Neue Drohnen für Putin – Entwickelt China Waffen gegen die Ukraine?

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Bislang hatte Peking Moskau nicht offen im Krieg unterstützt. Das könnte sich jetzt ändern. Entwickelt China neue Shahed-Drohnen für Putin?

Moskau – In verschiedenen Bereichen der Wirtschaft ist Russlands Präsident Wladimir Putin auf Chinas Machthaber Xi Jinping angewiesen. Zuletzt hatte es gekriselt: Mehrere chinesische Banken hatten Abstand von Geschäften mit Russland genommen. Gleichzeitig ziehen die westlichen Industrienationen die Sanktionsschraube an. Jetzt kam eine mögliche neue China-Kooperation ans Licht.

Neue Shahed-Drohnen für Wladimir Putin – eskaliert China den Ukraine-Krieg?

Russische und chinesische Firmen wollen angeblich zusammenarbeiten, um ein neues Drohnenmodell zu entwickeln. Sie soll ähnlich der iranischen Shahed-Drohne funktionieren, die Teheran aktuell an Moskau liefert. Wladimir Putin hatte die Shahed-Drohne mit erstaunlichem Erfolg in der Ukraine eingesetzt, nachdem die Bestände der russischen Marschflugkörper in einem rasanten Tempo zusammengeschmolzen waren. Wie n-tv berichtete, sehen europäische Regierungsbeamte in dieser Entwicklung einen gefährlichen Schritt, wenn nicht gar eine Eskalation: Xi Jinping hatte es bislang vermieden, Putin offen zu unterstützen.

Der chinesische Präsident Xi Jinping in Astana, Kasachstan.
Neue Drohnen für Putin – Entwickelt China Waffen gegen die Ukraine? © IMAGO / Xinhua

Das könnte sich im Rahmen dieser neuen Kooperation ändern. Angeblich hatten die entsprechenden Firmen bereits 2023 miteinander konferiert, um die Shahed-Drohne aus dem Iran zu kopieren. Bislang soll sich eine Testversion in der Entwicklungsphase befinden; ein Einsatz in der Ukraine fand demnach noch nicht statt. Dabei bezog sich n-tv auf einen Bericht von Bloomberg. Der chinesische Präsident Xi Jinping schickt – zumindest offiziell – noch keine tödlichen Waffen oder Munition nach Russland. Dafür aber unterstützt China den Kreml-Diktator mit jeder Menge anderer Güter.

Mit iranischer Hilfe – Russland baut seit 2022 auf Shahed-Drohnen

Bei dieser Kooperation – sofern sich daraus mehr ergibt – stellt sich die Frage, warum Russland chinesische Drohnen braucht, wo doch der Iran als Shahed-Spezialist jede Menge Drohnen liefern könnte und Russland selbst Shahed-Modelle baut. Lösungsansätze gibt es mehrere. Der Iran könnte die eigen produzierten Drohnen selbst benötigen, da der Konflikt mit Israel mehr Aufmerksamkeit und Waffen verlangt. Eventuell sind Wladimir Putin die gelieferten Stückzahlen nicht groß genug: Der Ukraine-Krieg verschlingt tonnenweise russisches Material und die Anstrengung, die Russlands Wirtschaft in Kriegsgerät steckt, verpuffen teils buchstäblich auf den Schlachtfeldern zwischen Kupiansk und Cherson.

Eine dritte Erklärung wäre eine bessere Technologie. Das allerdings würde in gewissem Sinne einen Teilsieg für die Ukraine bedeuten. Dazu später mehr.

Zur Einordnung: Das, was die Shahed-Drohne aktuell so stark macht, sind sowohl ihre Präzision als auch die geringen Kosten. Erstmals tauchten die Drohnen im August 2022 in der Ukraine auf. Zuerst hatte Russlands Militär sie als Kampfmunition eingesetzt, um zum Beispiel ukrainische Artillerie oder andere taktische Ziele zu treffen. Im russischen Dienst sind die Shahed-131-Drohnen als Geran-1 designiert, Shahed-136 heißen in Russland Geran-2. Der Iran hatte lange dementiert, die Drohnen geliefert zu haben, aber es letztlich zugegeben.

