US-General warnt vor Putin-Angriff auf Nato-Ostflanke

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Im Westen wächst die Angst vor einem russischen Angriff auf die Nato-Ostgrenzen im Fall einer Niederlage der Ukraine. Das hätte Folgen für Deutschland.

Berlin – Die Entwicklung des Ukraine-Kriegs hat Folgen für die Weltordnung der nächsten Jahrzehnte, da sind sich internationale Militärexperten einig. Und nicht nur die Souveränität Kiews hängt von dem Erfolg der Truppen Wladimir Putins auf dem Schlachtfeld, in der Luft und auf dem Meer ab – auch die Nato-Ostflanke könnte gefährdet sein. Kommt es so weit, würden laut dem früheren US-General Ben Hodges viele Menschen nach Deutschland flüchten.

Russland feiert Tag des Sieges mit Militärparade am 9. Mai.
Am 9. Mai feiert Russland den Tag des Sieges der Sowjetunion über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg. Traditioneller Höhepunkt ist dabei die Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau mit Zehntausenden Soldaten und einer gewaltigen Waffenschau mit Panzern, Raketen und Militärtechnik. Für Kremlchef Wladimir Putin ist das die ideale Gelegenheit, um inmitten des Ukraine-Kriegs Siegeszuversicht zu demonstrieren. Schon Tage vorher stimmen Russlands Streitkräfte die Menschen darauf ein: Im „Park des Sieges“ in Moskau präsentieren sie ihre Trophäen. Dazu gehören auch ein deutscher Leopard-Panzer sowie andere Waffen aus Nato-Staaten. Anderswo im Land sind die Paraden aus Sicherheitsgründen abgesagt worden. © Wjatscheslaw Prokofjew/Imago

„Fällt die Ukraine, wird Deutschland einer der größten Verlierer sein. Die Staaten, die zwischen ihm und Russland liegen, wären in diesem Szenario in Kämpfe verwickelt, Deutschland würde von Flüchtlingen überrannt“, sagte Hodges gegenüber dem Portal t-online. „Eine russische Niederlage in der Ukraine liegt also sowohl im deutschen als auch im Interesse weiterer Nato-Staaten, darunter den USA – nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Interessen. Umgekehrt würde durch einen Sieg der Ukraine die Möglichkeit eines tatsächlichen Konflikts zwischen Russland und der Nato stark verringert.“

Nato-Außengrenzen in Gefahr? „Immer mehr europäische Politiker erkennen die Bedrohung“

Der frühere General der United States Army und Befehlshaber der amerikanischen Truppen in Europa kritisiert insgesamt den mangelnden politischen Willen innerhalb der EU, für eine stärkere militärische Unterstützung der Ukraine. „Das ist für mich schwer nachzuvollziehen. Allerdings erkennen immer mehr europäische Politiker, dass diese Bedrohung nicht einfach verschwinden wird. Wenn die Ukraine scheitert, dann wird alles nur noch viel schlimmer.“

In den letzten Wochen äußerten sich einige EU-Politiker besorgt über die Sicherheitslage an den Nato-Außengrenzen. Vor allem die baltischen Staaten und Polen mit direkten Grenzen zu Russland fühlen sich bedroht. „Wir wissen, dass Russlands Ziele und seine ungerechtfertigten imperialen Ambitionen weit über die Grenzen der Ukraine hinausgehen“, sagte die litauische Regierungschefin Ingrida Simonyte laut dpa nach einem Vierertreffen mit Scholz und ihren Amtskolleginnen Evika Silina (Lettland) und Kaja Kallas (Estland) in Riga. „Die Sicherheit der baltischen Staaten hängt direkt vom Sieg der Ukraine ab.“

Bedrohung durch Russland? Selbst Schweden und Finnland traten Nato bei

Auch der Chef der polnischen militärischen Spionageabwehr, Jarosław Stróżyk, hat gewarnt, dass Putin bereits auf eine kleine Operation gegen Nato-Grenzstaaten in Nordosteuropa vorbereitet sei. „Putin ist sicherlich bereits auf eine Minioperation gegen eines der baltischen Länder vorbereitet“, sagte Stróżyk laut Newsweek.

Russlands umfassende Invasion in der Ukraine, die im Februar 2022 als Fortsetzung eines von Moskau bereits seit 2014 geführten Krieges begann, habe die Beziehungen zwischen Russland und der Nato belastet. Auch Schweden und Finnland sahen sich durch die Bedrohung veranlasst, ihre jahrzehntelange Neutralität aufzugeben und dem transatlantischen Block beizutreten.

Wenn Ukraine verliert, könnten Polen und Rumänien im Alleingang handeln

Der Ukraine-Krieg ist weit mehr als ein Kampf um Staatsgebiet. Ex-US-General Hodges sieht in dem Konflikt ein geopolitisches Ringen um Hegemonie. Der Westen und die Ukraine müssten auch eine Art industriellen Wettbewerb gegen Russland und Unterstützer Iran und Nordkorea gewinnen. „Unser industrielles Potenzial ist gewaltig, nur muss die Unterstützung und Belieferung der Ukraine Priorität genießen. Es ist alles eine Frage des politischen Willens“, sagte er ebenfalls gegenüber t-online.

Die Entscheidungsträger im östlichen Europa seien sich der direkten Gefahr durch Russland im Falle einer Niederlage der Ukraine durchaus bewusst. Im Fall der Fälle würde Polen alleine in die Ukraine einmarschieren und Rumänien würde sich öffentlich zum Schutz der Republik Moldau bekennen, sagt Hodges. „Es gibt also zwei Nato-Länder, die durchaus dringenden Handlungsbedarf sehen könnten, wenn die Ukraine zu scheitern droht. Dieses mögliche Szenario sollte auch Deutschland zu denken geben.“

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