Historischer Markt: Von der Kunst des Schmiedens fasziniert

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Beim Lagerleben auf dem Historischen Markt schmiedet Thomas Burger Unikate aus Stahl. Vieles von seinem Können hat er sich selbst angeeignet. © Hans-Helmut Herold

Hobby-Schmied Thomas Burger hat sich das Handwerk selbst angeeignet. Bereits zum dritten Mal ist er heuer auf dem Historischem Markt in Schongau dabei – und noch immer begeistert.

Gegen Mittag knallt die Sonne besonders heftig auf den gekiesten Volksfestplatz in Schongau. Thomas Burger stellt sich deshalb am liebsten erst zu späterer Stunde an den Amboss, der am vorderen Rand seines schwarzen Schmiede-Zelts auf dem Historischen Markt steht und auf dem er glühenden Stahl in Haken, Schmuck und Klingen hämmert. „Ab Nachmittag ist die Sonne hinter den Bäumen verschwunden“, sagt er und zeigt Richtung Westen. „Wir können aber nicht immer erst so spät anfangen, weil wir eine lange Auftragsliste haben.“ Auf dem Historischen Markt, sagt Burger, verkaufen sich die handgeschmiedeten Unikate recht gut.

An sich kommt der 38-Jährige freilich gut mit Hitze zurecht. Immerhin herrschen in der Esse, die in der hinteren Zeltecke steht und durch ein Rohr mit der frischen Luft verbunden ist, extrem hohe Temperaturen. Das offene Feuer fasziniert die Marktbesucher und wirkt wie ein Magnet: Vor allem abends, wenn es dunkel ist, bilde sich vor seinem Stand oft eine kleine Zuschauer-Traube, sagt Burger.

Der Hobby-Schmied ist hauptberuflich Polizist

Dem Hobby-Schmied, der hauptberuflich als Polizist arbeitet und heuer zum dritten Mal auf dem Historischen Markt dabei ist, ging es früher genauso. Er war 16, als er auf einem Markt zum ersten Mal einen „echten Schmied“ bei der Arbeit beobachtet hat. „Das fand ich total irre, was der da fabriziert hat“, erinnert sich Burger. Er wollte das auch können.

Bis er das in die Realität umgesetzt hat, sollte es aber noch eine ganze Weile dauern. Erst 2019, als er mit seiner Frau in Sachsenried angebaut hat und Platz für eine Werkstatt schaffen konnte, ging er sein neues Hobby an. Mit YouTube-Tutorials und einer Gas-Esse hat er zu Hause „ein bisschen rumprobiert“, erste Erfahrungen gesammelt. „Ich wollte aber auch wissen, wie man das Feuer richtig führt und mit dem Hammer umgeht“, erzählt er von seiner Wissbegier.

Den geeigneten Lehrer fand er in Schleswig-Holstein

Um das Schmieden richtig zu lernen, suchte er also nach einem geeigneten Lehrer – den er dann auch über eine Internet-Recherche im hohen Norden fand. „In Schleswig-Holstein konnte ich bei einem Meister vier Tage in die Lehre gehen“, erzählt Burger. „Den Rest habe ich mir autodidaktisch angeeignet.“

In jedem handgemachten Stück steckt viel Zeit.
In jedem handgemachten Stück stecken viel Zeit und viel Arbeit. Und auch jede Menge Schweiß. © Hans-Helmut Herold

Fühler weiter ausstrecken

Inzwischen gehört das Schmieden fest zu dem 38-Jährigen, der neben dem Historischen Markt in Schongau auch schon auf dem Mai-Markt im baden-württembergischen Biberach ausgestellt hat. Für nächstes Jahr, wenn es den Schongauer Sommer in seiner jetzigen Form voraussichtlich nicht mehr geben wird, will Burger seine Fühler weiter ausstrecken. So schaut er sich etwa einmal den Mittelaltermarkt in Steingaden an. „Das Gute ist, dass ich nicht auf die Märkte angewiesen bin. Wenn es mir nicht gefällt, muss ich dort nicht sein.“

Auf dem Historischen Markt jedenfalls gefällt Burger die Atmosphäre sehr gut. Dieses Jahr hat er sich sogar extra Urlaub genommen, um beim Lagerleben mitzumachen; zehn Tage lebt er mit den anderen Mittelalter-Begeisterten in den einfachen Zelten. Begeistert ist Burger vor allem von dem Zusammenhalt unter den Fieranten. „Konkurrenz gibt es hier nicht“, sagt er.

Alle helfen sich gegenseitig beim Historischen Markt

Der beste Beweis dafür sei der Berufsschmied, der direkt gegenüber arbeitet und der ihm schon manch hilfreichen Kniff gezeigt habe. Auch Alexander von Schelle, ebenfalls routinierter Lagerleben-Bewohner, hat dem Hobby-Schmied sofort seine Hilfe angeboten: Während Burger in die Arbeit vertieft ist, verkauft er die Stücke und erklärt den Besuchern, wie viel Arbeit in ihnen stecken. „Das macht echt Spaß.“

Bis zum Sonntag läuft er noch der Schongauer Sommer, es gibt viel zu erleben, wie der Blick aufs Programm zeigt. Doch: Es könnte der letzte Historische Markt in Schongau sein.

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