Neustart statt Baubeginn

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Das historische Ensemble von Wildbad Kreuth soll zu neuem Leben erwachen. In den vergangenen drei Jahren lag das Projekt allerdings auf Eis. Mit Architekt Matteo Thun wurde es jetzt wieder aufgenommen. © Thomas Plettenberg

Wildbad Kreuth neues Leben zu verleihen, soll das Meisterstück des Erfolgs-Hoteliers Korbinian Kohler werden. Bei der Übernahme in Erbpacht Anfang 2021 war vom Baubeginn 2024 die Rede. Tatsächlich pausierte die Planung drei Jahre lang. Jetzt arbeitet Kohler mit Architekt Matteo Thun an einem neuen Konzept.

Wildbad Kreuth – Krieg, Inflation, die Zinssituation: keine guten Rahmenbedingungen, um ein Projekt zu stemmen, das alles in den Schatten stellt, was Unternehmer Korbinian Kohler rund um den Tegernsee schon geschaffen hat. Und das ist eine Menge. 2010 übernahm er als Branchenneuling das damals ziemlich angestaubte Hotel Bachmair Weissach, es folgten das Alte Wallberghaus, das Wiesseer Hotel Bussi Baby, das Clubhaus Tegernsee, zuletzt die Multimedia-Welt Tegernsee phantastisch. Mit Leidenschaft polierte er Gebäude auf, die bessere Zeiten gesehen hatten, und verhalf ihnen zu neuem Glanz. Mit Erfolg. „Wir hatten einen sehr guten Sommer. Sogar den besten, den wir jemals hatten“, sagt Kohler über seine Bachmair-Weissach-Welt. „Wir erzeugen ein Gesamterlebnis, das macht viel aus.“

Projekt hatte drei Jahre Pause

Die Übernahme des Prachtbaus in Wildbad Kreuth Anfang 2021 passt in Kohlers Philosophie, die Schätze seiner Heimat aufzupolieren. Aber die historische Anlage ist ein Solitär, nicht nur ein Bestandteil von Kohlers Hotel-Universum am Tegernsee. Er hat sich das Eigentum der herzoglichen Familie mit einem langfristigen Erbpachtvertrag gesichert, es bisher aber kaum angefasst. Kohler begründet dies mit den Krisenzeiten. „Erst jetzt sehen wir Licht am Ende des Tunnels“, meint er. Drei Jahre habe das Projekt pausiert, jetzt habe er es mit Star-Architekt Matteo Thun wieder aufgenommen: „Wir orientieren uns neu.“

„Wir orientieren uns neu“

Bislang war stets die Rede davon gewesen, dass die herzogliche Anlage in Wildbad Kreuth zum Mental Retreat der Extraklasse werden soll, einem Rückzugsort für Gestresste ohne Geldsorgen. Jetzt lässt Kohler die Frage nach der Ausrichtung offen. Nur eines ist gesetzt: „Wir schauen, dass wir diesen Ort – gegebenenfalls mit Partnern – zu einem internationalen Leuchtturmprojekt machen können.“

Heilbad mit langer Vergangenheit

Historie und Ambiente sind einzigartig. Schon vor 500 Jahren richteten Mönche dort im Vertrauen auf die Kraft sprudelnder Quellen ein Heilbad ein. Seit 1818 ist Wildbad Kreuth im Besitz der Wittelsbacher. Es entstand ein Sanatorium, in dem die herrschaftliche Elite kurte, so auch Kaiser Franz Joseph I. sowie die Zaren Nikolaus I. und Alexander I.. Das geriet in Vergessenheit, als die politische Führung Bayerns den Ort für sich entdeckte. Von 1974 bis 2016 nutzte die Hanns-Seidl-Stiftung als Pächterin das Gebäude als Tagungsstätte, die alljährlichen Winter-Klausuren der CSU rückten den Ort ins Rampenlicht.

Bisher nur Instandhaltungsmaßnahmen

Inzwischen ist es dort sehr still geworden. Dabei war die Hoffnung groß, dass Kohler den geschichtsträchtigen Komplex schnell wieder zum Leben erweckt. Zuvor hatte Herzogin Helene in Bayern schon fünf Jahre lang vergeblich versucht, einen geeigneten Investor zu finden, der eine teure Sanierung stemmen kann. Letztlich unterzeichnete Kohler einen Vertrag mit der herzoglichen Familiengesellschaft und ergriff auch schnell Maßnahmen gegen den Verfall.

Um die Bausubstanz zu erhalten, ließ Kohler kleinere Sanierungen durchführen. Schon seit 2021 steht ein Teil der Anlage, so auch der legendäre Festsaal, als Event-Location zur Verfügung. Später richtete Kohler ein Pop-up-Hotel in einem Teil des Gebäudes ein, um die Zeit bis zum Umbau zu überbrücken. Doch das Übergangs-Hotel rentierte sich schon angesichts des personellen Aufwands nicht. Zur Saison 2024 eröffnete Kohler es nicht mehr.

Gasthaus Altes Bad bringt Leben in den Bereich

Für Leben sorgt hingegen das Gasthaus Altes Bad in der Nachbarschaft des ehemaligen Sanatoriums. Als Teil des historischen Ensembles hat Kohler es 2023 übernommen, aufwendig saniert und wieder geöffnet. Das Gasthaus laufe gut, versichert er, ebenso wie die 2022 an den Start gegangene Wunderwelt Tegernsee phantastisch. Letztere sei nicht nur bei seinen und den Gästen anderer Hotels beliebt, sondern vor allem bei schlechtem Wetter auch bei Einheimischen, berichtet Kohler.

Kein Zeitplan für den Umbau

Einen Zeitplan für Wildbad Kreuth nennt der Unternehmer nicht. Vorerst können Events und Feste dort weiter stattfinden. Für die Zukunft wolle er ein Konzept entwickeln, das des Ortes würdig sei, sagt Kohler. Die gerade erst wieder aufgenommene Planung brauche Zeit: „Wildbad Kreuth war schon früher der Pilgerort der europäischen Elite, und das soll es wieder werden.“

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