Der Kostenkrieg um die Shahed-Drohne – Russland passt sich an

Im Kriegsverlauf hatte Russland die Strategie gewechselt und die Drohnen verstärkt in Massenangriffen eingesetzt, oft auf wichtige Ziele wie das Stromverteilungsnetz. Aufgrund ihrer schieren Masse konnten die Drohnen zuerst die Luftverteidigung überbeanspruchen, damit der Weg für die tatsächlichen Raketenangriffe frei war. Laut dem Washington Institute haben die Shahed-Drohnen eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern – und weil Russland sie auch von der Krim oder Weißrussland aus startet, kann Putins Militär Ziele im Kernland oder im Westen der Ukraine treffen. Ein Angriff der Drohnen auf Kiew hatte zum Beispiel bereits eine schwangere Frau getötet.

Die geringen Kosten von rund 20.000 US-Dollar sind eine der größten Stärken der Shahed-Drohne. Selbst, wenn sie von hochpräziser westlicher Munition abgefangen wird, „gewinnt“ Russland hier auf der Kostenseite – denn die westlichen Luft-Luft-Raketen oder bodengestützte Abfangjäger kosten zwischen 400.000 und 1,2 Millionen US-Dollar pro Schuss. Dem Washington Institute zufolge bedeuten diese Drohnen einen Nettogewinn für Russland, solange die Ukraine westliche High-Tech-Raketen zur Abwehr nutzt.

Nachteile der Shahed-Drohne – So kontert die Ukraine

Allerdings gibt es in dieser Kriegsführung einige gravierende Schwächen. Shahed-Drohnen verfügen meistens nicht über Flares oder andere Verteidigungssysteme. Das heißt, wenn eine Abwehrmaßnahme sie ins Visier nimmt, sind die vergleichsweise langsamen Drohnen generell geliefert. Wie die Denkfabrik Modern War Institute berichtete, sind sie außerdem weniger manövrierfähig als bemannte Flugzeuge oder hochqualitative Drohnen wie die türkische Bayraktar-Drohne, die die Ukraine benutzt. Die häufigste Verteidigungsmaßnahme gegen Shahed-Drohnen ist die Signalstörung.

Im Ukraine-Krieg hatten sich die Kriegsparteien schnell darauf verlegt, Panzer und andere wichtige Ziele entweder mit Stahlkäfigen oder Netzen auszustatten, die „Kamikaze“-Drohnen wie das Modell Shahed aufhalten können. Die Ukraine versucht, den Angreifer zu einer „Überkonstruierung“ der Drohnen zu zwingen. Um die Drohnen schneller, wendiger, intelligenter oder zerstörerischer zu machen, sind viel Geld und Know-how notwendig, das die Chinesen liefern könnten.

Wenn die Kosten pro Gerät aber durch zusätzliche Features in die Höhe schnellen, während die ukrainische Verteidigung billiger wird, würde Russland den Kostenvorteil wieder verlieren.

Russlands Abhängigkeit von China – Geht Peking auf Abstand?

Aktuell befindet sich Russlands Wirtschaft in einer riskanten Abhängigkeit von China. Wegen heftiger westlicher Sanktionen ist Wladimir Putin auf Verbündete angewiesen: In mehreren wirtschaftlichen Bereichen braucht er Lieferungen aus China. Außerdem unterstützt Xi Jinping ihn dabei, die westliche Ölpreisbremse zu umgehen.

Allerdings mehren sich in letzter Zeit die Zeichen, dass China auf Abstand geht. Zum Beispiel hatte Peking Moskau bislang auflaufen lassen, was den Bau der „Power of Siberia 2“-Gaspipeline angeht, weiterhin verweigert China immer mehr Zahlungen russischer Kreditgeber speziell im Sektor Bahn-Exporte. Die zunehmenden westlichen Sanktionen machen China nervös – das Land will nicht von Sanktionen betroffen werden.

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