25. Boogie Nacht: „Das ist jedes Mal aufs Neue der Wahnsinn“
Zum 25. Mal findet die Boogie Nacht in Freising statt. Initiator Christian Christl berichtet, was sein Format ausmacht und verrät eine schweißtreibende Panne.
Freising - Christian Christl, Kulturpreisträger des Landkreises Freising, hat in den 90er Jahren begonnen, Boogie-Veranstaltungen zu organisieren. Der Pianist und Sänger hat auch die Boogie Nacht im Saal des Heurigen, im Gasthof Zum Löwen, etabliert. Am Freitag, 14. Februar, um 20 Uhr gibt es dort eine Jubiläumsveranstaltung: die 25. Boogie Nacht. Im FT-Interview spricht der Musiker darüber, wie die Premiere verlief und was für ihn das Besondere an dieser Konzert-Reihe ist. Er verrät eine Panne, bei der Schweißperlen flossen, und warum nach 25 Boogie Nächten für ihn noch lange nicht Schluss ist.
Herr Christl, wann hat die erste Boogie Nacht im „Löwen“ stattgefunden?
Das war im April 2016. Der Pächter des Gasthauses Zum Löwen, Stefan Olschewski, hat zu mir gesagt ‚Mensch Christian, mach doch deine Boogie-Veranstaltungen bei mir‘. Bis dato habe ich immer Veranstaltungen im Lindenkeller oder im Asamtheater organisiert. Also bin ich bei ihm vorbeigekommen und habe mir den Saal des Heurigen angeschaut. Und als ich den gesehen habe, wusste ich sofort, dass wir dort Boogie machen müssen.
Warum?
Der Saal hat maximal 100 Plätze, das ist genau die Größenordnung, mit der man in so einem kleinen Rahmen eine großartige Stimmung erzeugen kann. Diese wunderbare Atmosphäre entsteht unter anderem auch deshalb, weil wir den Konzertflügel immer in die Mitte des Saals stellen, das Publikum sitzt im Halbkreis drum herum. Und das ist kaum in einer anderen Location machbar. Seitdem mache ich beim Stefan zwei bis drei Mal im Jahr eine Boogie Nacht.

Wie erinnern Sie sich an die erste Boogie Nacht 2016 in dieser Atmosphäre?
Ich erinnere mich gut an das Glänzen in den Augen der Besucher, wie sie in den Saal zum ersten Mal reinkamen, und gesehen haben, wie dicht sie an den Musikern sitzen werden, dass sie keinen Meter weit weg von ihnen sind. Das ist bis heute so geblieben. Für die Leute, egal ob neue Besucher oder Stammgäste, ist das jedes Mal ein faszinierender Moment. Denn alle erwarten von einem Konzert eine Reihe Stühle und eine Bühne, wo oben die Musiker sitzen. Doch bei uns ist das komplett anders, die Musiker sind mitten unter den Leuten. Das erzeugt eine Energie und Stimmung, das ist jedes Mal aufs Neue der Wahnsinn.
Meine news
Einmal, das muss im Herbst 2019 gewesen sein, kam der Flügel erst, als das Publikum schon da war.
Bei all den vielen Auftritten: Gab es denn auch einmal eine Panne oder etwas, das Sie heute noch schmunzeln lässt?
Ja, im Nachhinein ist Schmunzeln immer leichter, währenddessen war das aber nervenaufreibend. Wir leihen immer einen Konzertflügel aus, der extra an dem Tag geliefert und am Tag später wieder abgeholt wird. Einmal, das muss im Herbst 2019 gewesen sein, kam der Flügel erst, als das Publikum schon da war. Da waren die Schweißperlen auf unseren Stirnen gut ausgeprägt. Schuld war wohl der Verkehr, in dem die Klaviertransportfirma gesteckt ist. Einen Plan B gab es nicht. Ich weiß noch, wie ich dachte: Wenn der Flügel jetzt gar nicht kommt, muss ich so singen. Aber ich war trotzdem noch guten Mutes. Für das Publikum war das sicherlich ein interessanter Moment, wie es hautnah miterlebt hat, wie so ein Flügel hochkant reingetragen wird, die Füße angeschraubt werden und ausgerichtet wird. Vom Soundcheck gab es einen nahtlosen Übergang ins Konzert.

