Wie sieht die Zukunft des Verkehrs in Penzberg aus? Startschuss für das Mobilitätskonzept
Wie bekommt man in Penzberg den Verkehr in den Griff? Unter anderem diese Frage soll ein Mobilitätskonzept beantworten, dass jetzt in Penzberg ausgearbeitet wird. Bis Ende 2024 soll es Leitplanken für die künftige Entwicklung liefern. Gefragt ist auch die Bevölkerung. Für 21. Februar ist eine Auftaktveranstaltung geplant.
Penzberg – Wenn in der Penzberger Kommunalpolitik in den vergangenen Jahren über den Ausbau von Radwegen, über Verkehrsberuhigung, über den Stadtbus, über eine Ausweitung von Carsharing, über Parkflächen und Elektroautos gesprochen wurde, fiel immer wieder das Wort „Mobilitätskonzept“. In diesem Konzept, hieß es, soll einmal alles zusammenfließen. Es soll Wege aufzeigen, den Verkehr nachhaltig zu machen und eine Basis für Entscheidungen liefern – quasi eine Wundertüte.
Nach langer Wartezeit: Startschuss für Arbeit am Mobilitätskonzept
Nun ist es so weit. Die Arbeit an einem Mobilitätskonzept beginnt. Die Stadt Penzberg hat, nachdem sie nach langer Wartezeit die Fördergeldzusage der Regierung von Oberbayern erhalten hat, das Planungsbüro PTV aus Karlsruhe und das Büro Dialogwerke aus Stuttgart engagiert, das für die Öffentlichkeitsbeteiligung zuständig ist. Ende 2024, so der Plan, soll das Mobilitätskonzept vorliegen.
„Überlastungserscheinungen“ und Beschwerden über Radwege-Infrastruktur
Die Stadt Penzberg stehe vor diversen Herausforderungen im Bereich der Mobilität, erklärte Projektleiterin Verena Zeidler (PTV). die im Penzberger Stadtrat mit Lisanne Pucher (Dialogwerke) das weitere Vorgehen skizzierte. Es gebe zum Beispiel „Überlastungserscheinungen“ der Staatsstraßen im Stadtgebiet (gemeint sind die beiden Hauptverkehrsachsen, die in der Innenstadt zusammentreffen), es gebe mit Roche einen sehr großen Arbeitgeber, der „entsprechende Verkehrsströme erzeugt“, und es gebe Beschwerden über den Zustand der Radverkehrsinfrastruktur. Dies alles soll integriert betrachtet werden, integriert deshalb, weil es in manchen Bereichen Wechselwirkungen, Abhängigkeiten und Zielkonflikte gibt.
Ein Leitbild mit konkreten Zielen
Am Ende steht laut Zeidler ein Leitbild, eine Vision mit konkreten Zielen, die der Kommunalpolitik als Leitplanken für Entscheidungen dienen. Als Beispiel für solche Ziele nannte sie die Stadt Pforzheim. Dort wurden die Ziele definiert, bis zum Jahr 2035 den Anteil des Fuß- und Radverkehrs von 28 auf 45 Prozent zu erhöhen, die CO2-Emissionen um die Hälfte zu senken, die Kfz-Verkehrsstärke in der Innenstadt um ein Drittel zu verringern, die Zahl der Verletzten im Straßenverkehr zu senken und alle Bushaltestellen barrierefrei auszubauen.
Nicht bis ins kleinste Detail
Ein Mobilitätskonzept, sagte die Projektleiterin, sei auf 10 bis 15 Jahre ausgelegt, es habe folglich „eine gewisse Flughöhe“. Das bedeute, dass das Konzept Maßnahmen nicht bis ins kleinste Detail ausarbeiten könne, zum Beispiel, dass an dieser oder jener Stelle der Bordstein abgesenkt oder die Ampelschaltung verändert werden muss. Die Umsetzung sei dann die Aufgabe der Verwaltung. Das Konzept ordne aber Maßnahmen in einen Kontext ein und zeige, ob diese grundsätzlich sinnvoll sind. Am Knotenpunkt von Bahnhofstraße und Karlstraße werde man sich die Situation zwar im Detail ansehen, man könne das aber nicht für das gesamte Stadtgebiet tun.
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Radwege-Konzept als Ergänzung?
Gegenüber dem Stadtrat sagte Zeidler, dass ihr Büro auch zusätzliche Leistungen als Ergänzung zum Mobilitätskonzept anbietet. Dies wäre ein Radverkehrskonzept, bei dem der Radverkehr detaillierter als im Mobilitätskonzept betrachtet wird. Anbieten könne man zudem eine Haushaltsbefragung zum Mobilitätsverhalten, die es in Penzberg zuletzt 2013 im Rahmen einer Verkehrsanalyse gab. Als dritte mögliche Ergänzung nannte sie ein digitales Verkehrsmodell.
Bevor die Leitlinien stehen wird laut der Projektleiterin erst der Ist-Zustand analysiert und bewertet, insbesondere die Stärken und Schwächen. Danach werden externe Faktoren, Prognosen und Trends diskutiert. In einem dritten Schritt folgen eine fachgutachterliche Bewertung sowie Diskussionen mit Akteuren und Verwaltung.
Erfahrungen aus dem Alltag
Wie an dem Prozess die Bevölkerung beteiligt wird, erläuterte Lisanne Pucher vom Büro Dialogwerke. Sie sprach davon, dass deren Erfahrungen im Alltag und subjektive Wahrnehmungen eingebracht würden. Am Ende, sagte sie, soll ein Mobilitätskonzept stehen, dass alle Penzberger und Penzbergerinnen mitnimmt. Ihr zufolge werden Gespräche mit Interessengruppen wie Pro Innenstadt, dem ADFC, dem Verein Übermorgen, Roche, AWO und dem Klimafachbeirat geführt. Außerdem gebe es einen Mobilitätsbeirat, in dem auch umliegende Gemeinden und Landkreise („Penzberg ist keine Insel“) eingebunden seien. Für die breite Öffentlichkeit gibt es laut Pucher zwei große Veranstaltungen zum Auftakt und zum Finale, außerdem eine Online-Befragung, die am 21. Februar starten soll.
Öffentliche Auftaktveranstaltung
Die öffentliche Auftaktveranstaltung zum Mobilitätskonzept findet am Mittwoch, 21. Februar, von 17.30 bis circa 19.30 Uhr in der Stadthalle statt.