„So geht das nicht“ – Ukraine drängt Bürger im Ausland zum Kriegsdienst
Der Ukraine fehlt es im Krieg gegen Russland vor allem an Soldaten. Das Land sucht verzweifelt nach Rekruten – und erhöht den Druck auf Bürger im Ausland.
Kiew – Die Ukraine befindet sich seit mehr als zwei Jahren im Ausnahmezustand. Der erbitterte Verteidigungskampf gegen die Truppen von Russlands Machthaber Wladimir Putin zeigt sich in der aktuellen Situation durch den Mangel an Waffen, Munition und allen voran Soldaten. Nun scheint das Land den Druck auf wehrdienstpflichtige Bürger im Ausland zu erhöhen.
Auf X (ehemals Twitter) äußerte sich jetzt der Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, zu möglichen Konsequenzen für ukrainische Männer, die der geltenden Wehrpflicht nicht nachkommen würden. „Der Schutz der Rechte und Interessen der ukrainischen Bürger im Ausland war und bleibt eine Priorität des Außenministeriums“, schreibt Kuleba. Durch den Krieg in der Ukraine habe aber die Verteidigung des Landes einen wesentlich höheren Stellenwert. Die Regierung in Kiew erwägt nun womöglich die Einschränkung konsularischer Dienste, wie das Ausstellen von Reisedokumenten.
„Es herrscht Krieg in unserem Land“ – Außenminister will Rechte von Ukrainern im Ausland beschränken
Mit dem Vorhaben versuche das Land, Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren zur Rückkehr in die Ukraine zu drängen, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Demnach habe das Außenministerium angekündigt, die „Entgegennahme neuer Anträge für konsularische Dienstleistungen“ vorübergehend auszusetzen. Männern in der genannten Altersgruppe werde somit lediglich ein „Personalausweis für die Rückkehr in die Ukraine“ ausgehändigt.
Kuleba begründet den Vorstoß damit, dass ein Aufenthalt im Ausland einen ukrainischen Bürger „nicht von seinen Pflichten gegenüber dem Vaterland“ entbinde. Man könne nicht erwarten, Leistungen aus der Ukraine zu beziehen, während andere an der Front kämpfen. „So geht das nicht. Es herrscht Krieg in unserem Land“, so Kuleba.
Ukraine will mehr Soldaten mit Mobilmachungsreform rekrutieren
Die Aufforderung an im Ausland lebende Ukrainer geht einher mit einer Reform zur Mobilmachung, die das Parlament in Kiew Anfang April verabschiedete. Das umstrittene Gesetz verschärft hauptsächlich die Regeln zur Erfassung von Wehrpflichtigen, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Während des geltenden Kriegsrechts seien alle Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren verpflichtet, ihren Wehrpass bei sich zu führen.
Ein Mehr an Soldaten verspreche sich die Ukraine darüber hinaus durch das Absenken des Einzugsalters auf 25 Jahre. Unter den jungen Ukrainern sorgte diese Änderung für Bedenken. Die Sunday Times berichtete von Jugendlichen, deren Angst vor einem Einsatz im Ukraine-Krieg wächst.
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der das Gesetz unterzeichnete, verspreche sich von der Änderung derweil die dringend benötigten Soldaten. Die Ukraine hoffe, dass das Land bis zu 400.000 weitere Soldaten rekrutieren könne, berichtete der Deutschlandfunk. Gemeinsam mit den Sanktionen gegen Ukrainer im Ausland könnte so die Wehrfähigkeit gegen Russland vielleicht wieder hergestellt werden. (nhi)