Pressestimmen zum Nato-Gipfel: "Trump wird behandelt wie ein Weltkönig"
"Weltkönig Trump - die Staatschefs degradieren sich zu Höflingen"
Der britische Journalist Lewis Goodall (früher BBC und Sky News): "Ein außergewöhnliches Spektakel hier bei der Nato. Trump wird von Rutte und den anderen Staatschefs nicht behandelt wie ein Partner oder Kollege, sondern wie eine Art Weltkönig. Dabei degradieren sich die anderen zu Höflingen. Wahrscheinlich das Einzige, was sie in diesem Zirkus tun können, aber zutiefst seltsam.
Die Nato-Bosse, allen voran Rutter, schmeicheln Trump, glauben ihm seinen häufigen Unsinn und seine Halbwahrheiten und behandeln ihn anders als zuvor. Das spiegelt ihre Schwäche und Trumps Stärke wider. Es spiegelt die Tatsache wider, dass Trump Recht hat, wenn er sagt, dass letztlich, zumindest kurzfristig, harte Macht und Einfluss entscheidend sind.
Es zeigt aber auch, dass Amerika sich verändert hat: weniger als Anführer eines Bündnisses und einer Gruppe von Nationen, die durch gemeinsame Prinzipien und Ideen verbunden sind, sondern eher wie jede andere Großmacht. Unter Trump verlangt Amerika Tribut und Folgsamkeit, nicht Respekt und Treue. In der Zwischenzeit warten wir noch darauf, ob sich die Unterwürfigkeit gelohnt hat."
Pressestimmen vor dem Gipfel:
"Die USA bahnen sich ihren Weg - nach der Meinung Europas fragen sie nicht einmal"
Pravda (Slowakei): „Die Nato ist grundlegend gespalten. Die USA bahnen sich ihren eigenen Weg, nach der Meinung Europas fragen sie nicht einmal. Weder im Fall der Ukraine, noch im Fall Israels. Und weder (Kremlchef) Wladimir Putin noch (Israels Ministerpräsident) Benjamin Netanjahu sind neugierig auf die Meinungen und Haltung der europäischen Mächte oder der EU als ganzer. Die EU macht sich daran, ein weiteres Sanktionspaket gegen Russland zu beschließen, (US-Präsident) Donald Trump einigt sich hinter den Kulissen mit Putins treuem Verbündeten Alexander Lukaschenko. Welche Position nehmen dazu Brüssel, Paris, London oder Berlin ein?
Ebenso im Fall des Iran. Der französische Präsident Emmanuel Macron telefoniert mit dem iranischen Präsidenten über eine Wiederaufnahme von Verhandlungen über das Atomprogramm, doch es vergehen keine 24 Stunden und amerikanische Flugzeuge werfen hochwirksame Bomben auf iranische Atomanlagen. Schon mehr als ein Jahr senden die europäischen Führer moralische Appelle nach Israel wegen seines Vorgehens im Gazastreifen - doch das bleibt alles ungehört. Am Ende bleibt den europäischen Chefs nichts anderes, als die Schritte der USA und Israels abzunicken.“
"Mit Donald Trump ist ein Gipfel ohne Überraschungen bereits ein Wunder"
La Stampa (Italien): „Es sind die letzten Stunden des Wartens in Den Haag nach Monaten hektischer diplomatischer Bemühungen, um eine politische Katastrophe beim Nato-Gipfel zu verhindern. Das Ziel ist es, sicherzustellen, dass heute nichts dramatisch schiefgeht. Inmitten der Kriege in Europa und im Nahen Osten mag dies für das größte Militärbündnis der Welt als bescheidenes Ziel erscheinen. Doch mit Donald Trump im Weißen Haus ist ein Gipfel "ohne Überraschungen" bereits ein Wunder. Die Verachtung des amerikanischen Präsidenten für Bündnisse im Allgemeinen und für Europa im Besonderen ist bekannt. (...)
Vor diesem düsteren politischen Hintergrund ist es diplomatisch sinnvoll, sich zurückzuhalten. Psychologisch gesehen besteht die Taktik darin, Trumps Ego zu streicheln. Der Trick besteht darin, sich auf die Verteidigungsausgaben zu konzentrieren und sich auf das Ziel von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu einigen, das Trump vor einigen Monaten aus dem Hut gezaubert hatte. Wahrscheinlich tat er dies eher, um die Europäer zu irritieren, als aus echtem Interesse an der Sicherheit des Kontinents. (...)“