Krieg im Nahen Osten - Hamas-Anführer getötet - Irans Präsident droht Israel mit „harter Bestrafung“
„Financial Times“: Netanjahu riskiert einen umfassenden Nahostkrieg
Donnerstag, 1. August 2024, 9.27 Uhr: Die Londoner „Financial Times„ kommentiert am Donnerstag die Tötung des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr und des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija:
“Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu setzt zweifellos darauf, dass diese Angriffe eine Botschaft der Abschreckung an die Feinde seines Landes senden und gleichzeitig die Israelis nach Monaten politischer Unruhen wieder zusammenschweißen. Aber das ist eine Wette mit hohem Einsatz, die das Risiko birgt, den umfassenden Nahostkrieg auszulösen, den die Region seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober und der anschließenden israelischen Offensive in Gaza befürchtet. (...)
Die USA, die sich „eisenhart“ zur Verteidigung Israels verpflichtet haben, würden ebenfalls Gefahr laufen, tiefer in den Konflikt hineingezogen zu werden, wobei ihre Streitkräfte im Irak und in Syrien wahrscheinliche Ziele wären. Die internationale Schifffahrt - die bereits von den Huthis im Roten Meer angegriffen wird - könnte noch stärker gefährdet sein. Arabische Staaten fürchten, dass der Konflikt auf sie übergreifen könnte.
Das ist das Albtraumszenario, vor dem die Regionalmächte seit Israels Krieg im Gazastreifen warnen. Doch bisher sind die von den USA angeführten Bemühungen um eine Beendigung dieses Krieges ins Stocken geraten. Und durch den Tod von Hanija, dem wichtigsten Ansprechpartner der Hamas bei den Vermittlungsbemühungen, wurde ihnen ein schwerer Schlag versetzt.“
Weltsicherheitsrat trifft sich noch heute zu Nahost
19.41 Uhr: Angesichts einer möglichen Ausweitung des Krieges in Nahost soll der Weltsicherheitsrat in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Mehrere Diplomaten berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass ein vom Iran beantragtes und von China, Russland und Algerien unterstütztes Treffen noch heute um 22 Uhr MESZ stattfinden wird.
Die Spannungen in Nahost waren nach der gezielten Tötung eines hochrangigen Führers der islamistischen Hamas gestiegen - der Iran und die Hamas drohen Israel mit Vergeltung. Nach Angaben der Hamas wurde ihr Auslandschef, Ismail Hanija, bei einem israelischen Angriff in Teheran getötet. Die Regierung in Jerusalem hat sich dazu bislang nicht geäußert.
Israels Außenminister: Hisbollah-Rückzug kann großen Krieg verhindern
15.14 Uhr: Der israelische Außenminister Israel Katz hat bekräftigt, ein großer regionaler Krieg könne nur durch die sofortige Umsetzung einer UN-Resolution verhindert werden, die den Rückzug der libanesischen Hisbollah-Miliz aus dem Grenzgebiet vorsieht. In einem Brief an Dutzende Amtskollegen in aller Welt schrieb Katz, mit der Tötung des ranghohen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr habe Israel „eine klare Botschaft geschickt: Wir werden mit großer Macht gegen jeden vorgehen, der uns Schaden zufügt“.
Der Minister forderte die internationale Gemeinschaft dazu auf, Israels Forderung nach einem Rückzug der Hisbollah in das Gebiet nördlich des Litani-Flusses zu unterstützen. Dieser liegt rund 30 Kilometer von der Grenze zwischen Israel und dem Libanon entfernt. „Zehntausende von israelischen Einwohnern, die gezwungen waren, ihre Wohnorte im Norden Israels zu verlassen, müssen sicher heimkehren“, schrieb Katz weiter.
Bundesregierung: äußerst gefährliche Lage in Nahost
14.01 Uhr: Die Bundesregierung hat nach dem gewaltsamen Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija vor einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten gewarnt. „Wir rufen alle Akteure zu maximaler Zurückhaltung auf. Die Logik gegenseitiger Vergeltungsschläge ist ein Irrweg“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes vor Journalisten in Berlin. Er rief dazu auf, einen kühlen Kopf zu bewahren und alles für eine Deeskalation zu tun. „Auch die Chance auf einen Geiselabkommen und einen Waffenstillstand in Gaza darf jetzt nicht verspielt werden.“
Der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner sagte, die Bundesregierung unternehme mit ihren Partnern alles und nutze alle diplomatischen Kanäle, um eine Eskalation und einen regionalen Flächenbrand zu verhindern. Die gesamte Region befinde sich „in einer äußerst gefährlichen Lage“ und niemand könne Interesse daran haben, diese weiter anzufeuern. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) stehe in engstem Kontakt mit den EU-Partnern und Vertretern der Region des Nahen Ostens, fügte der Außenamtssprecher hinzu. „Die Diplomatie läuft auf Hochtouren und unser gemeinsames Ziel ist es, dazu beizutragen, die Lage zu deeskalieren.“
Hamas droht mit Rache für Hanija-Tod: „Blut wird nicht umsonst geflossen sein“
11.35 Uhr: Nach dem gewaltsamen Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija droht der militärische Flügel der Organisation mit Rache. „Dieses reine Blut wird sicherlich nicht umsonst geflossen sein“, hieß es in einer Stellungnahme des militärischen Arms der Hamas, der sogenannten Kassam-Brigaden, auf Telegram. Der Anschlag auf Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran werde große Auswirkungen auf die gesamte Region haben. Israel werde den Preis für die Tat bezahlen „an jedem Ort, den die Hände unserer Mudschahedin erreichen“, so die Drohung der Kassam-Brigaden.
Irans Ajatollah Chamenei droht Israel mit „harter Bestrafung“
10.47 Uhr: Der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat eine Vergeltung für den Tod des politischen Anführers der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, in Teheran angekündigt. „Das kriminelle zionistische Regime (Israel) hat unseren Gast in unserem Haus ermordet“, wurde Chamenei auf seiner Website zitiert. „Es wird eine harte Bestrafung geben.“
Hamas-Anführer getötet: „Feiger Akt“, „gefährliche Entwicklung“
10.31 Uhr: Die Nachricht von der Tötung des politischen Anführers der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, versetzt den Nahen Osten in Aufruhr. Nach Angaben der Terrororganisation wurde er bei einem israelischen Angriff auf seine Residenz in Irans Hauptstadt Teheran getötet. Während es von israelischer Seite zunächst keine Bestätigung gab, verurteilte der Iran den Anschlag auf das Schärfste. Hanijas Blut werde Israel zum Verhängnis werden, sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte die Tötung Hanijas als einen „feigen Akt“. Der Leiter der palästinensischen Autonomiebehörde sprach von einer „gefährlichen Entwicklung“.
Iranische Revolutionsgarden bestätigen Tod Hanijas
06.26 Uhr: Die iranischen Revolutionsgarden haben den Tod von Ismail Hanija, dem Auslandschef der islamistischen Hamas, bestätigt. Hanija sei einem Anschlag an seinem Wohnort in Teheran zum Opfer gefallen, hieß es in einer knappen Mitteilung der iranischen Elitestreitmacht. Neben dem Hamas-Auslandschef sei auch seiner Leibwächter den „Märtyrertod“ gestorben. Weitere Informationen sollten später veröffentlicht werden. Zuvor hatte die Hamas den Tod Hanijas gemeldet und Israel dafür verantwortlich gemacht.
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