Milliarden für Verteidigung - München wird Epizentrum für Rüstungs-Start-ups in Europa

Deutschland ist neuer Spitzenreiter bei Investitionen in Rüstungs-Start-ups in Europa. Ein bayerisches KI-Unternehmen hat großen Anteil an dieser Entwicklung.

Die Klagen über Deutschlands wirtschaftlichen Abstieg behelligen Leser in Dauerschleife. Doch hierzulande tut sich auf einem Gebiet Erstaunliches: Deutschland ist Europas Nummer eins bei Rüstungs-Start-ups. Sie konzentrieren sich besonders im Großraum München. Das geht aus einem Bericht von „Capital“  hervor. 

Danach erhielten deutsche Start-ups für Verteidigungs- und Sicherheitstechnologie 2024 rund 1,3 Milliarden Dollar (1,25 Milliarden Euro) an Privat-Investitionen. Dabei geht es also um nichtstaatliche Mittel. 

Drohnen Helsing
Drohnen von Helsing für die Ukraine. Helsing

Start-up Helsing sammelt 450 Millionen Euro ein

Das Münchner Unternehmen Helsing habe allein 450 Millionen Euro einsammeln können. Das führe zu einer Firmenbewertung von 4,95 Milliarden Euro, wie es in dem Bericht heißt.

Das Software-Unternehmen Helsing stellt sich auf seiner Internetseite selbst so vor: „Wir arbeiten eng mit Streitkräften, Ministerien, Behörden und Partnern aus der Industrie zusammen, um die Fähigkeiten vorhandener Hardware zu verbessern.“ Helsing helfe mit seiner Software „bei der KI-Befähigung neuer Hardware-Programme“.

Das Münchner Unternehmen ist auch im Baltikum, in Frankreich, Großbritannien und der Ukraine tätig und macht also ältere Waffensysteme fit für KI-gestützte Auseinandersetzungen. An die Ukraine liefert Helsing "weitere 6000 Drohnen", wie es auf der Firmen-Website heißt.

Weitere Defence-Start-ups in und um München

Helsing sei ein bedeutendes Beispiel für die Aktivitäten neuer Verteidigungs-Start-ups, heißt es in dem Bericht. Daneben gebe es weitere, wie „Deutsche Start-ups“  ergänzt:

  • Quantum Systems
  • Arx
  • Auterion
  • Isar Aerospace
  • Hattec
  • Mayday.ai
  • Polaris
  • The Exploration Company
  • Traversals

Viele der genannten Start-ups haben ihren Sitz in München und Umgebung. Das macht die bayerische Landeshauptstadt zu einem europäischen Zentrum für neue Verteidigungs-Technologien. 

Airbus Hubschrauber
Airbus-Hubschrauber für die Bundeswehr. Gettyimages

Airbus größter deutscher Rüstungshersteller

Die genannten Start-ups stehen vielfach noch am Anfang ihrer Entwicklung. Daneben gibt es eine Handvoll großer deutscher Rüstungskonzerne, die sich am Markt etablieren konnten.

So erzielte die Rüstungssparte von Airbus nach Angaben von Statista im Jahr 2023 Umsätze in Höhe von 12,9 Milliarden Euro.

Die weiteren großen Anbieter:

  • Rheinmetall 6,15 Milliarden Euro
  • KNDS 3,15 Milliarden Euro
  • Hensoldt 2,0 Milliarden Euro
  • Diehl Group 0,85 Milliarden Euro
  • Renk Group 0,70 Milliarden Euro
  • MTU Aero Engines 0,58 Milliarden Euro

Deutschland kann sich immer weniger auf US-Schutzschirm verlassen

Nach dem denkwürdigen Auftritt des US-Vizepräsidenten J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz ist klar: Europa und gerade Deutschland muss sich noch stärker in Verteidigungsfragen engagieren.

Die zunehmende Bedeutung von Rüstungstechnik zeigt sich auch bei den Börsenbewertungen der Unternehmen. Rheinmetall konnte im Vorjahr 2024 massiv an Wert zulegen. Zwischen dem Rheinmetall-Eröffnungskurs am 2. Januar 2024 bei 289,50 Euro und dem Wert am 30. Dezember von 618 Euro liegt eine Kursdifferenz von 113,5 Prozent. Damit war Rheinmetall an den deutschen Börsen einer der Top-Werte im Jahr 2024.

Seitdem hat die Rheinmetall-Aktie weiter deutlich gewonnen. Sie notiert derzeit bei 927 Euro. Das sind Zugewinne von weiteren 51 Prozent seit Jahresbeginn 2025 (Stand 20.2., 10.30 Uhr). Aktuell liegt der Konzernwert von Rheinmetall bei 42 Milliarden Euro. Das entspricht fast den Werten von BASF oder Deutscher Post DHL.

Rheinmetall-Aktie
Kurs-Chart der Rheinmetall-Aktie von Februar 2020 bis Februar 2025. finanzen100.de

USA investiert weltweit am meisten in Verteidigung, China folgt auf Rang 2

Laut Daten von Statista lagen die weltweiten Militärausgaben im Jahr 2024 bei 2,443 Billionen Dollar (2,33 Billionen Euro). Für 2023 zeigt ein Lander-Ranking die einzelnen Rüstungsvolumina der Staaten in Milliarden Dollar:

  • USA 916
  • China 296
  • Russland 109
  • Indien 84
  • Saudi-Arabien 76
  • Großbritannien 75
  • Deutschland 67
  • Ukraine 65
  • Frankreich 61
  • Japan 50

Aktuell fordert die Nato von ihren Mitgliedsländern Verteidigungs-Investitionen in Höhe von zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung. Doch längst diskutieren Politiker über drei Prozent und mehr. US-Präsident Donald Trump forderte kürzlich, dass die Nato-Mitglieder fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in Verteidigung stecken sollen. Das schaffen derzeit nicht einmal die USA.