„Politiker an die Front!“: Thema Kriegsdienstverweigerung sorgt für Diskussionen

Der FOCUS-online-Artikel „Antragsflut bei Bundeswehr: Tausende Deutsche verweigern Kriegsdienst“ hat viele Leser bewegt und eine leidenschaftliche, zum Teil kontroverse Debatte ausgelöst. Der Beitrag thematisiert die drastisch zunehmende Zahl von Menschen, die den Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen verweigern.

Neueste Daten der Bundeswehr zeigen, dass die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in diesem Jahr auf den höchsten Wert seit 14 Jahren zusteuert. Bis Ende August 2025 gingen schon 3257 Anträge ein, fast 10 Prozent mehr als im gesamten Jahr 2024. Im Vergleich zu 2022, als der Ukrainekrieg begann und auch in Deutschland die Angst vor bewaffneten Konflikten wuchs, hat sich die Zahl der Kriegsdienstverweigerer mehr als verdreifacht!

1500 Kommentare: Hitzige Debatte um Kriegsdienstverweigerung und Verteidigung Deutschlands

In den mehr als 1500 Kommentaren zeichnen sich zwei große Strömungen ab. Während viele Leser das Recht auf Kriegsdienstverweigerung begrüßen, werfen andere Teilen der Jugend und Gesellschaft mangelnde Wehrbereitschaft oder Egoismus vor. Auch Fragen zu Patriotismus, Wertewandel und gesellschaftlicher Verantwortung bestimmen die Diskussion. 

Insgesamt zeugt die Leserdebatte von einem Klima, das von einem fundamentalen Misstrauen gegenüber der politischen Führung sowie von tiefen Rissen zwischen Pflichtgefühl und Ablehnung autoritärer Vorgaben geprägt ist.

Sehr viele FOCUS-online-Leser äußern Verständnis für Kriegsdienstverweigerer. Sie sehen Krieg als reine Sache der Politik und lehnen den Dienst an der Waffe aus persönlichen oder politischen Gründen ab. Hier einige Stimmen: 

  • „Für dieses Deutschland würde ich auch keinen Finger mehr krumm machen. Nicht mal als Reservist.“
  • „Nie im Leben würde ich für diese Regierung in den Krieg ziehen.“
  • „Wer will schon für den Fritz, die Uschi und den Boris in den Krieg ziehen? Kein normal denkender Bürger, oder?“ (gemeint sind Bundeskanzler Friedrich Merz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Verteidigungsminister Boris Pistorius, die Redaktion)
  • „Wenn Merz, Pistorius, Linnemann, Klingbeil und Söder mit der Waffe in der Hand vornweg in der ersten Reihe marschieren, würde ich auch mit ihnen in den Krieg ziehen. Aber so… sehe ich überhaupt nicht ein.“
  • „Sollen die Politiker selber an die Front gehen.“
  • „Wir benötigen eine Armee aus Politikerkindern. Dann gibt es bald keine Kriege mehr.“
  • „Ich habe Verständnis für jeden, der den Wehrdienst verweigert. Jedoch muss die Anerkennung einer Verweigerung mit der Verpflichtung zu einem sozialen Ersatzdienst verbunden sein. Ohne Wenn und Aber!“
  • „Tausende Deutsche verweigern den Kriegsdienst und das ist gut so.“
  • „Selbstverständlich verweigern unsere Söhne auch. Und ich hoffe, es werden ihnen viele folgen.“
  • „Ich kann jeden Wehrdienstverweigerer gut verstehen. Soll doch die Regierung mit gutem Beispiel vorangehen, mal sehen, wer den Politikern folgt. Ich glaube, viele wären froh, wenn sie dann endlich weg wären.“
  • „Krieg ist nur für die Politiker.“
  • „Ich will und würde diesem Land niemals dienen wollen.“
Frieden
Fahne mit Taube als Friedenssymbol, Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im Kreis deutscher Soldaten dpa

Viele Leser beklagen fehlenden Nationalstolz und Patriotismus 

Viele Leser beklagen fehlenden Nationalstolz und Patriotismus in Deutschland. Sie sehen in dem von der Politik im Laufe der Jahre herbeigeführten Zustand eine entscheidende Ursache für mangelnde Verteidigungsbereitschaft. Hier einige Stimmen:

