„Ein Gangster“: Nawalnys Witwe ruft dazu auf, Putin nach Russland-Wahl die Anerkennung zu verweigern

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Viele Menschen nehmen Kremlchef Wladimir Putin noch zu ernst, meint die Witwe des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Sie schlägt einen anderen Ansatz vor.

Washington D.C. – Kurz vor der Russland-Wahl hat die Oppositionspolitikerin Julia Nawalnaja dazu aufgerufen, die absehbare Wiederwahl von Kremlchef Wladimir Putin international nicht anzuerkennen. „Leider sehen ihn zu viele Menschen im Westen immer noch als legitime politische Führungsfigur, diskutieren über seine Ideologie und suchen nach dem politischen Sinn seines Handelns“, schrieb die Witwe des in Haft gestorbenen Regimekritikers Alexej Nawalny in einem Gastbeitrag in der US-Zeitung Washington Post.

„Putin ist kein Politiker“ – Nawalnys Witwe bezeichnet den Präsidenten als „Gangster“

Sie schlug vor, den Kremlchef anders zu betrachten und daraus politische Schritte abzuleiten: „Putin ist kein Politiker, er ist ein Gangster“, schrieb sie. Damit ließen sich seine Brutalität, sein Hang zum Luxus und der Wille zu töten erklären. Für einen Mafiaboss sei sein Status wichtig, deshalb solle das Ausland Putin nach der Wahl die internationale Anerkennung verweigern. Es gehe einem Gangster und seiner Umgebung auch um Geld. Deshalb sollten die Möglichkeiten zur Bereicherung für seinen engsten Kreis beschnitten werden, um Unzufriedenheit in der russischen Elite zu schüren, forderte sie.

Alexej Nawalnys Witwe Julia Nawalny bei ihrer Rede im EU-Parlament
Alexej Nawalnys Witwe Julia Nawalny bei ihrer Rede im EU-Parlament © Philipp von Ditfurth/dpa

Ergebnis der Russland-Wahl soll laut Nawalnaja international nicht anerkannt werden

„Für westliche Länder ist eine umfassende Unterstützung der Ukraine und ihrer Armee im Kampf gegen Putins ungerechtfertigte Aggression zur natürlichen moralischen Entscheidung geworden“, schrieb Nawalnaja. Doch weil eine militärische Niederlage nicht immer zum Sturz eines Gewaltherrschers führe, sei es auch nötig, regierungskritische Strömungen in Russland weiter zu unterstützen. Wie verbreitet diese seien, habe sich bei dem Besuch Tausender Menschen am Grab ihres Mannes in Moskau gezeigt, argumentierte sie.

Weiter schrieb sie: „Aber warum erkennen die demokratischen Länder seine kriminelle Autorität weiterhin als legitim an?“ Sie bekräftigte, dass es ein wichtiger Schritt wäre, das Ergebnis der Russland-Wahl international nicht anzuerkennen. „Es wäre ein wichtiges Signal an die russische Zivilgesellschaft und an die noch immer Putin-treuen Eliten sowie an die Welt, dass Russland nicht von einem allseits anerkannten Präsidenten regiert wird, sondern von jemandem, der verachtet und öffentlich verurteilt wird.“

Nawalnaja schlägt Protestaktion bei Russland-Wahl vor: Wahllokale zu überlasten

Neben ihrem Aufruf, eine Wiederwahl Putins international nicht anzuerkennen, appellierte sie auch an die Menschen in Russland. In einem am Mittwoch (6. März) veröffentlichten YouTube-Video schlug die Putin-Kritikerin eine ungewöhnliche Protestaktion vor. „Wir müssen am selben Tag zur selben Zeit zum Wahllokal gehen: 17. März um 12:00 Uhr“, teilte sie mit. Die Idee hinter der Aktion: Wenn alle gleichzeitig zum Wählen gehen, werden die Wahllokale überlastet. Dieser „Mittag gegen Putin“, wie ihn die Opposition bezeichnen, wäre eine legale und ungefährliche Möglichkeit, seinen Unmut gegen das Regime Putins zu äußern, wie es im Spiegel heißt.

In einer emotionalen Rede vor dem EU-Parlament hatte Nawalnaja jüngst angekündigt, das Lebenswerk ihres Mannes fortzusetzen, wie die Tagesschau berichtete. Nawalnys Witwe verkündete: „Ich werde mein Bestes tun, um seinen Traum zu verwirklichen. Das Böse wird scheitern und die wunderbare Zukunft wird kommen.“ Auch hier forderte sie vor allem Putins Finanzströme ins Visier zu nehmen, um Putin dort zu treffen, wo es auch weh tut.

Putin will sich bei der Wahl am Sonntag nach einem Vierteljahrhundert an der Spitze Russlands für eine weitere sechsjährige Amtszeit als Präsident bestätigen lassen. Ernsthafte Gegenkandidaten gibt es nicht. (dpa/SiSchr)

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