Nach fast vier Jahren Bauzeit und riesigen Scherereien ist Moosburgs neues Hallenbad eröffnet. Die Begeisterung der ersten Besucher in der Anlage ist nun umso größer.
Moosburg – „Ich kann‘s noch gar nicht glauben“, sagt Verena Beibl freudestrahlend. „Über 20 Jahre lang ist man in einer stinkigen, kleinen Halle geschwommen – und jetzt steht man hier drin. Wir haben sogar echte Startblöcke! Das ist ein bisschen, wie wenn wir früher auf Wettkämpfe gefahren sind und neidisch auf die anderen tollen Bäder waren. Jetzt haben wir das selber.“ Während die 28-Jährige am Dienstag im neuen Moosburger Hallenbad von ihren Eindrücken erzählt, sitzen hinter ihr zahlreiche Ehrengäste und Mitarbeiter an Biertischen, gerade findet die Einweihungsfeier der fertiggestellten Anlage statt.
Was die Sportreferentin und Grünen-Stadträtin, die seit ihrer Kindheit im Schwimmsport aktiv ist, an diesem Abend so begeistert, können wohl auch Laien nachvollziehen, die noch die alte Moosburger Kleinschwimmhalle von innen erlebt haben: Vorbei ist die Zeit, in der es gerade einmal drei 17 Meter lange Bahnen gab und die Kelleratmosphäre des 60er-Jahre-Baus mehr an den Luftschutzbunker im Stockwerk darunter erinnerte als an eine Freizeitanlage. Wer nun einen Kilometer entfernt in der Bonau auf dem Freibadgelände das nagelneue städtische Hallenbad betritt, der steht in einem hellen, weiträumigen und nach frischem Holz duftenden Gebäude, das in freundlichen Farben gestaltet ist. Der findet von der Umkleide über die Duschen bis hin zu Becken und Barrierefreiheit eine Einrichtung vor, die auf dem neuesten Stand ist und in der man sich wohlfühlen soll.
Verena Beibl ist am Dienstag aber nicht bloß Gast der Feier. Sie war selbst als Beraterin in die Planung involviert, hat ihre Expertise als Sportlerin, Schwimmtrainerin und Mutter eingebracht. „Ich war mit meinem 16 Monate alten Sohn schon im Babybecken, der hat‘s geliebt. Es ist so schön, weil der Bereich abgetrennt vom Rest ist und die Kinder für sich sein können. Jetzt freue ich mich auf richtig tolle Weihnachtsferien hier.“
Der Bademeister ist den Tränen nahe
Ein paar Meter weiter steht mit ähnlich glücklicher Miene Bademeister Rostislav „Slava“ Zinitch. Er blickt auf die Schwimmbahnen, die nun wettkampftaugliche 25 Meter Länge haben. Und die auf der einen Hälfte des Beckens mithilfe eines raffinierten Hubbodens so hochgefahren werden können, dass auch kleine Nichtschwimmer stehen und problemlos Schwimmen lernen können. Seine Emotionen beim Anblick des fertigen Bads beschreibt Zinitch so: „Ich möchte weinen – vor Freude.“ Es sei unglaublich viel Arbeit für das ganze Team gewesen, die Baustelle in ein funktionierendes Wohlfühlbad zu verwandeln und alle Abläufe einzustudieren. „Jetzt freue ich mich, dass die Leute und die Kinder rechtzeitig vor Weihnachten kommen können.“
In den vergangenen Wochen habe man noch im Probebetrieb mit den Familien städtischer Angestellter um Feedback gebeten und Feinheiten verbessert. „Wir haben denen gesagt: Wir brauchen kein Lob, wir brauchen jetzt die pure Kritik.“ Dass dann bloß noch Details wie fehlende Kleiderhaken (bereits nachgerüstet) oder in manchen Räumen zu niedrige Temperaturen (die wegen der Handwerker gedrosselt waren) gemeldet worden seien, sorgt für ein gutes Gefühl beim Betriebsleiter.
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Für Christoph Weber, dem Zinitch am Beckenrand freundschaftlich auf die Schulter klopft, ist dieser Abend ähnlich besonders. Weber durfte an diesem Abend nicht nur als Teil des Blechbläserensembles gemeinsam mit seinen Eltern die Eröffnungsmusik spielen, sondern hat nun auch die Badehose angezogen und eine der ersten Bahnen gezogen. Der heute 36-Jährige, der 2008 als Schwimmer bei den Paralympics in Peking an den Start gegangen und von den FT-Lesern zwei Mal zum Sportler des Jahres gewählt worden ist, erinnert sich an die vergleichsweise beschwerlichen Umstände während seiner aktiven Leistungsschwimmerzeit. „Ich bin fürs Training sechs Mal die Woche nach Landshut gefahren.“ Dass man nun auch in seiner Heimatstadt diese Möglichkeiten habe, begeistert Weber sichtlich.
