Zuletzt gab es keine guten Nachrichten von der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH. Die Vorhaltekosten für das Gesundheitszentrum könnten erst in zehn Jahren fließen, bis dahin droht ein neues Millionenloch. Das Aktionsbündnis Pro Krankenhaus Schongau ist alarmiert.
Landkreis – „Weil da immer wieder Fragen aufkommen: Uns gibt es noch“, sagt Stefan Konrad vom Aktionsbündnis Pro Krankenhaus Schongau. Gemeinsam mit Daniela Puzzovio hatte er zum Pressegespräch geladen. Das Aktionsbündnis sei in den vergangenen Monaten zwar nicht so stark öffentlich wahrnehmbar gewesen wie noch vor einem Jahr, aber „wir beobachten genau die Entwicklung rund um das Schongauer Krankenhaus und begleiten diese kritisch“, versicherte Puzzovio.
Die letzten Nachrichten hätten die Mitglieder des Aktionsbündnisses alarmiert. Sie befürchten, dass selbst das Gesundheitszentrum „SOGesund“, das nach der Schließung des Schongauer Krankenhauses dort etabliert wurde, nicht mehr lange Bestand haben wird.
Landrätin Andrea Jochner-Weiß hatte im letzten Kreistag derartige Befürchtungen befeuert, als sie im Zuge der Beratungen über den Nachtragshaushalt 2024 mitteilte, dass die Vorhaltefinanzierung für die Betten im Ambulanzzentrum „erst in zehn Jahren“ fließen würden. Diese Darstellung hatte der Geschäftsführer des Krankenhauses Weilheim-Schongau, Thomas Lippmann, bestätigt.
Transformation kostete 200 Mitarbeitern den Job
Vergangenen Herbst hatte der Kreistag den Vorschlag von Aufsichtsrat und Geschäftsführung gebilligt, einen „Transformationsprozess“ für die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH zu starten. Daraufhin verloren 200 Mitarbeiter ihre Jobs und mussten abgefunden werden, das Schongauer Krankenhaus wurde geschlossen und dort ein „Gesundheitszentrum“ etabliert.
Dieses hat mehrere Standbeine: Ein medizinisches Versorgungszentrum, bei dem fest angestellte Ärzte Behandlungen anbieten. Dafür waren Investitionen nötig, wie Lippmann im Gespräch mit der Heimatzeitung erklärte. Denn pro Landkreis wird nur eine bestimmte Zahl an Facharztpraxen finanziert. Die GmbH musste also niedergelassenen Ärzten ihren Platz abkaufen, um ihn am MVZ anzugliedern.
Zweites Standbein sind Praxen für ambulante Eingriffe. Das sind Fachärzte, die sich im ehemaligen Schongauer Krankenhaus einmieten und OPs für ambulante Eingriffe nutzen. Das seien ganz normale Mietverhältnisse, für den Umzug der Fachärzte ins Krankenhaus seien keine Mittel geflossen, so Lippmann weiter.
Drittes Standbein soll die Station mit 40 Betten sein. Hier könnten die eingemieteten Fachärzte Patienten unterbringen, die nach dem Eingriff zwar noch Hilfe und Überwachung, aber keine größere medizinische Behandlung brauchen. Zudem soll die Station das Schwerpunktkrankenhaus in Weilheim entlasten. Damit die Betten dort für neue Patienten schneller frei werden, könnten Patienten nach Schongau überwiesen werden. Lippmann hatte im Gespräch keinen Hehl daraus gemacht, dass die Bettenstation im Finanzierungskonzept des Gesundheitszentrums von entscheidender Bedeutung ist.
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Wette auf Zahlungen vom Bund, die auf absehbare Zeit nicht kommen
Allerdings war der gesamte Transformationsplan, wie die Beteiligten auch immer wieder betonten, eine Wette auf die Zukunft. Er orientierte sich stark am Entwurf der Krankenhausreform, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach anstrebt und wo derartige Ambulanzkliniken wie das SOGesund eine zentrale Rolle einnehmen. Das damit verbundene Versprechen war, dass für derartige Stationen wie die in Schongau keine Fallpauschalen mehr zur Finanzierung gezahlt werden, sondern dass die Vorhaltekosten für Personal und Material direkt übernommen werden. Darauf hatten die Verantwortlichen der GmbH vertraut.
Nun ist allerdings die Krankenhausreform immer noch nicht beschlossen und die Hinweise darauf, dass die Vorhaltekosten erst in vielen Jahren übernommen werden, verdichten sich. Das bringt das SOGesund schon wieder in arge finanzielle Schieflage. Was wiederum auch für den Landkreis eine ausgesprochen schlechte Nachricht ist. Denn eigentlich war festgelegt, dass die Krankenhaus GmbH nach Ende der Transformationsphase nur noch acht Millionen Euro als Zuschuss bekommt – jeweils vier als Verlustausgleich und für Investitionen. Wenn nun die Einnahmen wegfallen und der Verlust ansteigt, steht die Frage im Raum, ob der Kreistag doch dauerhaft mehr Geld in die Krankenhaus GmbH pumpt als geplant. Oder schlimmstenfalls der Standort Schongau ganz geschlossen werden muss.
„Kein Vertrauen mehr in die Geschäftsführung und das Landratsamt“
„Uns geht es darum, dass wenigstens der Torso, der vom Schongauer Krankenhaus noch übrig geblieben ist, erhalten bleibt“, stellt Stefan Konrad vom Aktionsbündnis klar. Daniela Puzzovio berichtet von Überlegungen, eine Veranstaltung zu organisieren, bei der Patienten von ihren Erfahrungen im SOGesund berichten – um Werbung für die Einrichtung zu machen.
Generell überwiege im Aktionsbündnis allerdings derzeit die Skepsis, stellen beide im Gespräch klar: „Es gibt unsererseits kein Vertrauen mehr in die Geschäftsführung und das Landratsamt“, so Daniela Puzzovio. Das liege auch daran, dass Landrätin und Geschäftsführer immer wieder aufs Neue versuchen würden, dem Aktionsbündnis die Schuld an der derzeitigen Situation in die Schuhe zu schieben.
Zentralkrankenhaus-Pläne: „Haben größeres Debakel verhindert“
„Wir haben mit dem Bürgerentscheid ein noch größeres Debakel verhindert“, ist sich Puzzovio sicher. Hätte man die Zentralkrankenhaus-Pläne damals nicht verhindert, „würden wir gerade für 500 Millionen plus ein neues Zentralkrankenhaus bauen, während die Krankenhäuser in Weilheim und Schongau Rekordverluste schreiben“. Das hätte sich der Landkreis nie und nimmer leisten können, meint Puzzovio. Zudem würde sich die Landrätin selbst entlarven, wenn sie immer wieder behauptet, dass das Aktionsbündnis Schuld an der ganzen Misere sei: „Nach einem Jahr wäre die Bindungsfrist des Bürgerentscheids abgelaufen. Dann hätte man, wenn man wirklich von den Planungen des Zentralkrankenhauses so überzeugt gewesen wäre, auch einfach einen neuen Anlauf nehmen können. Hat aber niemand ernsthaft gemacht.“
Stattdessen befürchten Konrad und Puzzovio, dass langsam, aber sicher die komplette Schließung des ehemaligen Schongauer Krankenhauses vorbereitet wird: „Sollte das versucht werden, stehen wir bereit.“ Im Zuge der Debatte um die Transformation waren in Schongau tausende Bürger auf die Straße gegangen.