Krieg gegen Russland: Nato plant Pipeline quer durch Deutschland – „unsere Achillesferse“

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Im Kriegsfall mit Russland bekommen die Nato-Staaten ein Problem, wenn es um die Versorgung mit Treibstoff an der Ostfront geht. Ein Mammutprojekt soll das ändern.

Frankfurt - Die Nato plant einem Medienbericht zufolge den Bau eines Pipelinesystems durch Deutschland nach Polen und Tschechien, um den Nachschub von Kerosin für Kampfflugzeuge zu sichern. Es bestünden „erhebliche Probleme in der durchhaltefähigen Treibstoffversorgung der Kräfte, die im Falle des Falles an die Ostgrenze verlegt werden müssen“, heißt es in einem internen Vermerk der Bundeswehr, aus dem der Spiegel am Samstag zitierte. „Der Bedarf ist gigantisch.“

Demnach endet das bestehende Central European Pipeline System der Nato (CEPS) aus dem Kalten Krieg bisher im niedersächsischen Bramsche und im Raum Ingolstadt in Bayern. Das aus Dänemark kommende North European Pipeline System (NEPS) endet im schleswig-holsteinischen Hohn. Doch mit dem Nato-Beitritt von Warschauer-Pakt-Staaten ist die Front nach Osten hin gewandert – das Pipelinesystem wurde dorthin jedoch noch nicht erweitert. Ein kritischer Zustand, sollte es zum Kriegsfall zwischen Russland und der Nato kommen. Geplant ist der Bau von Pipelines und Tanks jedoch schon, seit Russland 2022 seinen Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen hatte. Diese sollen Kerosin, Diesel und Benzin befördern können.

Ein Tornado-Kampfflugzeug startet während der Übung „Baltic Hunter 2023“ vom Flugplatz des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 „Steinhoff“ in Rostock-Laage.
Kampfflugzeuge benötigen viel Kerosin. Das könnte für die Nato an der Ostflanke im Ernstfall zum Problem werden. © Jens Büttner/dpa

Bei Angriff Russlands: Deutschland hat bei Nato-Pipeline eine Schlüsselrolle

Eine Erweiterung der bestehenden Systeme mit Fokus auf Osteuropa und die Verbindung zwischen einzelnen Pipelinesystemen sei daher ein „wesentlicher Baustein einer zukünftigen Versorgung“. Interne Gespräche der Alliierten hätten ergeben, dass die Pipelinesysteme „das Rückgrat für die Nato-Kraftstoffversorgung“ seien, zitierte der Spiegel zudem aus einer Vorlage für die Leitungsebene des Verteidigungsministeriums. Ein Nato-General bezeichnete die Nachschubwege dem Spiegel-Bericht zufolge als „unsere Achillesferse“.

Deutschland hat hier wegen seiner zentralen Lage eine Schlüsselrolle. Es handle sich um „das größte Nato-finanzierte militärische Bauprojekt“ Deutschlands, heißt es laut Spiegel in der Ministeriumsvorlage. Zu den Einsatzplänen der Nato gehöre auch „eine Lagerung von Treibstoff so weit wie möglich im Osten in der Nähe des potenziellen Einsatzgebietes“, so ein interner Vermerk.

Nato-Pipeline soll Treibstoffe in den Osten bringen – Kosten: 21 Milliarden Euro

Die im niedersächsischen Bramsche ankommende Pipeline soll nach Polen verlängert werden, um die Lücke nach Osteuropa zu schließen. Aus dem Raum Ingolstadt in Bayern soll eine weitere Trasse nach Tschechien gebaut werden. Zudem werde erwägt, das nördliche Pipelinesystem mit dem zentralen Pipelinesystem zu verbinden. In Polen und Tschechien sollen demnach ebenfalls Pipelines gebaut werden, um den Treibstoff weiter nach Osten zu transportieren, beispielsweise nach Litauen, wo die Bundeswehr eine Brigade stationieren will.

Insgesamt kostet das Megaprojekt dem Bericht zufolge voraussichtlich 21 Milliarden Euro. Deutschland werde sich mit mehr als 3,5 Milliarden Euro beteiligen, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) dem Spiegel. „Für unsere Soldatinnen und Soldaten ist die verlässliche Kraftstoffversorgung eine der zwingenden Voraussetzungen für ihre Einsatzbereitschaft“, betonte er.

Bau von Nato-Pipeline durch Deutschland könnte Jahrzehnte dauern

Die gesamte Bauzeit wird auf 20 bis 25 Jahre geschätzt, die Pipeline selbst soll größtenteils aber bereits bis 2035 fertig sein, wie das Magazin berichtete. Es zeichnen sich jedoch schon jetzt mehrere Hürden ab, die das Projekt deutlich verzögern könnten. Denn: Die Trasse führe unter mehreren Flüssen und durch Wasser- und Naturschutzgebiete hindurch, heißt es demnach in den Dokumenten. Zudem müssten Grundstücksfragen geklärt werden. Auch Enteignungen sind demnach nicht ausgeschlossen. Bürgerinnen und Bürger, Kommunen und Bundesländer könnten sich wegen Umweltbedenken oder Grundstückskonflikten gegen die Pläne wehren. Ein Gang durch drei Gerichtsinstanzen könne den Bau um bis zu zehn Jahre verzögern, schreibt der Spiegel.

Hinzu kommt die Frage der Finanzierung. Eigentlich habe der Nato-Rat den Plan bis zum Sommer beschließen wollen. Doch Amerika könnte die Pläne durchkreuzen. Durch die jüngsten Annäherungen des neuen US-Präsidenten Donald Trumps zu Wladimir Putin und die kritische Sicht der US-Regierung auf die Nato gilt die gemeinschaftliche Finanzierung als unsicher. (ial/AFP)

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