Fahrzeuge für Russland wohl knapp – Kreml-Chef Putin setzt im Ukraine-Krieg nun auf Esel

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Russlands Präsident Wladimir Putin. (Archivbild) © Alexander Zemlianichenk/Pool/dpa

Der Krieg könne in diesem Jahr enden, behauptet Russland. Dem Aggressor gehen auch die Kapazitäten aus: Jetzt rollen Esel und Pferde die Front auf.

Moskau – „Es ist besser, einen Esel zu töten, als zwei Menschen, die in einem Auto Fracht transportieren, die für den Kampf und das Leben der Einheiten und Unterabteilungen an der Front notwendig ist“, sagt Viktor Sobolev – der Generalleutnant und Mitglied des Verteidigungsausschusses der russischen Staatsduma hat das gegenüber Gazeta.ru geäußert, wie das russische Medium berichtet. Demnach habe Wladimir Putins Invasionsarmee ihre Taktik im Ukraine-Krieg geändert – allerdings weniger aus Menschenfreundlichkeit.

Autorin Alfiya Mjasumowa will verstanden wissen, „Esel an der Front seien normal“, wie General Sobolev sich ausgedrückt habe. Die Wahrheit sieht vermutlich anders aus. Russland gehen offenbar Transportkapazitäten genauso aus wie Waffen und Kräfte. Dazu passt eine Äußerung, die Andrei Kartapolow gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti geäußert hat. Demnach könne der Konflikt in diesem Jahr zu Ende gehen. „Eine solche Entwicklung sei nicht auszuschließen“, zitiert Gazeta.ru den Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses der Staatsduma.

Russland fast am Ende: Verluste auf lange Sicht wahrscheinlich unerschwinglich

Aufgrund von Angaben des Generalstabs der Ukraine wollen die Verteidiger im Jahr 2024 mehr als 3.000 russische Panzer und nahezu 9.000 gepanzerte Fahrzeuge zerstört haben. Über die Fähigkeiten Russlands, diese Verluste zu kompensieren, liegen keine Informationen vor: „Die aktuellen Produktionsraten Russlands bei Panzern und Fahrzeugen deuten darauf hin, dass solche Verluste auf lange Sicht wahrscheinlich unerschwinglich sein werden, insbesondere da das Land weiterhin auf seine Bestände aus der Sowjetzeit zurückgreift“, schreiben die Analysten des Thinktanks Institute for the Study of War (ISW).

„Während des Großen Vaterländischen Krieges wurde ein Teil unserer Artillerie von Pferden gezogen. Sie erreichte Berlin. Während des Großen Vaterländischen Krieges wurden Hunde eingesetzt – sie wurden mit zwei Minen beladen und liefen dorthin, wo diese Minen benötigt wurden.“

Newsweek berichtet aktuell, dass das ISW damit rechnet, dass dieser Trend dazu führen könne, dass Russland bis Ende 2026 die Militärfahrzeuge ausgingen. Allerdings publiziert Bastian Giegerich das genaue Gegenteil – der Grund liegt darin, dass Russlands Kapazitäten der Nachrüstung nur schwer zu taxieren sind. Der Generaldirektor des International Institute for Strategic Studies (IISS) geht für seinen Thinktank davon aus, dass Russland über genügend Kampfpanzer verfügen wird, um über Anfang 2026 hinaus wirksame Offensivoperationen durchzuführen, wenn es das gleiche Operationstempo beibehält und die gleichen Verluste erleidet wie im Jahr 2024“, schreibt er im aktuellen Thinktank-Report „The Military Balance 2025“.

Das beißt sich mit der aktuellen Entwicklungen. Tatsächlich erinnert die aktuelle russische Initiative an den Zweiten Weltkrieg, wie Arnulf Scriba vom Deutschen Historischen Museum über die deutschen Truppen schreibt: „Der Transport der Artillerie und des Nachschubs wurde – trotz erheblicher Motorisierungsanstrengungen – zum großen Teil von Pferdefuhrwerken durchgeführt. Allein für den Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 standen der Wehrmacht bei ihrem Aufmarsch im Osten über 700.000 Pferde zur Verfügung.“ Was auch für die russische Seite gegolten habe, wie Sobolev betont: „Während des Großen Vaterländischen Krieges wurde ein Teil unserer Artillerie von Pferden gezogen. Sie erreichte Berlin. Während des Großen Vaterländischen Krieges wurden Hunde eingesetzt – sie wurden mit zwei Minen beladen und liefen dorthin, wo diese Minen benötigt wurden.“

Putins Kavallerie: Russische Soldaten, die auf Pferden durch die schlammige ukrainische Landschaft reiten

Er sehe keinen Fehler darin, sagt der russische Politiker. Allerdings ist diese Lösung sicher keine, die sich die russischen Strategen überlegt hätten, weil sie ihnen einen Vorteil verschafft; sie gleichen ihre Verluste in der Logistik aus. Offenbar ist das auch ein Eingeständnis, dass die Versorgung der kämpfenden Truppe in den Schützengräben nicht mit Bodendrohnen und Robotern zu bewältigen ist – auch dazu laufen Versuche auf beiden Seiten; wohl aber mit mäßigem Erfolg.