Der Pfusch beschäftigt die Stadt noch länger
Dass sich so viele Menschen über dieses Bad freuen können, dafür musste allerdings ein beschwerlicher Weg zurückgelegt werden. In seiner Festrede erinnert Bürgermeister Josef Dollinger daran, dass man beim Richtfest im Juli 2021 zwar noch optimistisch von der Eröffnung im Herbst 2022 geredet habe, „aber dann wurden die großen Mängel am Estrich festgestellt“. Der aufgedeckte Pfusch sorgte für Stillstand am Bau. Es folgten Gutachten, ein zäher Rechtsstreit mit den Verantwortlichen – der noch immer andauert – sowie schließlich die Sanierung ab Dezember 2023.
In den allerersten Berechnungen sei man für den Gesamtbau noch von gut zehn Millionen Euro ausgegangen, heute betragen die geschätzten Baukosten Dollinger zufolge rund 16 Millionen. Was die Stadt am Ende genau zahlen muss, ist offen, da laut Planer Johann Wach hinter den Kulissen noch einige Ergänzungen fehlen. Auch die Fertigstellung für die Freibad-Umkleide mit Sanitärbereich und Kiosk für den Sommerbetrieb im Erdgeschoß, also unter den darüberliegenden Becken und neben dem Techniktrakt, werde sich noch bis April ziehen.
Die gute Nachricht: Die pauschale Förderhöhe für den Schulbetrieb im Hallenbad beträgt laut Dollinger 2,7 Millionen Euro. Aus seiner Sicht geht nun eine „nervenaufreibende Zeit zu Ende“. Das würden alleine 1449 E-Mails zeigen, die man im Rathaus zum Hallenbad abgespeichert habe.
Dollinger ist froh, dass er überstimmt wurde
Die moderne Anlage mit ihren fünf Bahnen und dem Kinderbecken sei eine Bereicherung für Moosburg als Mittelzentrum und ein Meilenstein für den Schul- und Vereinssport, betont der Bürgermeister. Vor dem Hintergrund begrenzter Mittel habe man kein „Fun-Bad“ konzipiert. Als es im Stadtrat einst darum ging, was man sich leisten könne und wolle, sei er selbst gegen einen Kinderbereich gewesen, räumt Dollinger ein. „Heute bin ich froh, dass sich die Mehrheit durchgesetzt hat“, sagt er mit Blick auf die 21 Attraktionen – unter anderem ein Schiffchenkanal, Gießkübel, zahlreiche Wand- und Bodendüsen und Wasser spritzende Tiere.
Dollinger dankt auch seiner Vorgängerin Anita Meinelt, „die jahrelang für den Neubau gekämpft hat“. Meinelt ist als Landratsstellvertreterin anwesend und zeigt sich sehr zufrieden. Man habe von Anfang an auf eine ökologische, nachhaltige Bauweise geachtet. Neben einer PV-Anlage gebe es etwa eine Energierückgewinnung durch die Lüftungsanlagen.
„Ja, der Bau hat viel Geld gekostet“, sagt Meinelt. „Aber das ist ein Bereich von 0 bis 100.“ Der 100-Jährige könne hier schwimmen und die Babys planschen. Die Moosburger und weite Teile des Landkreises bekämen ein Erlebnisbad in dem Sinn, „dass man hier ein Miteinander erleben kann: die Gemeinsamkeit des Schwimmens und die sportliche Betätigung. Ich glaube, dann hat sich für dieses Hallenbad jeder Cent gelohnt.“
Moosburgs neues Hallenbad: Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Das neue Moosburger Hallenbad befindet sich im Stadtteil Bonau an der Stadtbadstraße 15 - auf dem Gelände des örtlichen Freibads. Die vorläufigen Öffnungszeiten lauten:
Montag für allgemeinen Badebetrieb geschlossen (Vormittag: Schulen, Nachmittag/Abend: Vereine)
Dienstag 7 bis 20 Uhr
Mittwoch & Donnerstag 14.30 bis 20 Uhr (Vormittag: Schulen)
Freitag 7 bis 20 Uhr
Samstag & Sonntag 9 bis 18 Uhr
Auszüge aus der Preisliste:
Einzelkarte Erwachsene 4,50 Euro; ermäßigt 3,50; Kinder (6 bis 16 Jahre) 3 Euro; Kinder bis 5 Jahre in Begleitung eines Erwachsenen frei, Familienkarte klein 7 und groß 11 Euro; Zwölferkarte Erwachsene 45 Euro, Kinder (6-16) 30 Euro. Schwerstbehinderte mit Erwerbsminderung ab 80 Prozent frei. Saisonkarten gibt es zunächst noch nicht, da die Saison 2024/25 erst später wie üblich beginnt und die Laufzeit der Wintersaison auch noch nicht endgültig definiert ist. Aus diesem Grund konnten noch keine Preise für Saisonkarten ermittelt werden. Weitere Details gibt es auf der Homepage der Stadt Moosburg.