Historischer Markt: Was wird aus dem Schongauer Sommer?

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Wollen wieder ihren Weg nach Schongau zum Historischen Markt samt Eselgespann gehen: Uschi (re.) und Fini Plachetka. Manchmal müssen sie sogar schieben. © Herold

Er trägt sich schon länger mit dem Gedanken, jetzt macht Manfred Wodarczyk Ernst. Heuer soll der letzte historische Markt sein, zumindest unter seiner Regie. „Schongau ist eine tolle Stadt, aber sie hat keine Kultur und wird auch keine kriegen“, sagt er. Und fühlt sich noch immer „denunziert“.

Ein Abschied mit Pauken und Trompeten soll es werden. Manfred Wodarczyk, Chef beim Verein Schongauer Sommer, ist schon recht weit mit der Planung für den nächsten historischen Markt am Schongauer Volksfestplatz. Die Musik für die Bühne steht: Bernsteyn und Musica Immortalis hat er ebenso gebucht wie Phonexx, die Weltenkrieger sowie Donner & Doria. Vier neue Gastronomen sollen das Angebot vervollständigen. Und jede Menge Fieranten, Einzeldarsteller und Handwerker, denen die Besucher ab dem 9. August zehn Tage lang über die Schulter schauen können. Auch das Eselgespann wird sich wieder auf den Weg nach Schongau machen. „Ich bereite einen tollen Abgang vor. Und es ist alles so ausgerichtet, dass es das Finale sein kann“, sagt der Hohenfurcher.

„Ich mache heuer zum letzten Mal den historischen Markt“

Dass für ihn persönlich in jedem Fall Schluss sein wird mit dem Schongauer Sommer, steht fest: „Ich mache heuer zum letzten Mal den historischen Markt“, sagt er. Nach wie vor ist er arg verschnupft und wirft der Stadt mangelnde Unterstützung und geringe Wertschätzung vor. Der Gipfel sei eine Stadtratssitzung im Oktober 2022 gewesen, in der Bürgermeister Falk Sluyterman ihm vorgeworfen habe, dass er zum einen jahrzehntelang schlecht über die Stadt geredet habe und zum anderen weder der historische Markt noch das historische Festspiel für Schongau ein Benefit sei, wie sich Wodarczyk zurückerinnert. Jener Abend, in der er erklären sollte, wofür ein höherer Zuschuss seitens der Stadt benötigt werde, liegt ihm augenscheinlich noch immer schwer im Magen, habe er sich doch in dieser öffentlichen Sitzung abkanzeln lassen müssen, wortwörtlich spricht Wodarczyk sogar davon, „denunziert“ worden zu sein. Das Theater Treibhaus war bereits für das Festspiel im vergangenen Sommer „1493 – Schongau zwischen Blut und Freundschaft“ eigene Wege gegangen. Nun also auch das Aus für den historischen Markt? Wodarczyk: „Ich bin der letzte, der das mit Herzblut macht – seit 24 Jahren – und ich bin im August dann auch verbrannt.“

Manfred Wodarczyk, Chef beim Historischen Markt und Kopf beim Verein Schongauer Sommer, will aufhören.
Manfred Wodarczyk, Chef beim Historischen Markt und Kopf beim Verein Schongauer Sommer, will aufhören. © Hans-Helmut Herold

Im Verein fehlt es an aktiven Mitstreitern

Düster sieht es seiner Beschreibung nach für den Verein insgesamt aus, denn es fehle an aktiven Mitstreitern. Max Diegruber, der zuletzt stellvertretender Vorsitzender war, musste sich im Herbst 2023 aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. „Ich bin im Guten rausgegangen, Manfred und ich verstehen uns, und ich werde den Schongauer Sommer auch weiterhin unterstützen, wenn mir das möglich ist“, räumt Diegruber gleich mit einem Gerücht auf, dass es Ärger oder Streit gegeben habe. Neuwahlen gab es bislang nicht, sondern nur einen kommissarischen Stellvertreter für Wodarczyk. „Es ist jemand, der seit 25 Jahren Mitglied ist und den ich deshalb überreden konnte, da einzuspringen“, verrät der Schongauer-Sommer-Chef. „Ich bin froh, dass er es übernommen hat, mir die Kasse und die Abrechnung macht und mich unterstützt.“ Seinen Namen in der Zeitung lesen möchte der neue Stellvertreter laut Wodarczyk jedoch offenbar nicht. „Es will gar keiner mehr irgendetwas machen, viele sagen, sie sind nur noch wegen mir dabei“, schildert der 67-Jährige sein Dilemma. Treu zur Seite stehen ihm noch Kassiererin Bianca Werner und Schriftführerin Jutta Ruffing. Mit der Bühnentechnik wurde Alexander Mößmer aus Steingaden beauftragt.

Bis Herbst 2025 noch im Vorstand

Seit ungefähr fünf Jahren versuche er mittlerweile, für die Vereinsleitung „jemanden mit Herz zu finden, der das so macht, wie ich mir das vorstelle“. Für den Fall, dass sich kein in seinen Augen geeigneter Nachfolger findet, käme es zu einer Vereinsauflösung, denkt Wodarczyk. Er wolle dann das Vereinsvermögen einem anderen Verein übertragen, etwa dem Hospiz in Polling.

Wie hoch das Vereinsvermögen ist, will Wodarczyk nicht sagen

Wie viel Geld der Schongauer Sommer genau auf der hohen Kante hat, möchte Wodarczyk auch auf Nachfrage nicht beziffern. „Es ist eine nicht unerhebliche Summe, und ich spende es lieber, bevor ich es jemandem anvertraue, der es binnen von einem Jahr durchbläst.“ Er habe den Verein mit 3,50 Mark übernommen, erinnert er zurück. „Und ich will haben, dass es weitergeht.“ Daher wolle er bis zu den regulären Neuwahlen im Herbst 2025 Vorsitzender bleiben, dann werde es sich entscheiden. Seinen Wunsch, zum Abschluss noch einmal die „Hexe von Schongau“ aufzuführen, hat Wodarczyk im übrigen längst verworfen. „Aber es gibt den Wodarczyk auch weiterhin, nur nicht mehr für Schongau, da gibt es einen neuen Plan.“

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