Weniger Durchgangsverkehr, weniger schädliche Gase und weniger Unfälle: Leitbild zum Mobilitätskonzept von Penzberg formuliert

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Bahnhofstraße in Penzberg: Der Verkehr in der Innenstadt ist eines der Themen, mit dem sich das Mobilitätskonzept befasst. Der Durchgangsverkehr, so eines der Ziele, soll sinken. © Wolfgang Schörner

20 Prozent weniger Verkehr auf den Hauptachsen in Penzberg, 60 Prozent weniger CO₂ durch den Verkehr und keine Personenunfälle mehr: Das sind einige Leitbild-Ziele im künftigen Penzberger Mobilitätskonzept, die der Stadtrat jetzt beschlossen hat. Es gibt aber auch den Vorwurf, dass es sich dabei nur um Floskeln handelt.

Wenn in der Penzberger Kommunalpolitik in den vergangenen Jahren über Verkehrsberuhigung, Stadtbus, Radwege, Carsharing, Parkplätze oder Elektroautos gesprochen wurde, fiel immer wieder das Wort „Mobilitätskonzept“. In diesem Konzept, hieß es, soll einmal alles zusammenfließen. Es soll Ziele definieren und Wege aufzeigen, wie die Belastungen durch den Verkehr gesenkt werden können, wie er sicherer und umweltverträglicher wird.

Seit Anfang des Jahres wird an diesem Mobilitätskonzept gearbeitet. Philipp Benkowitz vom Verkehrsplanungsbüro PTV aus Karlsruhe legte nun dem Penzberger Stadtrat ein Leitbild als Ergebnis der bisherigen Arbeit vor. Es beschreibe die gewünschte Verkehrsentwicklung und bilde den Rahmen für Maßnahmen, sagte er.

Das Leitbild beinhaltet mehrere Ziele, die jeweils bis 2035 erreicht sein sollen: So soll die Verkehrsbelastung in Penzberg bis 2035 um 20 Prozent im Vergleich zu 2024 sinken. Als Hauptindikator nennt das Leitbild die Hauptverkehrsachsen: die Karl- und Bahnhofstraße in der Innenstadt, die Seeshaupter Straße, die Sindelsdorfer Straße, die Bichler Straße und Reindl. Ein weiteres Ziel ist, bis 2035 die CO₂-Emissionen aus dem Verkehr um 60 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Zugleich soll in den nächsten elf Jahren die Zahl der Personenunfälle auf null sinken. Ein weiteres Ziel ist laut Leitbild, den Anteil der barrierefreien Bushaltestellen bis 2035 auf 75 Prozent zu erhöhen.

Verringerung des Durchgangsverkehrs

Noch keine Zielwerte gibt es für den sogenannten Wege-Modal-Split, also den Anteil, den der Fuß- und Radverkehr künftig haben soll. Das gilt auch für „neue Mobilitätsformen“ und „multimodales Mobilitätsverhalten“, was bedeutet, dass eine Person verschiedene Verkehrsmittel wie Bus, Bahn, Fahrrad, E-Roller und Carsharing nutzt. Dafür, erklärte Benkowitz, brauche es noch Werte aus der Haushaltsbefragung. Sie soll im Herbst erfolgen.

Allgemein heißt es in dem Leitbild, dass im Stadtgebiet die Belastung durch Verkehr, Luftschadstoffe und Lärm sinken soll, indem der Durchgangsverkehr verringert und das Mobilitätsverhalten verändert wird. Besonders Schulwege, so ein anderer Punkt, sollen verkehrssicher für Fuß- und Radverkehr werden. Eine Begrünung des öffentlichen Raums, so das Leitbild, stärke zudem die Aufenthaltsfunktion und reduziere die zunehmenden Hitzebelastungen. Zur Senkung der CO₂-Emissionen im Verkehr heißt es, dass Penzberg seinen Beitrag durch alternative Antriebe und durch „eine Verlagerung der Verkehrsleistung auf den Umweltverbund“ leiste. Der Begriff „Umweltverbund“ ist eine Idee aus der Verkehrsplanung. Sie richtet sich gegen die Konzentration der Stadtplanung auf das private Auto und legt mehr Gewicht auf Fuß- und Radwege, Busse und Bahnen, Carsharing und Mitfahrerzentralen.

