„Waffenlieferungen sind kontraproduktiv“: Claus Staudhammer kandidiert für die AfD
Die Stärkung des ländlichen Raums und der Fokus auf Interessen des eigenen Landes - das betont Claus Staudhammer (AfD) im Interview mit dem FT.
Landkreis Freising - Sein Vorgänger im Bundestag, Johannes Huber, ist zwischenzeitlich aus der AfD ausgetreten und sitzt aktuell als Parteiloser im Bundestag. Claus Staudhammer aus Pfaffenhofen will diese Lücke in den Reihen der AfD-Abgeordneten wieder schließen. Auf die Fahnen würde er sich das Gesundheitswesen schreiben. In der Migrationspolitik spricht er von einem Kontrollverlust.
Herr Staudhammer, wo nehmen Sie angesichts der globalen Krisen den Mut her, sich um ein solch verantwortungsvolles Amt zu bemühen?
Krisen, auch globale, sollten keinem den Mut nehmen. Für die Bewältigung solcher Lagen ist politisches Handeln notwendig. Das ist ein Stückweit Antrieb, sich einzubringen und Teil der politisch Handelnden auf höherer Ebene zu werden.
Was sind die drängendsten Themen im Wahlkreis 213?
Wichtiges Thema für unseren Wahlkreis ist beispielsweise die Versorgung mit günstiger Energie. Im Brennpunkt steht dabei, die Kostenbelastung sowohl für den privaten Verbraucher als auch für die Industrie und mittelständischen Unternehmen zu senken. Schlüssel hierzu ist die Fokussierung auf effiziente Strukturen der Erzeugung, die nicht zu hohen Systemkosten führen, die für den Bürger zu finanziellen Dauerbelastungen werden. Das ist für die Gesellschaft nicht leistbar. Energieerzeugung am Beispiel Strom ist am wirtschaftlichsten effizient, wenn diese zentralisiert dort betrieben wird, wo es auch viel Industrie gibt. Bei Einzelinvestitionen in die regenerativen Energien muss man die Systemkosten in die Gesamtbetrachtung mit einbeziehen, und diese führen zu teureren Gesamtkosten. Nebenher ist die gesellschaftliche Akzeptanz für Energieanlagen, die ein gewachsenes ländliches Landschaftsbild negativ prägen, nur bedingt vorhanden – gerade in unserer heimischen Landschaft.
Ungeeignet als Koalitionspartner sind Parteien, die es nicht verstehen, den Fokus ihrer Politik auf die Interessen des eigenen Landes zu richten.
Daneben weist die Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen des Gesundheitswesens großen politischen Handlungsbedarf auf. Dazu gehört für den ländlichen Raum die Erhaltung der Krankenhausstrukturen. Die Sicherheit der qualitativen wie auch der quantitativen Vorhaltung von wohnortnahen Krankenhäusern sehen die Bürger als ein Grundbedürfnis an. Ein Diktat von oben, das zu Zentralisierung von Leistungsbereichen führt, ist nicht zu akzeptieren. Generell dürfen die Lebensverhältnisse der ländlichen Bevölkerung im Vergleich mit urbanen Strukturen nicht zu weit divergieren. Der ländliche Raum ist als „Ort zum Leben“ gerade in unserer Region attraktiv und soll es auch bleiben.
Gibt es eine oder mehrere Parteien, die Sie als Koalitionspartner kategorisch ausschließen?
Ungeeignet als Koalitionspartner sind Parteien, die es nicht verstehen, den Fokus ihrer Politik auf die Interessen des eigenen Landes zu richten. Parteien die nicht erkennen können oder wollen, welche Kernprobleme im eigenen Land angegangen werden sollten, können keine Koalitionspartner sein. Wenn sich die Frage nach einem kategorischen Ausschluss stellt, würde ich Bündnis 90/Die Grünen benennen.
Meine news
Welches Thema darf trotz der Weltlage nicht in Vergessenheit geraten? Was wäre Ihr Steckenpferd als Bundestagsabgeordneter?
Natur-, Umwelt-, und Landschaftsschutz war einst ein großes Thema. Hat momentan leider keine Konjunktur mehr.
