Neue Sanktionen treffen Russland hart – Ölverkäufe in China und Indien werden immer teurer
Russland verdient Milliarden am Ölverkauf. Jetzt satteln zwei wichtige Handelspartner zunehmend um. Das bringt Russlands Wirtschaft in Bedrängnis.
Moskau – Seit vielen Monaten versucht der Westen, die Einnahmen Russlands aus Öl- und Gasverkäufen zu beschränken. Die Idee dahinter: Wenn dem Land das Geld aus dem wichtigen Energiesektor fehlt, müsste es ihm schwerer fallen, den Ukraine-Krieg weiter aufrechtzuerhalten. Als vor einigen Wochen bekannt wurde, dass China verschiedene Häfen für russische Schiffe sperrt, sah es ganz danach aus, als hätten die Pläne der USA Wirkung. Jetzt zeigen sich neue Konsequenzen in Indien.
USA sanktionieren Putins Schattenflotte – Hoher Ölpreis schadet Russlands Wirtschaft
Der Handel mit russischem Öl in China und Indien ist ins Stocken geraten. Angeblich ist das eine Konsequenz neuer US-Sanktionen, die die Biden-Regierung noch am 10. Januar durchgesetzt hatte. Diese Sanktionen hatten rund 200 Schiffe der berüchtigten russischen Schattenflotte getroffen, außerdem große Ölunternehmen und mit ihnen verbandelte Unternehmen. Jetzt sollen die Maßnahmen die Rohöl-Exporte aus Russland drastisch verkomplizieren. Das hatte das Nachrichtenportal Kyiv Independent unter Berufung auf Reuters-Informationen mitgeteilt.

Angeblich treibt der hohe Bedarf nach nicht sanktionierten Tankern bei gleichzeitig einem limitierten Pool aus solchen die Transportpreise hoch. In Indien sei das Angebot für russisches Öl derartig zurückgegangen, dass der indische Konzern Bharat Petroleum (BPCL) keine Angebote für März-Lieferungen erhalten habe. Noch im Jahr 2024 hatte russisches Rohöl rund 36 Prozent von Indiens Ölimporten und 20 Prozent von denen Chinas ausgemacht.
Was außerdem zwischen Indien und Russland für Spannungen sorgt: Indische Banken haben damit angefangen, die Zahlungen für russische Ölimporte zu blockieren. Auch das war nach der Bekanntgabe der neuesten US-Sanktionen passiert. Damit folgt Indien ähnlichen Maßnahmen aus China. Im Jahr 2024 hatten viele chinesische Banken Abstand von russischen Geschäftspartnern genommen.
Indien sattelt um – Und geht ebenfalls auf Abstand zu Russland
Indien ist für russische Öllieferungen gleich in zweifacher Hinsicht wichtig – eigentlich. Einerseits ist das Land einer der stärksten Abnehmer für russisches Öl. Im Sommer 2024 hatte das Land sogar China als größter Abnehmer überholt, was dem indischen Staatschef Narendra Modi Kritik aus Kiew einbrachte. Andererseits hilft Indien tatkräftig dabei, russisches Öl weiter in den Westen zu transportieren. Auch bei anderen Gütern, etwa bei Diamanten, ist Indien ein wichtiger Umschlagort für Russland.
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Damals gab es kaum Bremsen für das Wachstum des indisch-russischen Ölhandels. „Indiens Bedarf für russisches Öl steigt weiter, solange es keine schärferen Sanktionen gibt“, soll eine indische Quelle zur Nachrichtenagentur Reuters gesagt haben. Indien hat beim Kauf von russischem Öl Milliarden gespart – weil der Westen als Handelspartner abgesprungen war, hatten China und Indien bei den entsprechenden Verhandlungen klar am längeren Hebel gesessen und die wichtige Ressource zu „Discountpreisen“ bekommen. Zwischen April 2022 und Mai 2024 sollen sich die Ersparnisse auf eine Summe von 10,5 Milliarden US-Dollar (rund 9,3 Milliarden Euro) belaufen haben.
„Wenn wir anfangen, mehr Öl aus dem Mittleren Osten zu kaufen, wird der Ölpreis nicht bei 75 US-Dollar bleiben. Er würde 150 US-Dollar betragen“, zitierte das US-amerikanische Nachrichtennetzwerk CNBC den indischen Energieminister Hardeep Singh Puri. Gleichzeitig aber hatte Indien bereits klargemacht, dass es trotz BRICS-Mitgliedschaft sofort auf einen billigeren Zulieferer umschwenken würde, sollte russisches Gas zu teuer werden.
Gewinner im Mittleren Osten – Russlands Wirtschaft leidet unter Sanktionen
Kurzfristig ziehen vor allem die Öl-Nationen im Mittleren Osten Vorteile aus dieser Entwicklung. Weil sich Hersteller aus China und Indien jetzt ihnen zuwenden, um Russland (und damit die Gefahr von Sanktionen) zu umgehen, können sie schlichtweg mehr Profite einfahren. Eigentümer von Tankschiffen profitieren wiederum von höheren Mietpreisen für Schiffe, die nicht unter US-Sanktionen stehen – oder denen von anderen westlichen Ländern.
Für den Kreml-Chef Wladimir Putin ist jeder Angriff auf den Ölsektor ein schwerer Schlag. Öl ist das wichtigste Exportgut Russlands, und wenn es dem Westen gelingt, die Einnahmen aus Ölverkäufen mittel- bis langfristig zu stören, entzieht das Russlands Wirtschaft jede Menge Geld. Im Jahr 2021 hatten die Verkäufe von Öl und Gas etwa 45 Prozent des Staatsbudgets ausgemacht.
Kein Wunder, dass der Westen schon früh Maßnahmen entworfen hatte, um die Gewinne zu schmälern. Ein Ölpreisdeckel soll beispielsweise dafür sorgen, dass Russland sein Öl für nicht mehr als 60 US-Dollar pro Barrel verkaufen kann. Um solche Sanktionen zu umgehen, hatte Putin Milliarden in eine Schattenflotte investiert – meist veraltete Schiffe, die oft unter falscher Flagge fahren, um nicht mit Russland in Verbindung gebracht zu werden. Seitdem ist ein Kleinkrieg um diese Öl-Sanktionen entbrannt. Der Westen sucht Mittel, um die Ölverkäufe zu behindern, Russland wiederum sucht stetig nach einem Gegenmittel für die letzten Sanktionen.