Bergwachtler über seine liebsten Gipfel: „Ich meide Berge, wo alle hinrennen“

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Schöne Aussicht: Am liebsten geht Stefan Schmidtchen auf die Bodenschneid – vor allem wegen des Panoramas, das auch diese drei Männer auf dem Gipfel genießen. © Thomas Plettenberg

Stefan Schmidtchen von der Bergwacht Rottach-Egern kennt die Berge im Tegernseer Tal wie seine Westentasche. Welche Gipfel er am liebsten besteigt, verrät er unserer Zeitung.

Rottach-Egern – Als leidenschaftlicher Bergwachtler und Skifahrer verbringt Stefan Schmidtchen viel Zeit in den Bergen. Dort genießt er gerne alleine die Ruhe oder wandert mit Freunden. Seine Leidenschaft zu den Bergen brachte ihn zur Bergwacht: Der 45-Jährige machte bei der Bundeswehr eine Ausbildung zum Heeresbergführer. 2002 kam er dann zur Bergwacht, war dort lange Ausbilder und ist mittlerweile Bereitschaftsleiter.

An seinem Ehrenamt gefällt ihm, dass er seine Leidenschaft zu den Bergen mit seiner Leidenschaft zum Rettungsdienst verbinden kann. Mittlerweile arbeitet der Gmunder bei der Berufsfeuerwehr München. „Die Kameradschaft, die sich entwickelt, ist einfach toll“, sagt er über die Bergwacht. Obwohl Beruf und Ehrenamt viel Zeit in Anspruch nehmen, schafft er es dennoch regelmäßig wandern zu gehen. Seine drei liebsten Berggipfel hat der Bereitschaftsleiter im Gespräch mit unserer Zeitung verraten.

Gold für die Bodenschneid

Die Entscheidung fällt Schmidtchen nicht gerade leicht: So schön die heimischen Berge auch sind, „viele sind überlaufen aufgrund der Erschließung.“ Da der Bereitschaftsleiter am liebsten in Ruhe auf den Berg geht, ist die Bodenschneid meist seine Wahl. „Hier gibt es verschiedene Wege und natürlich einen sehr schönen Aussichtspunkt.“ Die Bodenschneid sei zudem auch bei schlechtem Wetter ein leicht gehbarer Weg.

Gerade im Winter sei der Berg durch die verschiedenen Wege nicht so überlaufen. Die Bodenschneid zählt für Schmidtchen eher zu den leichteren Touren. „50 Mal war ich bestimmt schon oben“, schätzt der 45-Jährige. Im Winter macht er gerne auch Skitouren auf der Bodenschneid – teilweise auch schon zwei Mal an einem Tag. „Da sollte man sich aber schon auskennen, wegen der Lawinengefahr“, betont der Bereitschaftsleiter. Einsätze habe die Bergwacht Rottach-Egern aber weniger an der Bodenschneid. „Das hält sich in Grenzen. Wahrscheinlich auch, weil der hintere Bereich im Einsatzgebiet der Bergwacht Hausham liegt“, erklärt der Bereitschaftsleiter.

Silber geht an den Blauberggrat

Mehr Einsätze gebe es dafür auf dem Blauberggrat, den Schmidtchen auch selbst gerne wandert. „Vor allem, wenn ich alleine gehe, gehe ich da gerne.“ Dann kann er die Tour „ein bisschen mehr auf Zug gehen“ und als Training nutzen. „Wenn ich gestresst bin, gehe ich auch gerne mal alleine.“ Am Blauberggrat gefällt dem Gmunder besonders, dass er durch gemischtes Gelände führt. „Der Weg ist sehr abwechslungsreich, und man hat einen guten Blick ins Gelände.“ Zudem gefalle ihm die Aussicht am Grenzgrat auf Tegernsee, Achensee und die Blauberge.

Stefan Schmidtchen, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Rottach-Egern, (l.) mit seinem Stellvertreter Carl Enders.
Stefan Schmidtchen, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Rottach-Egern, (r.) mit seinem Stellvertreter Carl Enders. © Thomas Plettenberg

Für die relativ anspruchsvolle Tour braucht Schmidtchen im Durchschnitt rund vier Stunden. „Das macht man nicht mal eben so schnell, aber dafür ist auch nicht so viel los.“ Am Blauberggrat hat er allerdings immer wieder Einsätze mit der Bergwacht. Vor allem im Frühjahr sei der doch eher schwierige Wanderweg problematisch, da an der Halserspitz oft noch viel Schnee liegt, während der Anfang über Siebenhütten und die Wolfsschlucht schon schneefrei ist. „Viele Leute verschätzen sich. Nach der Corona-Pandemie hatten wir mal einen Monat, in dem wir 14 Leute dort rausgeholt haben, weil sie sich verstiegen haben.“

Bronze: Einfach mal erkunden!

„Als Einheimischer versuche ich natürlich, die Berge zu meiden, wo alle hinrennen.“ Ab und zu fährt Schmidtchen dennoch gerne mit dem Moutainbike auf die Aueralm – zu Fuß ist ihm die Bergtour dann doch zu leicht.

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Um für Einsätze im Gelände gerüstet zu sein, erkundet der Gmunder meist neue Wege in den Bergen, dabei hat er aber keine Favoriten. „Ich schaue gerne andere Geländearten an, um gewisse Einsatzsituationen vorzubereiten.“ Dafür geht der Bereitschaftsleiter auch mal querfeldein – dann aber nur zu zweit. Anderen Wanderern rät er davon ab: einerseits um die Natur zu schützen, andererseits wegen der Gefahren. „Das sind meistens die Bereiche, in denen sich Wanderer versteigen.“ (sf)

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