Steckbrief
Alter: 58
Wohnort: Pfaffenhofen
Familienstand: ledig
Bisher ausgeübter Beruf: Politischer Referent
Bisherige politische Ämter: Kreisrat, Kreisverbandsvorsitzender
Ehrenämter: keine
Hobbys: keine Hobbys, sondern Politik
Haben Sie ein Haustier? Nein
Dieses Buch hat mich besonders inspiriert: Fachbücher/Lehrbücher
Diese Musik höre ich immer wieder gerne: Ich mag gitarrenlastige Musik
Dieses Auto fahre ich: Mercedes
Mein größtes Vorbild: keines
Mein Lebensmotto: Carpe diem
Bei diesem Ereignis in der Vergangenheit wäre ich gerne dabei gewesen: bei keinem
Mein Lieblingsessen: keines
Meine Freunde schätzen mich besonders für: müsste man die Freunde fragen
Diese Eigenschaft würde ich gerne ablegen: keine – habe noch keine gefunden, die ich ablegen sollte
Der Klimawandel wird immer dramatischer, die Folgen auch für Jeden von uns immer spürbarer. Was sind Ihre Vorschläge im Kampf dagegen?
Der Klimawandel soll bekämpft werden? Ich halte nichts von Formulierungen, die im politischen Kontext zum Kampf gegen etwas aufrufen. Das Klima ist einem ständigen Wandel unterzogen. Menschen können Umweltschutz betreiben, sich in ihrem täglichen Leben ein umweltverträgliches Verhalten aneignen und pflegen, ihr Konsumverhalten gemäß ihren Vorstellungen einer sauberen Umwelt gestalten. Hierzu gibt es Angebote. Sie können es, wenn sie nach ihrem Verständnis klimagerecht leben wollen, individuell nach ihren Vorstellungen oder Möglichkeiten anpassen. Die Freiheiten und diese Wahl haben alle.
Genauso sollten Menschen aber auch die Freiheit haben, ihr bisheriges Verhalten oder Leben beizubehalten, und nicht mit Sanktionen überzogen werden oder über Gesetze gezwungen werden, im Sinne eines allumfassenden neu definierten Klimagedankens, ihr bisheriges, mit Sicherheit nicht überzogenes „klimaschädliches“ Verhalten, aufzugeben. Wenn diese Möglichkeit nicht besteht, ist die Gesellschaft schnell überfordert. Das durch die Ampel-Regierung eingeführte Heizungsgesetz ist ein Beleg für die finanzielle Überforderung vieler Hausbesitzer, wenn sie das umsetzen sollen, was gesetzlich angeordnet wurde.
Die Unzufriedenheit weiter Teile der Bevölkerung ist konkret spürbar. Der Kontrollverlust in der Migrationspolitik ist offensichtlich.
Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine dauert an. Wie soll sich Deutschland Ihrer Meinung nach weiter verhalten – Stichwort: Waffenlieferung?
Deutschland sollte in Diplomatie investieren und versuchen, die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zu führen. Waffenlieferungen sind für diesen Ansatz kontraproduktiv und signalisieren mangelnde Bereitschaft, auf dem diplomatischen Weg, der gleichzeitig der politische ist, zu agieren.
Braucht es Änderungen in der Flüchtlingspolitik?
Ja, braucht es. Die Unzufriedenheit weiter Teile der Bevölkerung ist konkret spürbar. Der Kontrollverlust in der Migrationspolitik ist offensichtlich. Die Belastungsgrenzen der Gesellschaft sind längst überschritten. Die Menschen im Land können keinen in der Vergangenheit durch die Politik versprochenen Mehrwert durch den Zuzug erkennen.
Keine Partei will mit der AfD koalieren. Was würden Sie dafür tun, dass diese Brandmauern vielleicht doch fallen? Oder sollen sie gar nicht fallen?
Die Wahlergebnisse werden die durch Parteien propagierten Brandmauern auflösen. Um noch bessere Wahlergebnisse zu erzielen, werden wir uns bemühen, unseren Teil dazu beizutragen.
Auch die anderen Direktkandidaten standen Rede und Antwort:
„Klimaschutz darf niemanden überfordern“: Andreas Mehltretter (SPD) zu Steuererleichterungen, Entlastung für die breite Mitte und Waffenlieferungen
„Kein Fußbreit dem Faschismus gilt überall“: Leon Eckert (Grüne) zu Politik ohne Scheinlösungen, Treibhausgase und Cannabis-Legalisierung
„Wir brauchen eine Migrationswende“: Christian Moser (CSU) zu Sofortmaßnahmen für den wirtschaftlichen Aufschwung und Klimaschutz ohne Brechstange
„Keine Kompromisse beim Thema Wirtschaft“: Vittorio Monti (FDP) zur Kombination von sozialem und nachhaltigem Leben, Steuerentlastung und bezahlbares Wohnen
„Die Menschen erwarten mehr Zusammenarbeit und weniger Streit“: Birgit Weinsteiger (FW) zu Kompromissen, Bürokratieabbau, Klimahysterie und praktikable Lösungen