„Kein Fußbreit dem Faschismus gilt überall – auch im Bundestag“: Leon Eckert kandidiert für die Grünen
Leon Eckert (Grüne) spricht im FT-Interview unter anderem über den Kampf gegen Rechtsextremisten, Treibhausgase und die Cannabis-Legalisierung.
Landkreis Freising - Einer von drei Politikern, die den Landkreis aktuell im Bundestag vertreten, ist Leon Eckert (Grüne). Er setzt sich schon jetzt für einen besseren Bevölkerungsschutz ein und hat, neben dem Nein zur 3. Startbahn, für den Landkreis Freising vor allem die zuverlässige Versorgung mit günstigem Strom aus regenerativen Energien im Blick. Waffenlieferungen an die Ukraine hält er im Moment für unumgänglich.
Herr Eckert, wo nehmen Sie angesichts der globalen Krisen den Mut her, sich um ein solch verantwortungsvolles Amt zu bemühen?
Wir stehen vor großen Herausforderungen. Da gibt es nichts zu beschönigen. Aber den Kopf in den Sand zu stecken, hielt ich schon immer für den falschen Weg. Mich motivieren die vielen ehrenamtlichen Kräfte im Rettungsdienst, bei der Feuerwehr, im Asylhelferkreis, in der Kommunalpolitik, im Sportverein. So viele Menschen setzen sich jeden Tag für andere ein und sorgen für gutes Miteinander. Für diese Menschen möchte ich eine starke, engagierte Stimme sein.
Was sind die drängendsten Themen im Wahlkreis 213?
Die drängendsten Herausforderungen, deren Lösung wir im Bundestag beeinflussen können, sind eine zuverlässige Versorgung mit günstigem Strom aus regenerativen Energien, der Erhalt unserer Lebensgrundlagen und biologischen Vielfalt sowie der Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor krankmachendem Lärm und Emissionen. Daher gilt weiterhin „Nein zur Dritten Startbahn! Nein zum ewigen Braurecht!“. Mir ist es bereits gelungen, die Nachtflüge der Deutschen Post AG zu beenden. Das sorgt für ruhigere Nächte und gesünderen Schlaf. Gleichzeitig setzte ich mich gegen die Zerstörung unserer Region durch Straßenbau ein.
Ich kämpfe für eine besser vernetzte Zusammenarbeit von Bund und Ländern, um auf Katastrophen schneller und effektiver reagieren zu können.
Gibt es eine oder mehrere Parteien, die Sie als Koalitionspartner kategorisch ausschließen?
Sowohl die AfD als auch das BSW nehme ich als Gefahr für unsere Demokratie und unser Land wahr, sie vertreten nicht die Interessen der Menschen in Deutschland. Zur Sabotage wichtiger Infrastruktur in Deutschland und Europa durch Putins Handlanger schweigen beide. Gleichzeitig wollen sie wieder Öl und Gas aus Russland beziehen, obwohl das Land weiterhin einen fürchterlichen Angriffskrieg gegen die Ukraine und damit gegen unsere europäische Friedensordnung führt. Mit der AfD haben wir eine Partei, deren Landesverbände in Teilen gesichert rechtsextrem sind. Eine Partei, die demokratische Grundwerte ablehnt und Faschisten in ihrer Partei eine Bühne gibt. Kein Fußbreit dem Faschismus gilt überall – auch im Bundestag. Daher kann es mit diesen beiden Parteien keine Koalition geben. Mit allen anderen Parteien können wir über unsere Standpunkte streiten, aber auch Einigungen finden und Koalitionen bilden.
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Welches Thema darf trotz der Weltlage nicht in Vergessenheit geraten? Was ist und wäre weiterhin Ihr Steckenpferd als Bundestagsabgeordneter?
Das Thema, für das ich auch durch mein Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr Eching brenne, ist der Bevölkerungsschutz. Ich kämpfe für eine besser vernetzte Zusammenarbeit von Bund und Ländern, um auf Katastrophen schneller und effektiver reagieren zu können. Dafür braucht es beispielsweise einen Krisenstab im Bundeskanzleramt zur Koordination.
Steckbrief
Alter: 29
Wohnort: Eching
Familienstand: ledig
Bisher ausgeübter Beruf: Kommunalreferent, Geschäftsführer eines Start-Ups
Bisherige politische Ämter: seit 2014 Gemeinderat der Gemeinde Eching, seit 2020 Kreisrat des Landkreis Freising und 3. Bürgermeister der Gemeinde Eching, seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages
Ehrenämter (Vereine): Vorsitzender des Deutsches Komitee Katastrophenvorsorge, Kreisvorstandsmitglied im Bayerischen Roten Kreuz Freising, Aufsichtsratsmitglied Bürgerenergiegenossenschaft Freisinger Land, aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Eching
Hobbys: Radfahren, Heraldik
Haben Sie ein Haustier: einen Kater – Gizmo
Dieses Buch hat mich besonders inspiriert: „Mein Katalonien“ von Georg Orwell
Diese Musik höre ich immer wieder gerne: 01099, Metallica, Deichkind
Dieses Auto fahre ich: kein Auto, ein Stevens GAVERE / Dusty Road mit Shimano GRX 2x10fach-Schaltung-Gravel-Bike
Mein größtes Vorbild: Käthe Winkelmann (erste Bürgermeisterin Neufahrns – erste Frau als gewählte erste Bürgermeisterin in Bayern und Mitbegründerin der Grünen Freising)
Mein Lebensmotto: Anpacken statt rummosern!