Der Trend zur Nutzung ungewöhnlicher, weil vermeintlich „unmilitärischer“ Transportmittel besteht im Ukraine-Krieg schon länger. Vielleicht aus Überzeugung, sicher aber aufgrund der Notwendigkeit. Wie der Sender RBC Ukraine aktuell berichtet, habe Russland seit Kriegsbeginn vor fast drei Jahren mindestens 20.000 gepanzerte oder leicht gepanzerte Fahrzeuge verloren. Bereits zu Beginn des Krieges habe Russland nie genügend Lastwagen gehabt, um Personal schnell zu beziehungsweise ausreichend zügig nachzuschieben, hatte Forbes berichtet. Zum Teil fahren Kräfte mit ungepanzerten Golfwagen an die Front – mittlerweile wohl auch mit Elektro-Rollern.

Und dazu hat das Magazin auch noch die passende Fortsetzung veröffentlicht – nachfolgend zu einem Beitrag auf X (vormals Twitter): „Endlich ist es passiert“, schrieb darüber Forbes-Autor David Axe. Das Video zeigte zwei russische Soldaten, die auf Pferden durch die schlammige ukrainische Landschaft reiten. Axe erkennt darin die Folge des materiellen Aderlasses der russischen Truppen; allerdings sieht er darin noch keinen großen Vorteil für die Ukraine. Der Verlust an Fahrzeugen und Truppen beträfe die Ukraine in einem noch größeren Ausmaß, schreibt Axe.

Bundeswehr hilft: Neben Minen- und Kampfmittelspürhunden werden Tiere auch zu Schutzhunden trainiert

Allerdings sind die Russen auch nicht die einzige Kriegspartei, die Tiere einsetzt. Bereits mit Ende des zweiten Kriegsjahres hat die Europäische Union damit begonnen, für die Ukraine Sprengstoff- und Minenspürhunde auszubilden. Etwa 50 sind im Laufe der Zeit trainiert worden. Wie die EU mitteilte, war das eine Initiative der Europäischen Kommission und dem Dienst für außenpolitische Instrumente (FPI). Vitale, mittelgroße Hunde verschiedener Rassen würden darauf abgerichtet, auf Feldern oder in und außerhalb von Gebäuden oder Fahrzeugen nach Sprengstoffen zu suchen, nachdem Metalldetektoren eine erste Sichtung vorgenommen hatten. Sie würden also vorrangig eingesetzt, um Blindgänger zu finden.

Polen und Belgien sind die hauptsächlichen Partner dieser Aktion, an der auch die Bundeswehr beteiligt ist, und die Grundschule der Tiere übernähmen. Neben den Minen- und Kampfmittelspürhunden würden Tiere auch zu Schutzhunden trainiert. „Während der Hund beim Minenspüren die Nase sehr tief halten muss, um feinste Partikel in der Erdanhaftung zu finden, muss zum Beispiel der Kampfmittelspürhund Gerüche in der Luft wahrnehmen“, erläutert auf der Bundeswehr-Website eine kommandierende Oberfeldveterinärin. Der Schutzhund übernehme zusätzlich zur Sprengstoffsuche auch Aufgaben, die beispielsweise zum Objektschutz gehörten.

Wie in der Nato-Ausbildung der ukrainischen Kräfte existiert auch mit den Tieren eine sprachliche Barriere – die Hunde müssten zweisprachig denken: Die deutschen Kommandos würden mittels eines Sprachmittlers ins Ukrainische übersetzt, manche ukrainischen Hundeführer würden allerdings auch bei den deutschen Kommandos bleiben, weil die prägnanter klängen als die muttersprachlichen, erklärt die Oberveterinärin.

Russland mobilisiert: Nachschub durch Karachai-Packpferde – Pferde aus dem Hochland des Kaukasus

Anders als die Hunde die menschlichen Kompetenzen mit ihrer angeborenen Expertise unterstützen, besteht der Verdacht, die Esel und Pferde der russischen Armee sind eine aus der Not geborene Lösung; was auch der Defense Express nahelegt – aufgrund verschiedener offener Quellen äußert das Magazin die Behauptung, die Aktivität ukrainischer Drohnen im Frontgebiet sei so intensiv, dass die Russen keinen rollenden Transporter sicher durchbringen könnten.

Die 55. motorisierte Schützenbrigade der 41. kombinierten Armee des Zentralen Militärbezirks sollen demnach mongolische Packpferde nutzen, die 34. selbstständige motorisierte Gebirgsschützenbrigade aus dem Südlichen Militärbezirk Karachai-Packpferde, also Pferde aus dem Hochland des Kaukasus. Einzelne Quellen des Defense Express sollen aber davon gesprochen haben, dass die Russen die Pferde absichtlich dort einsetzten, wo ohnehin kein Transporter mehr hingelangte – auch ohne Bedrohung. Diese Rasse gilt als so duldsam wie gutmütig und ausgesprochen nervenstark. Das verbindet sie mit dem Esel, der ebenfalls als äußerst ausdauernd gilt.

Viktor Sobolev scheint der Einsatz von Eseln daher ein raffinierter Schachzug, wie er gegenüber Gazeta.ru angedeutet hat: „Er weiß, wohin er gehen muss, wenn man es ihm zeigt.“

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