  • „Patriotismus verachten, aber jetzt zur Landesverteidigung aufrufen. Finde den Fehler...“
  • „Der Staat hat uns jahrelang verkauft, dass Nationalstolz was völlig schrecklich Rechtes ist. Selbst schuld, Politiker an die Front.“
  • „Nationalstolz oder Patriotismus sind nicht gefragt. Alles, was nicht der Regenbogen-Affinität entspricht, ist verdächtig.“
  • „Kein Wunder, unter der Regenbogenfahne versammeln sich keine Krieger.“
  • „Das ist kaum verwunderlich, nachdem man Patriotismus über lange Zeit als etwas Schlechtes hingestellt hat. Man hat alles getan, damit dieses Gefühl nur nicht mehr aufkommt, und jetzt, wo es nötiger denn je ist, wundert man sich.“
  • „Die Frage ist doch, warum junge Menschen dieses Land noch verteidigen sollten. Für ‚Vaterland und Ehre‘? Das ist seit 2015 und Habeck Geschichte. Für Ihre Armutsrente? Für das Wohlbefinden unserer Gäste? Für galoppierende Sozialabgaben? Für die höchsten Steuern und Abgabe in Europa? Für eine nicht mehr funktionierende parlamentarische ‚Demokratie‘?“
  • „Wer möchte sich schon für ein Land opfern, welches einen ausnimmt wie eine Weihnachtsgans, welches einem die Luft zum Atmen nimmt, alle Freiheiten beschränkt, die Fleißigen bestraft und die Faulen belohnt?“
  • „Kriegsdienst für was? Für ein grenzenloses multinationales Siedlungsgebiet?“

„Wieso für dieses Land kämpfen?“ Kritik an Regierungspolitik

Eine Vielzahl der Kommentatoren äußert ein ausgeprägtes Misstrauen gegenüber der herrschenden Politik. Die Leser werfen den Regierenden fehlende Legitimation, mangelnde Vorbildfunktion und Inkompetenz in Verteidigungsfragen vor. Auch die Institution Bundeswehr und deren Zustand wird heftig kritisiert. Hier einige Stimmen:

  • „Wenn ein Land bzw. die Politiker seine Bürger so verachtet und gegen ihren Willen Politik betreibt, wieso sollten sie es mit ihrem Leben verteidigen?“
  • „Die Politik arbeitet nicht für das Volk und nicht zum Wohle des Landes. Sie regiert nach Ideologie und Selbstwahn. Also was soll man denn verteidigen? Warum?“
  • „Ich dachte, jetzt, wo die Linken endlich über alle Institutionen gewonnen haben, melden sich deren Anhänger in Scharen, um ‚unsere Demokratie‘ an vorderster Front zu verteidigen.“
  • „Wichtig ist, dass wir den Ukrainern, vor allem den männlichen, Asyl gewähren, anstatt sie für ihr Land dienen zu lassen. Unsere Landsleute für diese einsetzen? Das fragt ihr euch wirklich? Wer sollte so doof sein?“
  • „Warum sollte ein junger Mann dieses Land verteidigen, während Tausende von Südländern in den Städten ohne Arbeit von eben diesem Land versorgt werden, ohne dass sie arbeiten müssen?“
  • „Offenbar bewirken die vielen Werbeplakate der Bundeswehr an den Bushaltestellen, mit freudig lächelnden jungen Menschen, die anscheinend ihr Glück bei der Bundeswehr kaum fassen können, genau das Gegenteil?“
  • „Wer sich den Zustand und insbesondere die technische Ausstattung der Bundeswehr vor Augen führt, kann nur mit allen Mitteln versuchen, dem Wehrdienst zu entgehen.“

„Jämmerliche Weicheier“: Leser kritisieren verwöhnte Kuschel-Jugend

Nicht wenige Leser kritisieren die heutige Jugend als verweichlicht und verantwortungslos. Sie werfen jungen Menschen mangelndes Pflichtbewusstsein vor, gerade in der Frage, was man für sein Land im Ernstfall tuen kann. Hier einige Stimmen:

