Bürgerbefragung mit Stolpersteinen

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Das Banner am Haus von Andreas Rettermeier in der Kreuther Ortsmitte zeugt von der Ablehnung des Radweg-Ausbaus. Aktuell läuft eine Bürgerbefragung. © privat

Asphalt oder Kies? Was nach einer profanen Entscheidung klingt, wird in Kreuth zur Glaubensfrage. Gegner des Weg-Ausbaus zwischen Kreuth und Stuben machen Druck, Befürworter versuchen Erklärungen. Obendrein erreicht der Gemeindebote viele mit Verspätung. Darum wird die Bürgerbefragung jetzt verlängert.

Kreuth – Die Stimmung ist aufgeheizt. „Ich mache mir persönlich Sorgen um unsere herrliche Natur, und dass unser Bürgermeister diese dem Mammon ‚Geld geschenkt‘ zum Opfer bringt“, erklärt Andreas Rettermeier aus Kreuth. An seinem Haus in der Ortsmitte hat er ein großes Banner angebracht. Der Tonfall klingt nach Bürgerentscheid. „Ja zum Radweg Ratsbeschluss/Nein zur Asphaltierung“, heißt es da. Ein förmlicher Entscheid zum umstrittenen Radweg-Ausbau zwischen Kreuth und Stuben läuft zwar nicht, aber eine Bürgerbefragung. Sozusagen die kleine Schwester des Entscheids, aber mit ausgewachsenen Auswirkungen aufs Klima im Ort.

„Die Gegner geben extrem Gas“

„Die Gegner geben extrem Gas“, findet Christian Räß. Der Sportler und Langlauftrainer beim Skiverband Oberland ist Befürworter des Ausbaus. Ihm ist an einer sachlichen Klarstellung gelegen, schon wegen der vielen Leserbriefe. „Es ist der Wahnsinn, was da alles Falsches geschrieben wird.“ Zudem gebe es persönliche Anfeindungen, die „unter aller Kanone“ seien: „Wir sollten schon bei der Sache bleiben.“

Bürgermeister befürwortet Ausbau, Gemeinderat lehnt ab

Fakt ist: Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU) befürwortet den Ausbau des Kieswegs zwischen Kreuth und Stuben, der bereits jetzt gern von Radfahrern genutzt wird. Im Zuge eines Radweg-Ausbauprogramms würde der Freistaat eine Asphaltierung der Route spendieren. Die Mehrheit des Gemeinderats hat den Ausbau gegen die Empfehlung Bierschneiders im Juli mit Verweis auf den Charakter eines Bergsteigerdorfs bereits abgelehnt. Doch nachdem eine Gruppe von Befürwortern, darunter auch Räß, Unterschriften für die Asphaltierung gesammelt hatten, findet jetzt eine Bürgerbefragung statt. Über die Gemeinde-Website und einen Rück㈠meldebogen im Gemeindeboten können die Kreuther ihre Meinung bekunden. Spricht sich eine Mehrheit für die Asphaltierung aus, lässt Bierschneider den Gemeinderat ein zweites Mal abstimmen. Dies in der Erwartung, dass der Bürgerwille Anlass gibt, die Entscheidung zu überdenken. Zumal ein förmlicher Bürgerentscheid das Votum des Gemeinderats ersetzen würde.

Information und Rückmeldebogen im Gemeindeboten

Ein Vorgehen, das bei einer Sitzung von Unterschriftensammlern und Gemeinderäten im Rathaus für gut befunden worden war. „Ein Bürgerentscheid wäre total aufwendig“, meint Räß. Überhaupt sei das Treffen, an dem trotz Sommerpause fast alle Gemeinderäte und auch Fachleute des Staatlichen Bauamtes teilgenommen hatten, ein „super Gespräch“ gewesen, das fachlich vieles klargestellt habe.

Als Klarstellung ist auch die Information von Bürgermeister Bierschneider zum Radweg-Ausbau im September-Bürgerboten gedacht. Seine Darstellung stößt allerdings auch auf Kritik. „Manipulativ“, urteilt Rettermeier, der die Gegenargumente vermisst.

Post mit Zustellung im Verzug

Wer in Weissach oder Glashütte wohnt, hat den Gemeindeboten mit dem Rückmeldebogen bis gestern noch gar nicht bekommen. Mit der Zustellung sei die Post beauftragt, erklärt Bierschneider. Er habe dort nachgehakt und erfahren, dass es in den weiter entfernten Gemeindeteilen Verspätungen aus Personalgründen gebe. Die eigentlich bis 15. September laufende Bürgerbefragung werde darum verlängert. „Da kommt es auf den Tag oder auch auf eine Woche nicht an.“

Schriftliche Abwägung der Argumente

Unterdessen hat Stephanie Sennhofer aus Glashütte mit FWG-Gemeinderat Markus Wrba, Thomas Garhammer und Christian Räß eine schriftliche Abwägung aller Argumente erarbeitet. Das Papier ist 17 Seiten stark und soll als fundierte Entscheidungshilfe dienen. Das Fazit dieser Abwägung fällt positiv für den Ausbau aus: Ökologisch bringe der bestehende Ausbauzustand keinen nennenswerten Vorteil, für Radfahrer sei der Asphalt aber viel komfortabler. Die Verfasser hoffen, dass sie überzeugen können.

Stuben, Bayerwald und Glashütte würde der Ausbau einen alltagstauglichen Radweg bescheren, merkt Räß an: „Das sehen viele Kreuther nicht.“ Überhaupt sei doch die Verkehrsbelastung im Tegernseer Tal das große Umweltproblem und die Frage, wie man die Zahl der Autos reduzieren könne. Die Route, um die es hier gehe, befinde sich nahe einer Bundesstraße: „Und dann regt man sich auf, dass da ein Radweg asphaltiert wird.“

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