Selenskyj hat plötzlich große F-16-Kampfjet-Sorgen: „Anzahl nicht strategisch“
Präsident Selenskyj glaubt, dass die Ukraine nicht genügend F-16-Kampfjets bekommt, „um es auf Augenhöhe mit der russischen Luftwaffe aufzunehmen.“
Kiew – Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, brachte seine Skepsis darüber zum Ausdruck, ob die F-16-Kampfjets, die westliche Partner liefern, einen Unterschied auf dem Schlachtfeld machen können. „Die Entscheidung, F-16 an die Ukraine zu übergeben, war strategisch, aber ihre Anzahl war nicht strategisch“, sagte er am 15. Juli auf einer Pressekonferenz in Kiew. Selenskyj bezweifelt nicht, dass die Kampfflugzeuge wertvolle Waffensysteme sind, die die Fähigkeiten seiner Armee im Krieg gegen die russischen Aggressoren um Wladimir Putin erweitern und verbessern würden.
Sie könnten dabei helfen, Raketen und Drohnen kostengünstiger abzuschießen, als das etwa mit Patriot-Luftabwehrsystemen der Fall ist, und russische Kampfflugzeuge in der Luft sowie am Boden zu bekämpfen. Darüber hinaus wären sie in der Lage, Angriffe gegen weitere russische Bodenziele wie Radar- und Luftabwehrstellungen zu fliegen, etwa unter Einsatz bisher vom Boden abgefeuerter westlicher Marschflugkörper. Gerade weil die F-16 so wichtig für sein Land sind, beklagt Selenskyj aber die seines Erachtens zu geringe Anzahl, die die Ukraine davon erhalten soll.
Selenskyj fürchtet: Es kommen nicht genügend F-16-Kampfjets in die Ukraine
Nach wie vor bleibt unklar, wann wie viele F-16-Kampfjets auf ukrainischen Militärflugplätzen eintreffen werden. Zwar bekräftigten die USA, Dänemark und die Niederlande während des Washingtoner Nato-Gipfels in der vergangenen Woche, dass die Überstellung der Maschinen bereits im Gange sei. Einen Tag bevor sie am 2. Juli aus dem Amt schied, hatte die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren noch ihr nationales Parlaments darüber informiert, dass „die Lieferung des ersten Flugzeugs bald erfolgen“ werde. Die „erforderliche Genehmigung für den Export von Rüstungsgütern in die Ukraine“ sei erteilt worden.
Auch die neue rechts-konservative Regierung unter der Führung von Geert Wilders Volkspartij voor Vrijheid en Democratie steht zu dieser Zusage. Dennoch: Die Geschichte der F-16-Lieferung an die Ukraine ist bisher eine der Versprechungen und Verspätungen. Ursprünglich hieß es aus Dänemark, man wolle bereits Anfang 2024 die ersten von 18 Maschinen liefern. Daraus wurde nichts. Stattdessen soll die Lieferung im laufenden zweiten Jahresquartal erfolgen, ukrainische F-16-Piloten könne man ab 2025 außerdem auch nicht mehr ausbilden. Norwegen und Belgien will die ersten Maschinen noch in diesem Jahr versenden, Belgien sagte nur vage 30 Maschinen bis 2028 zu.
Zu wenig und zu spät: 95 F-16-Kampfjets sind versprochen, aber bis zu 216 werden gebraucht
Deswegen wird Präsident Selenskyj nicht müde, die Dringlichkeit der Kampfjet-Lieferungen für sein Land zu betonen. So sagte er bei einem Interview im Ronald Reagan Institute am Rande des jüngsten Nato-Gipfels, dass die Ukraine auf die F-16 warte „wie meine Mutter früher nach der Schule auf mich gewartet hat, und ich immer einen Grund fand, später zu kommen.“ Die Lage sei nur „viel ernster, sehr viel ernster“. Er fügte hinzu, dass sein Land im Angesicht von etwa 300 Jets, die Russland im Krieg einsetze, selbst 128 F-16-Kampfflugzeuge benötige. Ansonsten, so Selenskyj, werde man „nicht in der Lage sein, es mit ihnen am Himmel aufzunehmen“.
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Die US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) geht sogar davon aus, dass die Ukraine 12 F-16-Schwadronen mit insgesamt 216 Maschinen benötigt, wenn sie erfolgreich Luftunterstützung für eigene Bodenoperationen leisten will. Jeweils vier Schwadronen müssten dem CSIS zufolge für die Unterdrückung der russischen Luftabwehr, zur Gefechtsfeldabriegelung aus der Luft und für den Kampf gegen das gegnerische Luftkriegspotential abgestellt werden.
Welche Länder wie viele F-16-Kampfjets an die Ukraine liefern:
- Belgien: 30
- Niederlande: 24
- Norwegen: 22
- Dänemark: 19
Selbst wenn alle versprochenen Maschinen die Ukraine bereits erreicht hätten, beliefe sich ihre Zahl höchstens auf 95. Daher warf Selenskyj am Montag in Kiew die rhetorische Frage in den Raum, ob „es genug von diesen Flugzeugen geben“ werde, „um es auf Augenhöhe mit der russischen Luftwaffe aufzunehmen“. Und antwortete prompt selbst: „Ich glaube, dass sie nicht ausreichen werden. Erwarten wir mehr? Ja“, so der ukrainische Präsident bei der Pressekonferenz. (Michael Kister)