Merz will Acht-Stunden-Tag abschaffen: Umfrage fällt vernichtendes Urteil
Kanzler Merz will dem Acht-Stunden-Tag an den Kragen. Doch laut einer aktuellen Umfrage will die Mehrheit der Deutschen nicht länger arbeiten.
Berlin – Seit rund 100 Jahren gibt es in Deutschland den Acht-Stunden-Tag. Das will die Regierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nun ändern. Doch eine Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland will laut einer Umfrage nicht länger als acht Stunden pro Tag arbeiten. Das ergab eine am Mittwoch (23. Juli 2025) veröffentlichte Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
DGB über Mehrarbeit: „Sowohl weltfremd als auch unattraktiv“
Demnach möchten 72 Prozent der Befragten höchstens acht Stunden am Tag arbeiten, wie die Umfrage ergab. Unter Beschäftigten, die überwiegend selbst für die Betreuung ihrer Kinder verantwortlich sind, möchten das 87 Prozent. Dass sie nicht länger als zehn Stunden am Tag arbeiten wollen, gaben mit 98 Prozent fast alle Arbeitnehmer an.
Eine große Mehrheit (95 Prozent) will auch nicht mehr am Abend arbeiten: Spätestens um 18.00 Uhr wünschen die Befragten sich ihren Feierabend, wie der DGB weiter mitteilte. „Die Möglichkeit, den Arbeitstag aufzuteilen und am Abend nachzuarbeiten, ist für die große Mehrheit der Beschäftigten sowohl weltfremd als auch unattraktiv“, erklärte der Gewerkschaftsbund. Unter den Beschäftigten mit Kindern tun dies nur 17 Prozent, bei Beschäftigten ohne Kinder sind es nur neun Prozent. Für den Gute-Arbeit-Index wurden laut DGB im Zeitraum von Januar bis Mai dieses Jahres 4018 Beschäftigte befragt.
Abkehr vom Acht-Stunden-Tag „löst keines der Probleme der deutschen Wirtschaft“
Mit Blick auf eine von der Bundesregierung geplante Abkehr vom Acht-Stunden-Tag erklärte die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi, dieses Vorhaben gehe „an der Realität der Beschäftigten völlig vorbei“. „Eine Verlängerung der täglichen Höchstarbeitszeit löst keines der Probleme der deutschen Wirtschaft“, fuhr sie fort.
Nach DGB-Angaben startet die Regierung an diesem Donnerstag (24. Juli 2025) einen Sozialpartnerdialog zum Arbeitszeitgesetz. Union und SPD wollen statt des üblichen Acht-Stunden-Tags einen wöchentlichen Rahmen für die Arbeitszeit einführen. „Zur konkreten Ausgestaltung werden wir einen Dialog mit den Sozialpartnern durchführen“, heißt es im Koalitionsvertrag. Der Acht-Stunden-Tag gilt seit 1918 in Deutschland. Im Arbeitszeitgesetz heißt es heute: „Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten.“ Nur in Ausnahmen sind zehn Stunden pro Tag möglich.
Merz-Pläne: Befürworter wünschen sich verlängertes Wochenende
Doch ob die Beschäftigten in Deutschland eine Änderung überhaupt wollen, bleibt fraglich. Eine andere Umfrage ergab immerhin, dass bei bestimmten Gruppen die Pläne der Bundesregierung zur Einführung einer Wochenarbeitszeit auch auf Zustimmung stößt. So befürworteten 38 Prozent laut einer YouGov-Umfrage vom April 2025 den Vorstoß für eine wöchentliche statt einer täglichen Höchstarbeitszeit.
Jeder Fünfte (20 Prozent) lehnt dagegen den Plan ab, 37 Prozent sehen das neutral. Anhänger einer Wochenarbeitszeit begründen ihre Zustimmung in der YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur überwiegend damit, dass Arbeitnehmer so flexibler seien – etwa weil sie ein verlängertes Wochenende haben könnten (82 Prozent). Mehr arbeiten wollen auch sie also nicht. (lma mit dpa und AFP)