Die Strategie Russlands dürfte auch im vierten Kriegswinter die gleiche sein: Mit Angriffen auf die Energieversorgung der Ukraine soll die dann frierende Bevölkerung zermürbt werden. In diesem Jahr wird die Ukraine dem aber wahrscheinlich besser trotzen können als in der Vergangenheit. Grund dafür sind riesige Batteriesysteme.
Wie das "Wall Street Journal" schreibt, stammen die 2,40 Meter hohen Batterieblöcke aus den USA. Sie sind in Batterieparks an sechs Standorten gebündelt. Ihre Gesamtkapazität soll 200 Megawatt betragen – damit können rund 600.000 Haushalte rund zwei Stunden mit Strom versorgt werden.
Ukrainische Batterieparks sind "neue Geheimwaffe" gegen Russland
Damit stellen die Batterieparks zwar keine langfristige Energieversorgung sicher, können aber Lücken in der Energieversorgung der Ukraine schließen. Die Standorte sind laut "Wall Street Journal" an das Energienetz angeschlossen und liefern Strom, wenn eine andere Quelle, wie beispielsweise ein Wärmekraftwerk, ausfällt.
Der X-Account OSINTdefender, der sich auf militärische und technologische Entwicklungen rund um die Ukraine spezialisiert hat, bezeichnet die Batterieparks als "neue Geheimwaffe". Auch die Ukrainer selbst sind begeistert. Das hohe Summen, das von den Batterien ausgeht, bezeichnete ein Berater des größten Energieversorgers des Landes als "den besten Klang der Welt".
Ukraine setzt auf dezentrale erneuerbare Energie
Das 140 Millionen US-Dollar teure Programm soll nicht nur im Winter, sondern auch langfristig helfen. Um weniger von einzelnen großen Kraftwerken abhängig zu sein, baut die Ukraine nämlich alternative Energiequellen wie Wind- und Solarenergie aus. Sie funktionieren dezentral und sind so für Russland schwieriger zu zerstören.
Weil es bei der Produktion erneuerbarer Energien zu Schwankungen kommt, braucht es Speicherkapazitäten, um den Stromfluss zu regulieren. "Es gibt immer Schwankungen, es gibt immer Unordnung im System, und jemand muss diese Unordnung beseitigen", sagte ein ukrainischer Energieberater dem "Wall Street Journal". "Diese Batterien beseitigen diese Unordnung tatsächlich sehr, sehr effektiv."
So wie die erneuerbaren Energiequellen dezentral funktionieren, tun es auch die Batterien. Wird eine bei Angriffen zerstört, wäre das kein Weltuntergang, so der Energieberater. "Ich würde zwar weinen und fluchen, aber ehrlich gesagt ist es nicht so schwer, einen Würfel zu ersetzen." Währenddessen speichern die anderen Batterien weiter Strom.
Standorte der Batterien sind geheim
Um trotzdem Angriffe zu vermeiden, sind die genauen Standorte der Batterieparks geheim. Bekannt ist nur, dass sie in Kiew und der Region Dnipropetrowsk aufgebaut wurden. Die Ukraine verrät nicht einmal, wie genau sie die Standorte schützt.
Vor dem Krieg hat die Ukraine den Großteil ihrer Energie aus Kernkraftwerken bezogen. Das größte von ihnen in Saporischschja wurde jedoch 2022 von Russland besetzt und wurde sicherheitshalber abgeschaltet. Die Armee von Präsident Wladimir Putin hat zudem alle Wärmekraftwerke der Ukraine angegriffen. Obwohl einige Kraftwerke wieder in Betrieb sind, sind andere nicht mehr zu reparieren.