Neue Gewerbeflächen im Nonnenwald, BRK-Standort und Landesgartenschau: Naturschützer üben Kritik an Stadt-Projekten
Der Penzberger Bund Naturschutz übt Kritik an der Stadt: zum einen wegen des möglichen neuen BRK-Standorts in dem Waldstück zwischen Nonnenwaldstraße und Grube, zum anderen wegen den Plänen für neue Gewerbeflächen im Nonnenwald. Skeptisch sieht der Bund Naturschutz deshalb auch die Landesgartenschau.
Penzberg – Der Penzberger Bund Naturschutz hat sich mit einem offenen Brief an Stadtrat und Bürgermeister in die aktuelle Debatte um einen neuen BRK-Standort, um Gewerbeflächen im Nonnenwald und um die Landesgartenschau eingeschaltet.
„Keinen Zweifel“, so der Bund Naturschutz, habe er, dass ein neuer Standort für das BRK notwendig ist. Kritik übt er aber an der jüngst im Bauausschuss debattierten Variante: ein Standort im Waldstück zwischen Nonnenwaldstraße und Straße „Grube“. In der Sitzung war, wie berichtet, auch die Möglichkeit vorgestellt worden, dort gleich ein Rettungszentrum für BRK, Feuerwehr und Polizei zu schaffen.
Bund Naturschutz: Diskutierte Variante für BRK-Standort nicht verantwortbar
Der Bund Naturschutz hält dies für „keine verantwortbare Alternative zu anderen angedachten Standorten“. Es würden drei Hektar innerstädtischen Mischwalds vernichtet, bei denen es sich um eine wichtige Biotopverbindung zwischen dem „grünen Herz“ Penzbergs, dem Müllerholz, und den östlichen Wäldern bis zur Loisach handelt, und das „in einer Zeit der Klimaerhitzung, der zunehmenden Innenverdichtung und der daraus folgenden Dringlichkeit der Biotopvernetzung“.
Ausgleichsflächen für Wald fehlen
Er verweist auch darauf, dass der Stadt für den waldrechtlichen Ausgleich die Ausgleichsflächen fehlen (wir berichteten). Ebenso erinnert er an Sätze aus dem integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK): „Zur Vernetzung der Stadtteile und zur Verbindung mit der Landschaft werden attraktive Grünverbindungen gesichert und neu geschaffen.“ Und: „Im Müllerholz laufen die aus der Landschaft in das Stadtgefüge mündenden Grünkorridore zusammen.“ Der Bund Naturschutz stellt dazu die Frage, ob dies „alles nur Sonntagsreden“ sind.
Sorgen wegen Plänen für neue Gewerbeflächen im Nonnenwald
Mit Sorgen sieht er nach eigenen Angaben auch die Pläne für neue Gewerbeflächen im Nonnenwald. Dabei geht es um einen fast 3,8 Hektar großen bewaldeten Streifen südlich des Roche-Werks, den die Stadt in Gewerbeflächen für ein gutes Dutzend Betriebe verwandeln will. Bei einer Bebauungsplan-Beratung im Januar hatten jedoch Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt gewarnt, dass sich im westlichen Teil Hochmoor und im östlichen Teil Niedermoor befinden. Der Ausschuss einigte sich damals darauf, die Böden erst einmal untersuchen zu lassen.
Der Bund Naturschutz warnt nun vor einer „weiteren Zerstörung von Hoch- und Niedermoor sowie stadtnahen Waldflächen für weitere Gewerbeflächen“. Als irritierend bezeichnet er es, dass die Stadt die einzelnen Parzellen schon an Firmen vergeben hat, wie es die Heimatzeitung unter Berufung auf Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) berichtet hatte. Das Bauleitverfahren werde damit „zur Farce“.
Moore sind wichtige CO2-Speicher
Der Bund Naturschutz schreibt, es habe sich offenbar noch nicht ausreichend herumgesprochen, dass Moore wichtige CO2- und Wasserspeicher seien. Zugleich erinnert er die Stadt an deren eigenen Klima-Aktionsplan. Billiger als ein natürlicher Klimaschutz durch den Schutz von Mooren könne Klimaschutz nicht sein. „Wobei die Stadt doch wenige hundert Meter westlich des Industrieparks in die Renaturierung des Kirnberg-Moors investiert“, so der Bund Naturschutz, der darin „Widersprüche über Widersprüche“ sieht. Nicht vergessen werden dürfe auch, dass erst kürzlich 13,5 Hektar Wald für die Roche-Erweiterung geopfert wurden.
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Nach Ansicht des Bund Naturschutz rächt es sich, dass sich Penzberg „nie einen zukunftsfähigen, realistischen Masterplan“ gegeben habe und rechtzeitig Grundstücke reserviert oder gekauft hat, die jetzt für BRK oder heimisches Gewerbe genutzt werden könnten.
Bund Naturschutz: Gedämpfte Euphorie für Landesgartenschau
Dies, schreibt der Bund Naturschutz, dämpfe auch die Euphorie für die geplante Landesgartenschau 2028. Er fragt, was man auf die Aussagen aus der städtischen Broschüre geben kann, dass Waldflächen erhalten sowie Moor- und Feuchtlebensräume geschützt werden sollen. Der Bund Naturschutz befürchtet, dass Natur und urbane Wildnis „gerade durch die Inszenierung für ein großes Publikum massiv gestört, ja zerstört“ werden. Als Beispiele nennt er die Versiegelung von Flächen und Wegen, Beton und Steinquader am Säubach-Ufer, modische Rondelle in geschützten Biotopen, einen Bohlenweg im Gleisdreck und einen 40 Meter hohen Turm mit der nötigen Gründung auf weichem Boden. Die Naturschützer fragen in dem Brief, ob es der Stadt vor allem um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts und die Belebung des Investitionsklimas geht.