"Daddy-Strategie": Die Nato-Länder unterwerfen sich Trump - und sind damit erfolgreich
Beim Nato-Gipfel in Den Haag drehte sich vieles darum, wie man US-Präsident Donald Trump bei Laune hält. Tatsächlich scheinen die US-Verbündeten einen geeigneten Weg gefunden zu haben. Der "Telegraph" spricht humorvoll von der sogenannten "Daddy-Strategie": Die Nato gibt sich Trump gegenüber unterwürfig, um ihn zufriedenzustellen und seine Unterstützung zu sichern.
Die Strategie bedeutet nichts anderes, als Trumps Wünsche und Bedürfnisse bewusst in den Vordergrund zu stellen und ihn so an die Allianz zu binden. Laut dem "Telegraph" haben die Nato-Länder erkannt, dass simples Lob oder höfliche Worte bei Trump nicht ausreichen. Stattdessen setzte man auf eine Mischung aus diplomatischem Entgegenkommen und überschwänglichen Gesten, die ihn besonders und bevorzugt fühlen ließen.
Sonderbehandlung für US-Präsident
Als Trump in Den Haag ankam, wurde er direkt in den königlichen Palast gebracht, wo er mit anderen Nato-Regierungschefs gemeinsam speiste. Am nächsten Tag betrat er den Gipfel durch einen eigenen Eingang, um nicht neben den anderen 31 Mitgliedern gesehen zu werden. Auch bei der Gipfelerklärung gab es eine Besonderheit, denn die fiel mit gerade einmal 424 Wörtern ungewöhnlich kurz aus, was Trump gefallen dürfte. Normalerweise sind solche Erklärungen deutlich umfangreicher.
Nato will USA um jeden Preis an Bord halten
Die besonderen Gefälligkeiten sprechen Bände und zeigen, wer in der Nato das Sagen hat. Schon seit der Gründung 1949 gilt es als oberste Priorität, die USA an Bord zu halten. Mit ihrer gigantischen Militärmacht tragen sie allein rund zwei Drittel der Verteidigungsausgaben der Allianz. Die europäischen Partner wissen heute mehr denn je, dass sie an dieser Abhängigkeit etwas ändern müssen. Momentan sind sie aber darauf angewiesen, vor allem aufgrund der zunehmenden Bedrohung durch Russland, so der "Telegraph".
Die Nato-Staaten sind nun auch bereit, ihre Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen. Von derzeit 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts will man sie auf mindestens 3,5 Prozent steigern. Dazu kommen 1,5 Prozent zusätzlich für Infrastruktur. Trump will man damit zeigen, dass Europa mehr Verantwortung übernimmt. Gleichzeitig, so der "Telegraph", will man ihn dazu motivieren, weiter den US-Verpflichtungen in der Allianz nachzukommen.
Skurril: Rutte nennt Trump "Daddy"
Besonders auffällig und namensgebend für die "Daddy-Strategie" war eine Aussage des Nato-Generalsekretärs Mark Rutte, der Trump bei einer Pressekonferenz als "Daddy" bezeichnete. Auf Nachfrage erklärte Rutte, das sei zwar eine ungewöhnliche Wortwahl, aber keineswegs abwertend. "Er ist ein guter Freund", versicherte er und lobte Trump für seinen Druck auf Europa, mehr Geld für Verteidigung auszugeben. Trump selbst nahm die Anerkennung positiv auf und sprach von "großartigen Dingen", die bei dem Gipfel erreicht wurden.
Trump war sichtlich angetan von der ihm entgegengebrachten Aufmerksamkeit in Den Haag. "Fast jeder von ihnen hat gesagt: 'Gott sei Dank gibt es die Vereinigten Staaten'. Ohne die USA gäbe es keine Nato", prahlte er.

Keine Verurteilung der russischen Ukraine-Invasion
Es liegt auf der Hand, dass die "Daddy-Strategie" kurzfristig funktioniert hat. Ob das auch langfristig gut für die Nato ist, bleibt aber fraglich. So verurteilte man in der Abschlusserklärung erstmals seit 2022 nicht mehr ausdrücklich den russischen Angriff auf die Ukraine. Mutmaßlich wählte man diesen Verzicht bewusst, um Trumps Zustimmung nicht zu gefährden.