„Ich lieg‘ einfach gut im Wasser“: Carl Ruf (59) schwimmt regelmäßig durch den Tegernsee
Carl Ruf (59) liebt den Tegernsee. Aber er geht nicht nur gern und oft darin Baden, sondern schwimmt regelmäßig von Tegernsee nach Bad Wiessee. Warum, erklärt er im Interview.
Tegernsee – Das klare und erfrischende Wasser des Tegernsees hat seine treuen Fans: Badegäste, die nur bei schönem Wetter eintauchen; Schwimmer, für die das morgendliche Bad ein festes Ritual ist; Hartgesottene, die selbst im Winter vor eiskaltem Wasser nicht zurückschrecken. Carl Ruf, Inhaber einer Baustoff-Firma im Kreis Ansbach, Hausbesitzer an der Hauptstraße und mit familiären Wurzeln in Tegernsee, die mindestens bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, gehört zu einer ziemlich einzigartigen Spezies: Der 59-Jährige geht nicht nur baden, sondern durchquert den See regelmäßig von der Länd in Tegernsee bis nach Abwinkl in Bad Wiessee. Gerade ist er wieder aus dem Wasser gestiegen – zum 23. Mal in diesem Jahr. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet er über seine Leidenschaft.
Herr Ruf, Respekt! Sind Sie Triathlet?
Früher habe ich schon viele Male beim Triathlon mitgemacht. Jetzt schwimme ich, gehe immer gerne in den Bergen wandern und begeistere mich an langen Radreisen.
Wie kam es denn zu Ihrer Leidenschaft?
Ich war schon in der Schule immer der beste Schwimmer meiner Klasse, ohne, dass ich über große sportliche Qualitäten verfügt hätte. Ich lieg‘ einfach gut im Wasser. Wasser ist mein Element.
Schwimmen Sie bei jedem Wetter und jeder Wassertemperatur?
Das Wetter muss schon passen. Ich gebe auch zu, dass ich früher eher zur Fraktion der Warmduscher gehört habe. Das hat sich geändert. 25 Jahre lang war mein Ziel, wenigstens einmal oder zweimal im Jahr quer durch den See zu schwimmen. Seit zwei Jahren schwimme ich viel öfter.
Wer hat Sie dazu angespornt?
Als ich vor zwei Jahren einen Vortrag des Langstreckenschwimmers André Wirsing gehört habe, der durch die Straße von Gibraltar oder durch den Ärmelkanal schwimmt und selbst bei stockfinsterer Nacht im Wasser unterwegs ist, dachte ich mir: Wenn der das bei zwölf Grad so lange schafft, dann bleibt mir doch bei 16, 17 oder 18 Grad das Herz auch nicht stehen. Inzwischen schwimme auch ich bei weniger als 20 Grad. Und ich habe auch keine Angst mehr, von einem Waller gebissen zu werden.
Meine news

Wie oft sind Sie heuer schon geschwommen?
Letztes Jahr waren es 13 Mal, heuer schon 23 Mal, und es kommen vielleicht noch ein-, zwei- oder dreimal dazu. Je nach Wetter und wenn ich Zeit habe nach Tegernsee zu kommen, um nach dem Rechten zu sehen. Im Juni habe ich angefangen, vielleicht wird es wieder Oktober, so wie im vergangenen Jahr.
Wie lange brauchen Sie?
Je nachdem, wie ich schwimme, brauche ich etwa eine Stunde und fünf Minuten für die gut 2,3 Kilometer lange Strecke.
Haben Sie keine Angst, dass Sie mitten im See schlapp machen könnten?
Eigentlich nicht, ich bin in guter Verfassung, durchtrainiert und bin ein furchtloser Mensch. Einmal musste ich umdrehen, wegen Sturmwarnung. Die Wasserwacht hat mich auch mal dazu aufgerufen, aus Sicherheitsgründen eine farbige Badekappe zu tragen, was ich inzwischen auch tue, oder eine Schwimmboje mitzunehmen. Ich schwimme nur in Badehose, abwechselnd Brust und Rücken, hin und wieder kraule ich auch.
Sind Ihnen jemals andere Schwimmer begegnet?
Gegenfrage: Bin ich eigentlich der Einzige, der durch den See schwimmt? Ich weiß es nicht. Im Normalfall treffe ich nie jemanden. Was mich sowieso wundert, denn Schwimmen im kalten Wasser stärkt das Immunsystem, es ist total gesund. Und wenn ich dann so im Tegernsee dahinschwimme und die Berge anschaue, dann denke ich mir: Ach, wie ist das schön!