Flucht von Ukraine-Front: Waldbrände treiben Putins Truppen aus den Schützengräben

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Waldbrände gab es in der Ukraine schon vor dem Krieg. Doch jetzt schlagen sie Putins Truppen an der Cherson-Front in die Flucht – aus Sorge vor Verlusten.

Kiew - In der Region Cherson im Süden der Ukraine sind Waldbrände ausgebrochen. Auch in anderen Gebieten des umkämpften Landes lodern die Flammen. Militärische Operationen im Ukraine-Krieg werden so für beide Konfliktparteien noch komplizierter.

Cherson ist ein Brennpunkt des Konflikts, seit die Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin die Stadt im März 2022 besetzten. Ukrainische Streitkräfte führen seitdem Gegenoffensiven durch, um die besetzten Gebiete zurückzuerobern. Durch den Zugang zum Schwarzen Meer ist die Region im Krieg strategisch bedeutsam. In Friedenszeiten ist sie für ihr gemäßigtes kontinentales Klima mit heißen Sommern bekannt, das sich hervorragend für Landwirtschaft eignet, gleichzeitig aber Waldbrände begünstigt.

Die Waldbrandgefahr ist in der Ukraine hoch - Wälder bestehen „aus hochentzündlichen Kiefern“

Auch vor Ausbruch des Krieges war die Ukraine bereits von Waldbränden geplagt. „18,5 Prozent des ukrainischen Territoriums sind von Wäldern bedeckt, und fast ein Drittel dieser Wälder besteht aus hochentzündlichen Kiefern“, so Johann Goldammer vom Global Fire Monitoring Center (GFMC). Zwischen 2020 und 2022 sei in der Ukraine eine größere Fläche verbrannt als in allen anderen EU-Ländern.

Ein Waldbrand in der ukrainischen Region Cherson.
Ein Waldbrand in der ukrainischen Region Cherson. © IMAGO/Alexei Konovalov

Hauptursache für Brände ist traditionell das Verbrennen von landwirtschaftlichen Abfällen, das zwar illegal, aber weit verbreitet ist. Das geht aus einem Bericht von Osservatorio Balcani e Caucaso Transeuropa, einem italienischen Thinktank, der auf Südosteuropa spezialisiert ist, hervor. Durch den Krieg werde das Problem aber weiter verschärft. Vor allem Artillerie- und Raketenabschüsse führen demnach, oft unbeabsichtigt, zu Waldbränden.

„Die Insel brennt, unsere Soldaten sind auf ihr“ - Brände schlagen Truppen im Ukraine-Krieg in die Flucht

Neue Videos, die auf dem Kurznachrichtendienst X veröffentlicht wurden, machen deutlich, wie solche Brände sich auf das Kriegsgeschehen auswirken können. Einer der Beiträge hat inzwischen über 100.000 Aufrufe. Er ist unterschrieben mit der Bildunterschrift „Kherson region Video of a ruzzian“. Ein eingefügter Text lautet „Die Insel brennt, unsere Soldaten sind auf ihr.“

Zu sehen ist eine Gruppe von Soldaten, die in einem Fahrzeug aus einem Gebiet fliehen, das in Flammen aufgeht. Dichte Rauchwolken dringen im Hintergrund aus dem Geäst. Einer der Soldaten steht auf dem Rand eines Fahrzeugs und winkt. Zwei weitere Soldaten rennen daraufhin auf das Fahrzeug zu, weg vom Feuer. Der Soldat, der auf dem Rand des Fahrzeugs steht, zieht einen Soldaten in Sicherheit und tut dann dasselbe für einen anderen Soldaten. Aus dem Gefährt heraus kann man sehen, wie das Feuer lodert und Bäume verschlingt. Am Ende des Videos hat sich der Rauch verdichtet; es gibt keine Flammen mehr, sondern lediglich einen orangefarbenen Rauchschleier.

Russen „werden aus ihren Stellungen geräuchert“ - Waldbrände machen Lage an Front komplizierter

Ein anderes Video, ebenfalls von X, zeigt russische Soldaten, die aus einem dicht bewaldeten Gebiet an der Front weglaufen, während rings um sie die Bäume in Flammen aufgehen. Unterschrieben ist der Beitrag mit: „Lage am linken Ufer der Region Cherson für die russischen Streitkräfte. Sie werden buchstäblich aus ihren Stellungen geräuchert“.

Die Aufnahmen von Waldbränden, die auch die Schützengräben verschlingen, verdeutlichen die rauen und unbeständigen Bedingungen an der Front. Sie zeigen, wie solche Brände die militärischen Operationen in der Ukraine noch komplizierter machen, da die Streitkräfte auf beiden Seiten mit der unvorhersehbaren und zerstörerischen Natur der Waldbrände zurechtkommen müssen. (tpn)

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