  • „Die Jugend heute braucht Safe Spaces (Schutzräume, die Redaktion), weil Worte weh tun können, und die Politik unterstützt sie dabei. In Bezug auf Wehrhaftigkeit haben wir eine ganze Generation verloren. Das lässt sich mit Geld nicht korrigieren. Die Deutschen müssten aufhören, jämmerliche Weicheier zu sein.“
  • „So ist das mit unserer Jugend. Kennen nur Wohlstand, Malle und großes Taschengeld. Dass diese Sicherheit verteidigt werden muss, haben ihnen Politik und Gesellschaft nicht beigebracht und sträflich vernachlässigt. Wie die Linken, große Teile der SPD und die AfD pflücken sie Blümchen und laufen in die Kirche zum Beten, sollte Putin einmal angreifen.“
  • „So ist das heute mit der jüngeren Generation, alles mitnehmen, was man meint, es stehe einem zu, und der Montag sollte am besten der Freitag sein! Aber die Zeit wird komplizierter und wesentlich härter, die Work-Life-Balance ist vorbei...“
  • „Sollte wirklich einmal Russland in irgendeiner Weise eine Bedrohung für unser Land darstellen, wären wir in kürzester Zeit überrannt. Oder denkt jemand, mit diesen Männern, die lieber den ganzen Tag am Handy herumdaddeln, ist irgendetwas zu gewinnen?“
  • „Es ist traurig, dass diese Jugendlichen unser Land nicht verteidigen würden. Sie profitieren von unserem Land, aber wenn es dann daran geht, etwas zurückzugeben, laufen sie weg.“
  • „Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass die jungen Damen und Herren Angst haben, möglicherweise ohne Handy-Empfang und ohne E-Roller auskommen zu müssen. Dazu noch Ordnung, Sauberkeit und Disziplin lernen - ein absolutes No-Go!“
  • „Die Jugend fordert, dass die Alten länger arbeiten, dann fordere ich, dass die jungen Leute uns verteidigen!“

„Ein Volk von Egoisten“: Deutscher Wohlstand sollte verteidigt werden

Etliche Leser fordern eine Verteidigungspflicht in Deutschland und bezeichnen Kriegsdienstverweigerer als undankbar oder egoistisch. Sie betonen die gesellschaftliche Verantwortung und geißeln Verweigerung des Kriegsdienstes als Zeichen eines verantwortungslosen Egoismus. Hier einige Stimmen:

  • „Wer nicht verteidigt, weiß unseren Wohlstand nicht zu schätzen. Er kann gehen.“
  • „Ein Volk von Egoisten und Papiertigern. Hoffentlich werden die alle zu Ersatzdienst herangezogen. Leute braucht man da genug.“
  • „Tausende verweigern den Kriegsdienst. Und dann glaubt die SPD wirklich, Freiwilligkeit bei der Wehrpflicht würde reichen. Wie unrealistisch.“
  • „Immer schreien sie: ‚Für dieses Land rühre ich keine Waffe an und ziehe nicht in den Krieg.‘ Aber die Vorteile, die dieses Land bietet, werden allzu gerne in Anspruch genommen.“
  • „Wer nicht bereit ist, die Werte, mit denen wir eigentlich in Deutschland ganz gut leben, zu verteidigen, der sollte sich dann aber auch nicht wundern, wenn aufgrund dieses unsozialen Verhaltens, diese Werte irgendwann weg sind.“
  • „Deutschland braucht Verteidigung. Verantwortung statt Naivität: Lasst Euch ausbilden, damit wir im Ernstfall vorbereitet sind.“

Spöttische Kommentare zum Kriegsdienst: „Wenn Pistolerus ruft...“

Nicht wenige Kommentare enthalten ironische, sarkastische und humorvolle Gedanken. Die Spannweite reicht von Spott über politische Initiativen bis zu düsteren Zukunftsszenarien der Wehrhaftigkeit. Hier einige Stimmen:

  • „Wenn Pistolerus ruft, die Wehrpflicht kommt, auf auf zu den Waffen, auf auf in den Krieg...“
  • „Ich habe mir einen Rollator gekauft, muss nur noch die Halterung fürs Gewehr einbauen und lackieren, schön oliv.“
  • „Soviel zu Gefreiten Pistolerus Kriegsbegeisterung gegen Russland. Er will Krieg und keiner geht hin.“

Diskutieren Sie mit: Was halten Sie von der steigenden Zahl an Kriegsdienstverweigerern – ein Ausdruck berechtigten Selbstschutzes, ein Zeichen politischer oder gesellschaftlicher Krise oder schlicht Desinteresse? Wie würde Ihre Entscheidung ausfallen, wenn Ihr Land Sie zur Verteidigung rufen würde? Schreiben Sie Ihre Meinung in die Kommentare und beteiligen Sie sich an der Debatte!