Vorfälle in der Ostsee: Jetzt warnt die Ukraine vor Taktik Russlands an den Nato-Grenzen
Sabotage von Ostsee-Kabeln sorgt für Spannungen: Droht die Eskalation? Der ukrainische Stabschef warnt und fordert die Nato zur Handlung auf.
Stockholm – Sabotierte Kabel, Spionage und bald auch Soldaten? Der kürzliche Angriff auf Daten- und Energiekabel in der Ostsee war nicht der erste Angriff durch sogenannte „hybride Kriegsführung“ und vermutlich auch nicht der letzte. Der Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Andriy Yermak, warnte vor einer möglichen weiteren Eskalationsstufe.
„Die Schattenflotte, die für die Sabotage von Kabeln verantwortlich ist, ist möglicherweise nicht die einzige derartige Bedrohung aus Russland“, schrieb Yermak auf der Plattform X. Der Stabschef vermutete: „Das Auftauchen von Soldaten in russischen Uniformen, die in Wirklichkeit aus Nordkorea oder von iranischen Stellvertretern stammen, in der Nähe der Nato-Grenzen ist durchaus denkbar, wenn Russland nicht sofort gestoppt wird.“
Russland testet Nato-Zusammenhalt: Strategie der hybriden Kriegsführung könnte Angriffe möglich machen
Bereits in der Vergangenheit warnten einige Beamten davor, dass hybride Kriegsführung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Alternative sein könnte, durch die Russland Nato-Gelände angreifen könnte, ohne einen klassischen Verteidigungsfall durch einen direkten Angriff auszulösen. „Es gibt mehrere Möglichkeiten für Russland, den Zusammenhalt des Bündnisses zu testen“, einschließlich begrenzter Landnahmen, sagte auch der ehemalige Leiter des Multinationalen Korps Nordost der Nato in Nordwestpolen, Generalleutnant Jürgen-Joachim von Sandrart, laut Newsweek.
James Appathurai, ein hochrangiger Nato-Beamter, der mit der Bekämpfung der hybriden Kriegsführung betraut ist, sagte gegenüber Sky News, es bestehe die „reale Aussicht“, dass Russland irgendeine Form eines unkonventionellen Angriffs gegen das Bündnis starten und „erhebliche“ Opfer verursachen könnte.
Vor diesem Hintergrund sollten sich die Nato-Staaten sollten sich mit den russischen „hybriden Bedrohungen an ihren Grenzen“ befassen, so Yermak. „Straflosigkeit führt zu Nachgiebigkeit. Dies ist der Moment, der starke Entscheidungen und entschlossenes Handeln erfordert.“

EU und Nato reagieren auf Vorfälle – Forderungen nach proaktiver Vorbereitung
Klar ist unabhängig von der genauen Strategie und dessen Richtigkeit: die Spannungen in der Ostsee nehmen zu. Im Mai hat die Nato bereits ein Treffen abgehalten, bei denen über die Sicherung kritischer Unterwasserinfrastruktur diskutiert. Nun will auch die Europäische Kommission weitere Schutzmaßnahmen erarbeiten: „Dazu gehören ein verbesserter Informationsaustausch, neue Detektionstechnologien, Unterwasserreparaturfähigkeiten und die internationale Zusammenarbeit.“ Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) forderte gegenüber der Funke-Mediengruppe proaktive Regelungen: „Wir müssen uns vorbereiten, um uns Putins Bedrohung selbstbewusst entgegenstellen zu können. Wenn wir die Bedrohung ignorieren, weil sie uns Unbehagen bereitet, wird sie nicht kleiner, sondern größer.“
Am Donnerstag fang die finnische Küstenwache das Schiff „Eagle S“ ab, das unter der Flagge der Cook-Inseln fuhr. Von beispielsweise der Europäischen Kommission wird angenommen, dass das Schiff Teil von Putins „Schattenflotte“ sei. Der Tanker überquerte das Stromkabel von Estlink 2 genau dann, als die Störung am 25. Dezember gemeldet wurde. Erst im November wurden zwei andere Unterwasserkabel unterbrochen, was Anlass zur Sorge über mögliche Sabotage gab. Aktuell wird in diesem Zusammenhang gegen den chinesischen Massengutfrachter, die Yi Peng 3, ermittelt. (lismah)