Verluste an der Front: Russen zahlen „Preis in Blut” durch Ukraine-„Vampire”

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Rund um Pokrowsk erhöhte Russland kürzlich die Schlagzahl seiner Angriffe. Immer wieder aber gelingt es der Ukraine, den Feind zurückzudrängen. Anteil daran hat ein effektives Kriegsgerät.

Kiew/Moskau – Mit einer neuen Großoffensive hat Wladimir Putin seit Mai weitere Vorstöße in der Region rund um die Großstadt Charkiw erzielen wollen. Nun, rund zwei Monate später, lässt sich sagen, dass Putins Charkiw-Offensive wenig erfolgreich verlief. Deutlich wird einerseits an den vergleichsweise hohen russischen Verlusten in Charkiw, andererseits an der Resilienz der ukrainischen Streitkräfte an der Front. Nico Lange, Militäranalyst bei der Münchner Sicherheitskonferenz, resümierte im ZDF mitunter deshalb vor Kurzem: „Die Offensive ist schon gescheitert.“

Im Fokus des Frontgeschehens stehen aktuell auch die Kämpfe unweit des Orts Pokrowsk, rund 70 Kilometer westlich der Großstadt Donezk in der von Russland besetzten Region gleichen Namens. Dort verstärkte Russland in den vergangenen Tagen seine Angriffe und versuchte, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Vorwiegend agieren Putins Truppen rund um Pokrowsk aktuell mittels Infanterieangriffen mit Unterstützung von Drohnen, wie ukrainische Soldaten der 47. mechanisierten Brigade mitteilten. Doch scheinbar hat die Ukraine ein wirksames Mittel gegen die erhöhte Schlagzahl russischer Angriffe in der Region Donezk gefunden.

Ukraine erzwingt an der Front russische Verluste: Raketenwerfer „Vampir“ hilft beim Widerstand

Brigadesprecherin Anastasija Blischtschik sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zufolge im ukrainischen Fernsehen, dass rund um Prokowsk aktuell kaum noch gepanzerte russische Fahrzeuge zu sehen seien, da sie den Russen ausgegangen sind. Sichtbar werde der hohe russische Materialverlust etwa anhand des Bildmaterials von Aufklärungsdrohnen. Wie aber gelang es der Ukraine, trotz der personellen Überlegenheit Russlands, die feindlichen Angriffe oftmals so erfolgreich abzuwehren? 

Maßgeblichen Anteil an der Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte scheint dabei eine Waffe mit enormer Zerstörungskraft zu besitzen, die die Ukraine an der Front nutzt: der Mehrfachraketenwerfer „RM-70 Vampire“. Er verfügt über 40 Schienen und kann eine Salve von bis zu 40 122-mm-Splitterraketen pro Minute abfeuern. 

Es ist ein Kriegsgerät von weitreichender Zerstörungskraft: Der Mehrfachraketenwerfer „RM-70 Vampire“ aus tschechischer Produktion.    Ukrainische Streitkräfte nutzen ihn aktuell etwa an der Front um Pokrowsk, um Putins Truppen zurückzudrängen.
Mehrfachraketenwerfer „RM-70 Vampire“ (Symbolbild) © Copyright: xHarismoyox via imago

Die Feuerreichweite des „Vampire“ beträgt 20 Kilometer, nachgeladen werden kann der Raketenwerfer in rund zwei Minuten. Den ukrainischen Truppen zur Verfügung gestellt worden war eine unbekannte Zahl der „Vampire“-Raketenwerfer Anfang 2023 durch Tschechien. 

Ukrainischer Artillerie-Kommandeur: „Sie werden für jeden Meter ukrainischen Landes mit Blut bezahlen“

Um die effektiven Schläge der ukrainischen Streitkräfte durch den „Vampire“-Mehrfachraketenwerfers zu umgehen, versuchen die russischen Truppen aktuell, an vielen verschiedenen Schnittstellen an der Front in Donezk anzugreifen, um die Front auszudehnen. Von welcher Schwere die Kämpfe rund um Pokrowsk aktuell sind, wird dabei auch an den Aussagen beteiligter Soldaten deutlich.

Gegenüber n-tv erklärte ein Kommandeur der Artilleristen: „Sie (die russischen Truppen, Anm. d. Redaktion) werden für jeden Meter ukrainischen Landes mit Blut bezahlen. Es kann eine kleine oder große Menge Blut sein, aber sie werden den Preis zahlen müssen.“ Das eigene Land werde man „nicht umsonst hergeben“, betonte der Kommandeur außerdem. 

Jeder Vorstoß, der Putins Streitkräften in der Ukraine gelingt, müsse Russland mit neuen Personalverlusten bezahlen. Und neben den offenbar hohen Materialverlusten, die Putin zuletzt in Donezk einstecken musste, scheint auch die Zahl getöteter oder verletzter Soldaten aktuell hoch zu sein. Wie n-tv berichtete, gelingt es den ukrainischen Raketenwerfer-Artilleristen in der Region Donezk laut eigener Eigenschätzung, täglich 50 bis 150 russische Soldaten zu verwunden oder gar zu töten. Unabhängig überprüfen lässt sich diese Angabe jedoch nicht.

Russland verstärkte seine Angriffe in der Region Donezk zuletzt – und zwingt die Ukrainer, schnell zu sein

Zur Verteidigung ihrer Frontlinie müssen die ukrainischen Streitkräfte in den aktuell besonders umkämpften Gebieten rund um Pokrowsk nicht nur besonders achtsam sein, sondern auch schnell. Seitdem die russischen Truppen dort zuletzt die Schlagzahl ihrer Angriffe – vorwiegend mittels Drohnen – erhöhten, können die Ukrainer nicht mehr allzu lange an einem Ort verweilen. 

„Wir arbeiten schnell, weil wir leben wollen. Es ist eine Notwendigkeit des Lebens“, erklärte ein ukrainischer Raketenwerfer-Kommandeur dazu gegenüber n-tv. Denn sobald die Ukrainer bei der Bedienung des „Vampire“-Raketenwerfers von feindlichen Drohnen erspäht werden, sind sie einer großen Gefahr ausgesetzt. „Die Jungs haben ihre gesamte Munition verschossen, als sie von einer feindlichen Drohne entdeckt wurden“, fügte der Raketenwerfer-Kommandeur gegenüber n-tv hinzu. (fh)

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