Ukraine hegt eigenen Plan mit F-16-Kampfjets im Schwarzen Meer – und sendet Drohung an Putin

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Noch immer wartet Kiew auf F-16-Kampfjets von westlichen Verbündeten. Im Krieg gegen Russland sind sie ein Hoffnungsschimmer. Aber wo genau sollen sie eingesetzt werden?

Kiew/Moskau – Zu seiner Verteidigung vor russischen Luftangriffen benötigt die Ukraine dringend effektive Kampfjets. Zugesagt worden war den ukrainischen Streitkräften eine Lieferung von rund 80 F-16-Mehrzweck-Kampfjets aus US-amerikanischer Produktion von Belgien, Dänemark, den Niederlanden und Norwegen, als Vertreter der Länder im Juli 2023 beim Nato-Gipfel im litauischen Vilnius zusammenkamen.

Eigentlich sollten die F-16 Kampfjets schon im März in der Ukraine eintreffen, jedoch verzögerte sich die Auslieferung. Nun heißt es, dass die F-16 „im Sommer“ ukrainischen Boden erreichen sollen, wie die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren vor Kurzem in einem Interview mit dem US-Politmagazin Politico erklärte. In der Ukraine wird sich danach gesehnt, die F-16 endlich zum Einsatz an der Front bringen zu können – zur Verteidigung gegen Russlands Angriffe sind die F-16 aktuell immer noch ein großer Hoffnungsschimmer.  

F-16-Kampfjets im Ukraine-Krieg: „Werden in der Lage sein, russische Kampfflugzeuge zu verdrängen“

Wo an der Front aber dürften die F-16 nach ihrer Auslieferung an die Ukraine zum Einsatz kommen? Und was versprechen sich die ukrainischen Streitkräfte trotz ihres aktuellen Mangels an ausgebildeten Kampfjet-Piloten konkret von den F-16? Hierzu äußerte sich nun (5. Juli 2024) der Befehlshaber der ukrainischen Marine, Vizeadmiral Olexej Neischpapa, unmittelbar vor dem nationalen ukrainischen Marine-Feiertag am Sonntag in einem Interview mit der Presseagentur Reuters

Dem Marine-Befehlshaber zufolge dürften die F-16-Kampfjets vor allem am Himmel über dem Schwarzen Meer eingesetzt werden, sobald sie an die Ukraine ausgeliefert werden. Ziel ist laut Neischpapa, die gegenwärtige „vollständige Dominanz“ Russlands im Luftraum über dem für Russland und die Ukraine strategisch und handelspolitisch so bedeutenden Binnenmeer infrage zu stellen. 

Vor rund einem Jahr sicherten Belgien, Dänemark und die Niederlande der Ukraine eine umfangreiche Lieferung von F-16-Kampfjets zu. Obwohl Kiew noch immer wartet, sind die F-16 ein Hoffnungsschimmer im Krieg. Wo aber sollen sie genau zum Einsatz kommen?
Kampfjet vom Typ „F-16“ beim Start © IMAGO/Gianluca Vannicelli / ipa-agency

„F-16 mit der richtigen Bewaffnung werden in der Lage sein, russische Kampfflugzeuge zu verdrängen. Der nordwestliche Teil des Schwarzen Meeres, insbesondere der Korridor für zivile Schiffe, wird zu fast 100 Prozent sicher sein“, betonte Neischpapa gegenüber Reuters weiter.

Ukrainischer Marine-Befehlshaber: Russland verliert auf der Krim einen wichtigen Knotenpunkt

Wegen der hohen Schlagzahl ukrainischer Drohnenangriffe im Schwarzen Meer, gelingt es russischen Kriegsschiffen aktuell nicht, in den nordwestlichen Teil des Binnenmeers vorzudringen. Das Gebiet umfasst nahezu 25.000 Quadratmeter, wie Neischpapa verdeutlichte. 

Auch hat Russland seit Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar 2022 durch ukrainische Drohnenangriffe massive Verluste seiner historisch bedeutenden Schwarzmeerflotte zu beklagen, die schon seit 1793 durchgehend ihr Hauptquartier in der Krim-Hauptstadt Sewastopol hat. Etwa ein Drittel seiner Schwarzmeerflotte soll Wladimir Putin seit Beginn des Ukraine-Kriegs eingebüßt haben. „Sie (die Russen, Anm. d. Redaktion) verlieren nun eindeutig diesen Knotenpunkt“, betonte Neischpapa im Interview mit Reuters außerdem.

Putin reagiert auf Verluste seiner Schwarzmeerflotte und zieht viele Schiffe aus Sewastopol ab

Wie Neischpapa im Reuters-Interview darüber hinaus erklärte, hat Putin inzwischen fast alle seiner kampfbereiten Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte von der Krim-Halbinsel an andere Marine-Standort verlegt. Dazu unter anderem an das Asowsche Meer sowie an den Standort Noworossijsk an der nordöstlichen Schwarzmeerküste. 

Ob Russlands Kriegsschiffe dort sicherer sind als in Sewastopol, bleibt aber fraglich. Denn bereits am Mittwoch (3. Juli 2024) griffen zwei unbemannte ukrainische Sprengstoff-Boote den Hafen von Noworossijsk an, wie unter anderem das ukrainische Medium Kyiv Independent meldete. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge waren die auf Noworossijsk zusteuernden Seedrohnen allerdings noch im Schwarzen Meer zerstört worden.

Betreffend potenzieller Schäden machte das Verteidigungsministerium in Moskau jedoch keine Angaben. Lokale Medien hatten zuvor von Explosionen in Noworossijsk berichtet. Die örtlichen Behörden forderten die Menschen in der Nacht auf, ihre Häuser und Wohnungen nicht zu verlassen.

Die Ukraine plant, ihren Schifffahrtskorridor im Schwarzen Meer auszuweiten

Ziel der ukrainischen Streitkräfte sei es gegenwärtig, den eigenen Schifffahrtskorridor im Schwarzen Meer, der den Seeverkehr der drei bedeutendsten ukrainischen Häfen in Odessa abwickelt, auf die Häfen der Großstädte Mykolaiv und Cherson im Süden des Landes auszuweiten. Aktuell sei das aber unmöglich, da Russland die sogenannte Kinburn-Nehrung kontrolliert. Diese befindet sich an der Mündung des Flusses Dnipro, südlich der ukrainischen Stadt Cherson. Sie ist einer der letzten übrigen Teile des Oblast Mykolaiv, der aktuell noch unter russischer Besatzung steht.

Nachdem das von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelte Schwarzmeer-Getreideabkommen mit Russland zur Verschiffung ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer Mitte Juli 2023 (18. Juli 2023) einseitig von Putin aufgekündigt worden war, musste die Ukraine eine neue Schwarzmeer-Handelsroute einrichten. Rund 60 Prozent des ukrainischen Getreides wird seitdem auch über den Landweg durch die EU an internationale Handelspartner exportiert. (fh)

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