch so wichtig. Während Donald Trump mit Begriffen wie „vergiftetes Blut“ und „schlechten Genen“ spielt – also mit gefährlichen, entmenschlichenden Narrativen, wie wir sie aus den dunkelsten Kapiteln unserer Geschichte kennen –, stellt sich Booker dem mit Argumenten, Würde und Menschlichkeit entgegen. Er führt uns vor Augen, was demokratische Rhetorik kann – und muss.
Denn Worte formen Wirklichkeit. Sie schaffen Feindbilder oder öffnen Horizonte. Cory Booker hat das verstanden. Donald Trump missbraucht es. Der eine setzt auf Aufklärung, der andere auf Angst. Und das sollte uns zu denken geben.
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