Putin nimmt westliche Medien ins Visier: Einige deutsche Zeitungen in Russland gesperrt
Als Reaktion auf ein Sendeverbot mehrerer russischer Medien in der EU hat Russland wohl mit Vergeltungsmaßnahmen reagiert. Die Internetseiten mehrerer deutscher Medienhäuser sind nun blockiert.
Moskau – Die russischen Behörden sperren den Zugang zu Dutzenden europäischen Medien im eigenen Land. Auf einer insgesamt 81 Medienhäuser umfassenden schwarzen Liste stehen auch bekannte deutsche Namen wie die des Spiegel, der Zeit und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ihre Internetseiten werden in Zukunft nicht mehr aufrufbar sein, hieß es seitens des russischen Außenministeriums am Dienstag. Die Maßnahme kann als Reaktion auf ein ähnliches Ausstrahlungsverbot für russische Medien in der EU aufgefasst werden, welches im Mai beschlossen worden war und unter anderem eine vollständig Kreml-gesteuerte Zeitungen betrifft.
Vergeltung nach EU-Verbot: Putin blockiert Zugang zu einigen deutschen Medien in Russland
Neben den oben genannten deutschen Zeitungen sind weitere internationale Medien-Schwergewichte betroffen, darunter die spanischen El Mundo- und El Pais-Blätter sowie die französischen Le Monde und Liberation. Auch der deutsch-französische Kultursender ARTE sowie der österreichische gebührenfinanzierte ORF stehen auf der schwarzen Liste.
Die Moskauer Behörde begründete den Schritt unter anderem mit „systematisch falschen Informationen“ seitens der Unternehmen über den Ukraine-Konflikt. Allerdings: Sollte die EU ihre Sanktionen gegen russische Medien aufheben, sei man laut Außenministerium ebenfalls bereit, über eine Rücknahme der eigenen Sperren „nachzudenken“.
Die EU-Staaten hatten im Mai Sanktionen gegen die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti, die Regierungszeitung Rossiskaja Gaseta, die Plattform Voice of Europe sowie die kremlnahe Zeitung Iswestija beschlossen, zu der auch ein Fernsehsender gehört. Diese sind also in der gesamten EU nicht mehr zugänglich – die Medien und ihre Mitarbeiter dürfen nach Angaben der EU allerdings weiterhin hier arbeiten.
Pressefreiheit in Russland: Amerikanischer Journalist steht vor russischem Gericht
In Russland sind hingegen viele Medien, die kritisch über Kremlchef Wladimir Putin berichten, gesperrt – weitere tausende Webseiten im Internet sind bereits blockiert. Nur mithilfe eines VPN-Servers sind sie erreichbar, also über eine Netzwerkverbindung, die von außen nicht einsehbar ist und mit der Nutzer virtuell ihren Standort ändern können.
Viele Journalisten sitzen in Russland wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee zudem in Haft – selbst, wenn sie für ausländische Zeitungen berichten. Ein aufsehenerregender Prozess gegen einen US-amerikanischen Journalisten beginnt in den nächsten Tagen. (lf, mit Material von dpa und Reuters)