Chinas getarnte Drohnen-Lieferungen – so unterstützt Peking Putins Krieg
China schickt getarnte Drohnenteile nach Russland. Das wollen EU-Beamte herausgefunden haben. Russland nutzt die Teile für tödliche Garpiya-Drohnen.
Peking – Seitdem der Westen für Russland als Markt weitestgehend ausgefallen ist, ist China einer der wichtigsten Handelspartner für den Kreml. In vielerlei Branchen unterstützt China Russland, kauft zum Beispiel Rohstoffe ein, liefert kritische Technologie und hilft nach Kräften dabei, westliche Sanktionen zu umgehen. Zwar gibt es hin und wieder Zeichen dafür, dass China in Sektoren wie dem Banking eine Reißleine zieht oder zum Beispiel Häfen für Russlands Schattentanker sperrt, aber wenn es darum geht, Russland mit Waffen zu versorgen, spielt Peking ganz vorn mit.
Peking schickt Drohnen-Teile nach Russland – getarnt als Kühlelemente
Jetzt stellt sich heraus, dass Peking offenbar westliche Sanktionen umgeht, indem es Drohnenantriebe aus chinesischer Herstellung als „industrielle Kühlelemente“ labelt. Diese Drohnen sollen direkt an einen Hersteller in russischem Staatsbesitz gehen. Im weiteren Verlauf habe diese Praxis es Russland ermöglicht, die Produktion der sogenannten Garpiya-A1-Kampfdrohnen hochzufahren. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters und bezog sich auf drei nicht namentlich genannte europäische Sicherheitsbeamte und diverse Dokumente.

Konkret geht es dabei um den russischen Waffenhersteller IEMZ Kupol. Dieser stellt die Drohnen her, und trotz umfangreichen Sanktionen (aufgesetzt von den USA und der EU im Oktober) konnte er die Produktion zuletzt erhöhen. Ein internes Dokument von Kupol, das in Reuters‘ Besitz ist, soll zeigen, dass die Firma einen Vertrag mit dem russischen Verteidigungsministerium unterschrieben hat, um allein 2025 rund 6.000 Garpiya-Drohnen herzustellen. Im Vergleich zu 2024, als das Unternehmen lediglich 2.000 Drohnen hergestellt hat, würde das ein massives Plus bedeuten. Bis zum April habe das Unternehmen bereits mehr als 1.500 Drohnen geliefert.
Das steckt hinter der Garpiya-Drohne – China will nichts von Russland-Lieferungen wissen
Laut dem Außenministerium der Vereinigten Staaten kommt die Garpiya ursprünglich aus China. Sowohl ihr Designprozess als auch die Produktion fanden in der Volksrepublik statt, allerdings mit der Hilfe russischer Rüstungsfirmen. Die Drohne kam schon in größerem Umfang zum Einsatz, um kritische Infrastruktur innerhalb der Ukraine zu zerstören, wobei sie der US-Regierung zufolge massenhaft zivile Opfer gefordert hatte. Pro Monat sollen rund 500 dieser Drohnen von Russland aus losfliegen, berichtete Reuters unter Berufung auf ukrainische Geheimdienstinformationen.
Garpiya ist eine Long-Range-Drohne, die grundsätzlich der berüchtigten Shahed-Drohne ähnelt, sich aber durch einige Features von ihr unterscheidet. Während Shahed aus iranischer Herstellung stammt, ist Garpiya eben chinesisch und fliegt mit einem Motor der chinesischen Firma Xiamen Limbach. Das berichtete das Business & Human Rights Resource Centre bereits im September 2024. Ein Statement hatte Xiamen Limbach dazu nicht abgegeben.
Dafür aber hatte sich das chinesische Außenministerium gegenüber Reuters geäußert, was die Garpiya-Produktion angeht. China will nichts davon gewusst haben, dass die gelieferten Teile in Kampfdrohnen enden. Der Staat kontrolliere alle Verkäufe von sogenannten Dual-Use-Gütern und achte auf die Einhaltung von chinesischem Gesetz und internationalen Verpflichtungen.
Russlands Drohnen-Krieg – Innovation bei der Verteidigung gefordert
Allerdings gab Peking dazu an, dass China sich immer gegen unilaterale Sanktionen stelle, die nicht im internationalen Gesetz verankert und nicht vom UN Sicherheitsrat autorisiert seien. Das Problem dabei: Sowohl China als auch Russland haben im Sicherheitsrat ein Veto-Recht und können darum jede Resolution blockieren, die solche Russland-Sanktionen autorisieren würde. China gibt sich damit quasi eine freie Ausrede, um sich nicht an Sanktionen gegen Russland zu halten.
Währenddessen fährt Russland in der Ukraine schon seit Jahren eine besondere Drohnen-Strategie, bei der es auf schiere Masse der Geschosse ankommt, um die ukrainische Luftabwehr zu überfordern. Das Center for Strategic and International Studies (CSIS) gab dazu an, dass die Ukraine eine vielschichtige und kosteneffiziente Luftabwehr brauche, die auch Lasersysteme umfasst, um die Drohnenmasse abzuwehren. Darüber hinaus warnte das CSIS davor, dass Russland bei der Drohnenproduktion auch auf westliche Elektronik zurückgreife. Hier müssten noch einige Lücken in der Sanktionspolitik geschlossen werden.
Zuletzt zwingt die russische Strategie von „Masse statt Klasse“ den Westen dazu, innovativer bei der Erstellung von wirtschaftlicher Verteidigung zu sein und die chinesischen Exportflüsse nach Russland zu stoppen, gerade, was Technologie für die Drohnenproduktion angeht.
China-Gipfel mit EU-Vertretung – Handelsdefizit und Drohnen-Lieferungen sind große Probleme
Wie geht es weiter? Am 24. Juli traf sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Unter anderem standen die Handelsprobleme und die chinesische Unterstützung für Russland auf dem Programm. Die Kommissionspräsidentin kritisierte unter anderem das massive Handelsdefizit der EU. China hatte durch erhebliche Subventionen ganze Branchen zu Dumping-Preisschleudern entwickelt, die den europäischen Markt mit Gütern geflutet und so heimische Branchen bis an den Rand der Aufgabe getrieben haben.
„Eine Neuausrichtung unserer bilateralen Beziehungen ist notwendig“, sagte von der Leyen dazu. (Laernie mit Material von Reuters)