Bei diesem Ereignis in der Vergangenheit wäre ich gerne dabei gewesen: die Ausrufung der Republik in Deutschland am 9. November 1918 vor dem Reichstagsgebäude in Berlin
Mein Lieblingsessen: Pommes mit verschiedenen Beilagen
Meine Freunde schätzen mich besonders für: meinen Humor, meine ausgefallenen Ideen und für meine Beharrlichkeit
Diese Eigenschaft würde ich gerne ablegen: das Handy vor dem Einschlafen mit am Bett zu haben
Der Klimawandel wird immer dramatischer, die Folgen auch für jeden von uns immer spürbarer. Was sind Ihre Vorschläge im Kampf dagegen?
Die direkte Folge der voranschreitenden Klimakrise ist die Zunahme – in Anzahl und Intensität – von Extremwetterereignissen. Das haben wir im letzten Jahr mit dem Hochwasser in unserer Region direkt erleben müssen. Um gegen den Klimawandel anzukommen, brauchen wir zwei Standbeine: Erstens müssen wir den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch senken. Dazu gehört der Ausbau erneuerbarer Energien, der Stromnetze und Energiespeicher. Das hilft uns, wieder wettbewerbsfähiger zu werden und unseren Wohlstand zu erhalten. Zweitens müssen wir in die Anpassung an die Folgen des Klimawandels investieren. Darauf fokussiert sich meine Arbeit. Dazu müssen wir Rettungskräfte und Kommunen besser Ausstatten und auf Extremwetterereignisse besser vorbereiten.
Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine dauert an. Wie soll sich Deutschland Ihrer Meinung nach weiter verhalten – Stichwort: Waffenlieferung?
Wie wir alle, wünsche auch ich mir Frieden in Europa, Frieden für die Ukraine und ein Ende des sinnlosen Sterbens. Frieden gibt es aber nur in Freiheit. Die Ukraine kämpft um ihre Souveränität und die Möglichkeit, Teil unserer westlichen Wertegemeinschaft zu werden. Ich halte es daher für richtig, die Ukraine so zu unterstützen, dass sie nicht von Russland zu einem Diktatfrieden gezwungen werden kann. Waffenlieferungen gehören derzeit dazu. Aber auch das Festsetzen von Russlands Schattenflotte sowie Druck auf die Verbündeten Russlands wie China und Indien müssen Bestandteil unserer Außenpolitik bleiben.
Die Bezahlkarte wurde von der CSU mit großem Pomp angekündigt und stellt sich jetzt als leicht zu umgehendes und bürokratisches Instrument dar.
Braucht es Änderungen in der Flüchtlingspolitik?
In den letzten Jahren konnten wir einige praktische Verbesserungen herbeiführen. Es wird etwa einfacher für Geflüchtete, eine Arbeit anzunehmen und sich so zu integrieren. Leider wird in diesem Themenfeld politisch mit viel Emotionen und Lügen gearbeitet. Die Bezahlkarte wurde von der CSU mit großem Pomp angekündigt und stellt sich jetzt als leicht zu umgehendes und bürokratisches Instrument dar. Politik, die aus Scheinlösungen besteht, lehne ich ab. Stattdessen setzte ich auf eine Politik, die Solidarität in den Mittelpunkt stellt, so wie ich es in der Feuerwehr gelernt habe. Das heißt: Kommunen finanziell zu stärken, Menschen schnell zu integrieren und auf europäische Solidarität zu bestehen.
Was tun Sie, um eine mögliche Aufhebung der Cannabis-Legalisierung zu verhindern?
Die Cannabis-Legalisierung war ein Erfolg der Ampel-Regierung, ist ein wichtiger Baustein einer realitätstauglichen, fortschrittlichen und menschlichen Drogenpolitik. Wir schaffen damit eine ausgewogene Balance zwischen individueller Freiheit, Gesundheits- und Jugendschutz. Wir entlasten Polizei und Gerichte. Eine Aufhebung halte ich für falsch. Deswegen werde ich mich für eine angst- und vorurteilsfreie Debatte einsetzen, die zur Aufklärung beiträgt.
Auch die anderen Direktkandidaten standen Rede und Antwort:
„Klimaschutz darf niemanden überfordern“: Andreas Mehltretter (SPD) zu Steuererleichterungen, Entlastung für die breite Mitte und Waffenlieferungen
„Wir brauchen eine Migrationswende“: Christian Moser (CSU) zu Sofortmaßnahmen für den wirtschaftlichen Aufschwung und Klimaschutz ohne Brechstange
„Waffenlieferungen sind kontraproduktiv“: Claus Staudhammer (AfD) zu günstiger Energie, Stärkung des ländlichen Raums und Fokus auf Interessen des eigenen Landes
„Keine Kompromisse beim Thema Wirtschaft“: Vittorio Monti (FDP) zur Kombination von sozialem und nachhaltigem Leben, Steuerentlastung und bezahlbares Wohnen
„Die Menschen erwarten mehr Zusammenarbeit und weniger Streit“: Birgit Weinsteiger (FW) zu Kompromissen, Bürokratieabbau, Klimahysterie und praktikable Lösungen