Chemiewaffen im Ukraine-Krieg: Militär-Experte mahnt zur Sicherung von Assads Chemiewaffendepots

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Im Ukraine-Krieg soll Russland Chemiewaffen eingesetzt haben. Zuvor soll das Vorgehen aber in Syrien getestet worden sein.

Kiew/Damaskus – Im Ukraine-Krieg sollen bereits mehr als 2000 Angehörige des ukrainischen Militärs durch russische Chemiewaffen verletzt worden sein, erklärte Artem Wlasiuk, Leiter der Abteilung für Umweltsicherheit und Zivilschutz der ukrainischen Streitkräfte, in einer Pressekonferenz (13. Dezember). Das berichtete die Kyiv Post. Als Schlüsselfigur hinter diesen Attacken gilt der russische General Igor Kirillow, der die Chemiewaffen-Einsätze koordiniert haben soll.

Am 17. Dezember wurde Igor Kirillow durch eine Explosion in Moskau getötet. Die Ukraine bezeichnete diesen Schlag gegen einen der führenden Köpfe des russischen Chemiewaffenprogramms als „absolut legitimes Ziel“, wie ein Vertreter des ukrainischen Geheimdienstes SBU der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte. Hamish de Bretton-Gordon, britischer Militärexperte und ehemaliger Kommandeur der chemischen Verteidigungskräfte, beschrieb Kirillow im Interview mit dem Stern, als eine zentrale Figur bei Russlands Einsatz chemischer Waffen – auch über die Ukraine hinaus.

Chemiewaffen im Ukraine-Krieg: Vorher Test in Syrien – „Drehbuch“ und „Ideen“ für die Ukraine

Der Experte erklärte, man wisse, dass Kirillow in Syrien gemeinsam mit Sergei Surowikin, dem damaligen Befehlshaber der russischen Truppen in Syrien, aktiv gewesen sei. Russland habe Baschar al-Assad beim Aufbau seines Chemiewaffenprogramms unterstützt. „Ich denke, dort hat Kirillow viele seiner Ideen entwickelt“, die jetzt in der Ukraine umgesetzt werden, fügte de Bretton-Gordon hinzu. „In Syrien entwickelte Russland das ‚Drehbuch‘, nach dem es heute in der Ukraine operiert“, so der Experte weiter.

Im Ukraine-Krieg setzt Putin seit Jahresbeginn scheinbar vermehrt immer häufiger illegale chemische Kampfstoffe ein. Dies ging nun aus Berichten ukrainischer Offiziere und Soldaten hervor.
Russische Chemieschutzeinheiten beim Training (Symbolbild) © IMAGO / Depositphotos

Trotz Chemiewaffenverbot: Syrien hatte zuletzt rund 200 Tonnen chemische Waffen gelagert

Obwohl Syrien 2013 offiziell der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) beitrat und versprach, seine Chemiewaffen zu vernichten, blieben Zweifel an der vollständigen Umsetzung bestehen. Bevor die Israelis die Lagerstätten bombardierten, sollen laut de Bretton-Gordon noch rund 200 Tonnen chemischer Waffen in Syrien gelagert gewesen sein. Die OPCW warnte zuletzt erneut, dass ungesicherte Chemiewaffen weiterhin eine erhebliche Gefahr darstellen.

Die israelischen Angriffe auf die Lagerstätten von Assads Chemiewaffen erfolgten, um eine potenzielle Gefahr durch diese Waffen zu neutralisieren, insbesondere die Möglichkeit, dass sie in die Hände der Hisbollah oder anderer gefährlicher Akteure gelangen könnten, erklärte de Bretton-Gordon dem Stern.

Eine Gefahr, dass die Waffen in falsche Hände fallen könnten, sieht de Bretton-Gordon nicht. „Die Gefahr, dass Rebellen damit etwas anrichten können, ist eher gering –schon allein deshalb, weil das Zeug tödlich für einen selbst ist, wenn man nicht weiß, was man tut“, erklärte er. Jedoch müsse man die chemischen Waffendepots „ohne Aufschub“ sichern.

Nach Sturz von Assad: HTS will Chemiewaffenbestände sichern

Nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad forderte die OPCW die syrischen Behörden auf, die Chemiewaffen im Land abzusichern. Die Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS), die die erfolgreiche Großoffensive gegen die Assad-Regierung angeführt hatte, erklärte, sie werde verbliebene Chemiewaffenbestände des Landes sichern. Man werde nicht zulassen, dass Waffen gegen Zivilisten eingesetzt werden, sagte die Miliz laut der US-Organisation SITE.

Sie werde alle Militärstandorte sichern und unter keinen Umständen zulassen, „dass diese Standorte oder Waffen in verantwortungslose Hände fallen“, hieß es von der HTS weiter. Die Gruppe erklärte zudem, sie sei bereit, „mit der internationalen Gemeinschaft in allen Fragen der Überwachung von Waffen und sensiblen Bereichen zusammenzuarbeiten“. (AFP/lw)

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