Warnung aus Russland: Moskau will „zwei neue Armeen“ schaffen – aber wohl nicht für Ukraine-Krieg

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Braucht für seine Pläne noch mehr Soldaten: Kreml-Chef Wladimir Putin will Russland weiter aufrüsten. © IMAGO / SNA, ITAR-TASS

Russland baut sein Militär weiter aus, während der Ukraine-Krieg enorm verlustreich bleibt. Sergei Schoigu macht sogar eine konkrete Ankündigung.

Moskau – Russland fühlt sich bedroht. Vor allem vom alten Feind, den USA, aber auch von deren Unterstützern aus Westeuropa. Das jedenfalls ist die Erklärung von Wladimir Putin und seinen Gefolgsleuten für den Ukraine-Krieg, der Moskau zufolge also eine Art Selbstverteidigung darstellt. Für die Zukunft will Russland diese weiter ausbauen und plant, das Militär zu stärken.

Putin und der Ukraine-Krieg: Kreml-Chef setzt auf Masse und pure Gewalt

Antwort des Kreml auf vermeintliche Bedrohungen lautet seit jeher Gewalt. Pure Gewalt. Und die wird mit schierer Masse sichergestellt. Die Kriegswirtschaft läuft auf Hochtouren, Putin schickt Unmengen an Soldaten ins Kampfgebiet in der Ukraine. Längst ist für die ganze Welt klar: Der in seine fünfte Amtszeit gehende Präsident lässt Russland einen enorm hohen Preis zahlen, um seine Ziele im Ukraine-Krieg zu verfolgen.

Die dafür nötige Aufrüstung der Armee ist aber längst in vollem Gange. Wie das in Moskau sitzende Medienunternehmen RBC berichtet, gab Sergei Schoigu bei einer Sitzung des Vorstands der Militärabteilung einen aktuellen Lagebericht zum Ausbau der Truppe ab. „Es wurden ein Armeekorps, eine motorisierte Schützendivision, die Dnjepr-Flottille und eine Brigade von Flussbooten der Flottille gebildet“, wird der Verteidigungsminister zitiert.

Die Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) verweist darauf, dass es sich bei der Dnjepr-Flottille um den historischen Namen verschiedener auf Flüssen operierender militärischer Spezialeinheiten handele, die im Zweiten Weltkrieg sowie in früheren Kriegen zum Einsatz gekommen seien.

Neue Armee für Russland: Schoigu verrät Pläne für Ukraine-Krieg bis Jahresende

Moskau hat aber Schoigu zufolge weitere Pläne, sich bis Jahresende noch breiter aufzustellen. So sollen in dieser Zeit zwei kombinierte Waffenarmeen und 30 Formationen, darunter 14 Divisionen und 16 Brigaden, gebildet werden. Hier betont das ISW, Russland habe bereits 2023 mit der 18. und der 25. zwei neue Armeen gebildet. Es sei nicht klar, ob Schoigu mit seinen Ausführungen zwei weitere andeuten wolle.

Allerdings habe der Putin-Vertraute im Januar 2023 angekündigt, dass drei neue motorisierte Schützendivisionen und zwei neue Luftwaffendivisionen gemeinsam mit sieben bestehenden motorisierten Schützenbrigaden in motorisierte Schützendivisionen umstrukturiert werden sollen. In seiner neuesten Rede habe er jedoch keine Unterschiede mehr gemacht, weshalb wahrscheinlich sei, dass Russland neben den genannten zwölf Divisionen zwei weitere aufbauen wolle.

Laut Kyiv Independent fügte Schoigu bei seinem Auftritt hinzu: „Wir werden das russische Militär weiterhin entsprechend den aufkommenden Bedrohungen für die Sicherheit unseres Landes verstärken.“

Russland rüstet Armee auf – allerdings nicht wegen Ukraine-Krieg: Ziel ist laut Experten eher die Nato

Nach Einschätzung des ISW mangelt es Moskau mitten im Ukraine-Krieg jedoch derzeit an Arbeitskräften, militärischer Infrastruktur und Ausbildungsmöglichkeiten, um mehrere neue Divisionen und die Formationen auf Armeeniveau zu besetzen und mittelfristig die volle Stärke zu erreichen. Mutmaßlich gehe es Putin jedoch ohnehin eher darum, die langfristigen militärischen Fähigkeiten gegenüber der Nato auszubauen.

Die Militär-Experten erwarten daher, dass diese russischen Bemühungen eine Vorbereitung auf einen möglichen konventionellen Krieg mit dem transatlantischen Bündnis sind und nicht direkt auf die Kämpfe mit der Ukraine abzielen.

Sergei Schoigu (2. v. l.) sitzt an einem runden Tisch mit Militärs
Politiker unter Militär-Oberen: Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu (h., 2. v. l.) gibt Einblick in die Aufrüstungspläne des Kreml. © IMAGO / ITAR-TASS

Russland reagiert wohl auf Nato-Vergrößerung: Moskau will „Sicherheit des Staates“ sichern

Das US-Portal Newsweek sprach mit John Foreman, dem ehemaligen britischen Verteidigungsattaché für Moskau und Kiew, über eine mögliche Bedrohung für die Nato. Der pensionierte Offizier der Royal Navy hört in Schoigus Aussage nichts Neues heraus, zudem würden seine Sätze keinen russischen Angriff auf den Staatenbund andeuten. Vielmehr sieht er „eine Wiederholung zuvor angekündigter Pläne zur Vergrößerung und Umgestaltung der russischen Armee als strategische Verteidigungsmaßnahme infolge des Nato-Beitritts von Finnland und Schweden“.

Hinsichtlich der Details sei Schoigu undurchsichtig geblieben. Foreman kann sich nicht vorstellen, „dass Russland angesichts der anhaltenden Kämpfe in der Ukraine, der anhaltenden Verluste, des starken Drucks auf den militärisch-industriellen Komplex und der Zerstörung riesiger Mengen an Ausrüstung derzeit in der Lage ist, diese neuen größeren Formationen zu bemannen, auszubilden und auszurüsten“.

RBC bringt auch Putins Dekret über den Personalbestand der Streitkräfte aus dem Dezember ins Spiel. So werden hier knapp 2,21 Millionen Menschen zusammengefasst, von denen 1,32 Millionen als Militärangehörige gelten. Schon damals betonte Schoigu, dass aufgestockt werden müsse. Ex-Präsident Dmitri Medwedew erklärte dazu in seiner Funktion als stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates, beim Ausbau der Armee stehe „die Unabhängigkeit und Sicherheit des Staates“ im Fokus. (mg)

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