Und was sind Ihre Highlights aus den bisher 24 Auftritten?
Ich habe 24 Highlights. Ich will da wirklich niemanden bevorzugen, denn es liegt immer an den musikalischen Gästen, die ich mitbringe. Ich hatte zum Beispiel Christian Willisohn dabei, ein grandioser Pianist, oder Scarlett Andrews, was auch ein ganz eigener Abend war. Ich hatte die Freisinger Urgesteine Willi Abele und Wolfgang Beck, der letztes Jahr verstorben ist, zu Gast. Aber ich hatte auch internationale Gäste, wie Lluís Coloma aus Barcelona oder die Schweizer Boogie-Pianistin Ladyva im Oktober vergangenen Jahres. Das Konzert mit ihr war fünf Monate im Voraus ausverkauft. Und jetzt freue ich mich riesig auf den 14. Februar: auf die Jubiläumsveranstaltung.
Was erwartet die Besucherinnen und Besucher denn in der 25. Boogie Nacht?
Ich bringe Bastian & Benny Korn aus dem Ruhrpott mit. Ich nenne sie gerne die Rock‘n‘Roll-Zwillinge. Bastian spielt Rock‘n‘Roll-Piano im Stile von Jerry Lee Lewis und Little Richard. Sein zwei Minuten jüngerer Bruder Benny sorgt für den groovigen Rhythmus am Schlagzeug. Die beiden waren noch nie in Freising, die kennen noch nicht mal das Ortsschild. Sie sind echt der Hammer, weil sie den berühmten Rock‘n‘Roll der 50er Jahre spielen können.
Für jemandem, der keine Ahnung von Boogie hat: Wie würden Sie diesen Musikstil beschreiben?
Es ist die rhythmischste Musik, die jemals für das Klavier erfunden wurde.
Ich frage mich in Hinblick auf die Boogie Nacht immer: Kann der Künstler mit der Atmosphäre ohne Bühne mitten im Publikum umgehen?
Wie kommen Sie denn an all Ihre illustren musikalischen Gäste?
Ich mache das jetzt seit 1986 beruflich, im Laufe der Jahre entsteht ganz natürlich ein Netzwerk. Man trifft sich auf Festivals oder lernt Musiker bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen kennen. Und wenn das dann irgendwie funkt, tauscht man Kontaktdaten aus. Ich frage mich in Hinblick auf die Boogie Nacht immer: Kann der Künstler mit der Atmosphäre ohne Bühne mitten im Publikum umgehen? Denn ich kenne viele, die die Distanz zum Publikum brauchen, und andere wiederum, die die Nähe zu schätzen wissen.
Gut zu wissen
Tickets für die 25. Boogie Nacht Freising am Freitag, 14. Februar, um 20 Uhr im Saal des Heurigen gibt es entweder im Gasthof zum Löwen, Landshuter Straße 66 in Freising, oder online auf der Webiste
www.bayoogie.com.
Und muss man wieder schnell sein, um noch ein Ticket zu ergattern?
Wir haben aktuell 80 Eintrittskarten verkauft. Es gibt also nur noch eine Handvoll Tickets. Ich gehe fest davon aus, dass wir in den nächsten Tagen die 100 verkauften Tickets erreicht haben.
Wissen Sie bei dem Erfolg schon, ob Sie bis zur 30. Auflage weitermachen?
Ich habe bisher nur ein Drittel meines Netzwerkes, das ich nach Freising holen möchte, ausgeschöpft. Also ja, ich denke schon weiter. Stefan Olschewski und ich haben jetzt bald alle Termine bis 2026 festgelegt, sodass ich mich bald hinsetzen und in die konkrete Planung gehen kann. Der aktuelle Gedankengang ist, die 30. Auflage der Boogie Nacht vielleicht im neuen Asamtheater zu machen, also ein großes Konzert im Asam und im Anschluss daran eine Aftershow-Party im Heurigen.