Martin Janner (PM) sagte in der Stadtratssitzung, er denke, „dass Penzberg auf einem guten Weg ist, wenn...“ Den Satz beendete er nicht. Gemeint war wohl die finanzielle Situation der Stadt. Viele Ziele, fügte Janner an, ließen sich auch mit geringen Haushaltsmitteln realisieren. „Da müssen wir ansetzen.“ Das Mobilitätskonzept dürfe nicht nur Papier bleiben, mahnte er. Verkehrsplaner Benkowitz sagte dazu, gerade wenn weniger Geld zur Verfügung steht, sei ein Leitbild wichtig, um Investitionen entsprechend zu steuern.

Wenig Geld für die Umsetzung

„Eher enttäuscht“ war dagegen Christian Abt (CSU). Er lese zwar, dass irgendetwas um 20 Prozent bis 2035 reduziert werden soll, aber es stehe nichts Konkretes im Leitbild, „wie wir dahinkommen und welche Maßnahmen nötig sind“. Man stimme hier über Floskeln ab, sagte Abt. „Ich bin von Anfang an hinter dem Mobilitätskonzept gestanden, aber im Moment bin ich nicht schlauer als vorher.“ Armin Jabs (BfP) fragte zudem, woher die Reduktionsprozente kommen. „Sind das Standardwerte oder sind sie penzbergspezifisch?“

Bahnhofstraße in Penzberg: Der Verkehr in der Innenstadt ist eines der Themen, mit dem sich das Mobilitätskonzept befasst. Der Durchgangsverkehr, so eines der Ziele, soll sinken.  8/2024
Bahnhofstraße in Penzberg: Der Verkehr in der Innenstadt ist eines der Themen, mit dem sich das Mobilitätskonzept befasst. Der Durchgangsverkehr, so eines der Ziele, soll sinken. © Wolfgang Schörner

Verkehrsplaner Benkowitz antwortete, die Maßnahmen seien der nächste Schritt im Leitbild-Prozess. Dazu habe es bereits Rückmeldungen aus der Bevölkerung gegeben. Stadtbaumeister Justus Klement bestätigte, dass es konkrete Vorschläge zu bestimmten Straßen und Kreisverkehren, Einfahrten und Bordsteinabsenkungen gebe. Bekannt waren diese Vorschläge dem Stadtrat zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht.

Zu den Prozentzahlen sagte Benkowitz, man habe sich an Erfahrungen, anderen Konzepten und Zahlen auf Landesebene orientiert. Die ÖPNV-Strategie des Freistaats sehe zum Beispiel die Barrierefreiheit an Bushaltestellen bis 2040 vor. „Wir wollen das für Penzberg früher erreichen.“ Sollte es nicht gelingen, sagte er, hätte man noch fünf Jahre zum Nachsteuern. „Es sind ambitionierte Werte, aber wir schießen nicht über das Ziel hinaus.“

Stadtrat votiert einstimmig für das Leitbild und die Ziele

Auf die Frage von Christine Geiger (CSU), wer die Stadt bei der Umsetzung begleitet, antwortete Benkowitz, man bemühe sich, das Konzept so einfach handhabbar wie möglich zu gestalten. Ansonsten, sagte er, wäre es natürlich hilfreich, wenn eine Person vor Ort ist.

Am Ende stimmte der Stadtrat geschlossen für das Leitbild und die Ziele. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) sagte, es gebe kostengünstige und einfach umsetzbare Maßnahmen. Gehe es um ganze Straßenzüge und Tiefbau, müsse man längerfristig planen und schauen, ob man Kapazitäten habe.

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