Promenade, Aussichtsturm und Säubachwiese für Penzberg: Berliner Sieg bei Landesgartenschau-Wettbewerb
Drei Landschaftsarchitekten aus Berlin haben den Wettbewerb zur Landesgartenschau 2028 in Penzberg gewonnen. Ihr Entwurf ist nun in einer Ausstellung zu sehen. Er zeigt Spazier- und Radwege entlang des Bahnbogens und des Säubachs, Spielplätze, Sitzstufen am Wasser, einen Moorerlebnisring und einen Aussichtsturm am Rande des Breitfilz’.
Penzberg – Acht Stunden lang hatte am Donnerstag in der Stadthalle eine Jury getagt, um unter neun Entwürfen den Sieger zu küren. Am Ende fiel die Entscheidung einstimmig. Am gestrigen Montag wurde das Ergebnis bekannt gegeben: Der erste Preis des Wettbewerbs zur Landesgartenschau 2028 in Penzberg geht an das Landschaftsarchitekturbüro „Grieger Harzer Dvorak“ aus Berlin Der Wettbewerb behandelte jenen vorab festgelegten Teil der Landesgartenschau, der dauerhaft bestehen bleibt. Die einzelnen Abschnitte heißen „Bahnbogen“, „Bachmeile“ und „urbane Wildnis“, so die Wettbewerbsausschreibung.
„Reiz der Landschaft und Geschichte des Ortes“
Man habe den „Reiz der Landschaft und die Geschichte des Ortes aufgreifen“ wollen, sagte Stefan Grieger am Montag, der mit seinen Kollegen Norman Harzer und Nina Dvorak eigens zur Preisträger-Bekanntgabe nach Penzberg gekommen war. Nina Dvorak erklärte, man wolle die Eingriffe aufs Wesentliche reduzieren, bestimmte Abschnitte „wachküssen“ und deren Atmosphäre herausarbeiten, andere Bereiche dagegen belassen.

Laut dem Sieger-Entwurf des Berliner-Trios wird der „Bahnbogen“, beginnend am Bahnhof, zu einem Spazier- und Radweg, der Fitnessstationen und einen „Bauspielplatz“ zum Baggern, Stapeln und Bauen beinhaltet. Der Charakter der „Bahnwildnis“, so das Konzept, soll durch neue Birken und Schwarzkiefern gestärkt werden. An die industrielle Nutzung des Bahnbogens zu Zeiten des Bergwerks will das Trio durch „blühende Ökoschotterflächen“ und „in den Weg eingebrachte Gleisrelikte“ erinnern.
Holzsteg führt zu Aussichtsturm
Auf etwa halber Strecke des „Bahnbogens“ zweigt laut Entwurf ein Holzsteg ins Moor ab, der zu einem Aussichtsturm mit Breitfilz-Blick führt. Von dort geht der Weg an einem neu entstehenden „Waldgarten“ vorbei, bis er am Ende auf den alten Bahndamm trifft, der zum „Posten 10“ führt.
„Grüner Ring“ um Penzberg
Dort wird der „grüne Ring“ um Penzberg entlang des Säubachs in Richtung Norden fortgesetzt. Dieser Abschnitt heißt „Bachmeile“. Das Trio schlägt auf Höhe des Friedhofs eine Renaturierung des Bachs, Streuobstwiesen und eine „Gartenakademie“ vor – ein Treffpunkt für Gärtner aller Generationen, Vereine, Schulen und Senioren. Nördlich des Friedhofs sieht der Entwurf eine kreisrunde, multifunktional nutzbare Fläche vor, bezeichnet als „Säubachwiese“. Dort könnte man zum Beispiel Drachensteigen lassen oder Yoga machen, so Dvorak. Der Säubach selbst soll an verschiedenen Stellen „erlebbar“ werden – mit Treppen, Sitzstufen und abgeflachten Böschungen zum Verweilen, Spielen oder Kneippen. Ebenso sollen neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen.
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„Urbane Wildnis“ am Säubach
„Urbane Wildnis“ wird der dritte Abschnitt genannt, ebenfalls entlang des Säubachs. Im nördlichen Bereich des Abschnitts zeigt der Entwurf ein kreisrundes Gebilde namens „Moorerlebnisring“, ein Holzsteg, der im Kreis zum Wasser hinunterführt. In der Nähe soll zudem ein Spielplatz („Biberburg“) entstehen. Von dort wendet sich die „Fußgängerpromenade“ nach Süden und läuft parallel zum Säubach, am Familienbad vorbei, nach Süden, bis zum ehemaligen Bahndamm am Schlossbichl.

„Wir haben sehr gern daran gearbeitet, nicht jeder Ort gibt so viel her“, sagte Planerin Dvorak am Montag. Interessant sei auch die besondere Situation gewesen: die schmalen, länglichen Räume. Begeistert vom Sieger-Entwurf zeigte sich Bürgermeister Stefan Korpan (CSU). Er hob unter anderem die neuen direkten Radverbindungen, die Spielplätze und die Zugänge zum Säubach hervor. „Das bleibt für Generationen“, sagte er.
Der Planungsauftrag ist mit dem Wettbewerbssieg zwar noch nicht vergeben. Das ist Aufgabe der noch zu gründenden Penzberger Landesgartenschau-Gesellschaft. Es gilt aber als sehr wahrscheinlich, dass das Berliner Trio mit der weiteren Planung beauftragt wird, weil das Jury-Urteil eindeutig war, wie es am Montag hieß.
Für Investition: Stadt rechnet mit 80 Prozent Förderung
Bezüglich der Investitionshöhe für die Landesgartenschau rechnet die Stadt weiterhin mit zehn Millionen Euro. Mittlerweile geht sie aber von einer weit höheren Förderung aus, da auch EU-Geld fließen könnte. Insgesamt könnte die Förderung 80 statt 50 Prozent betragen. Bei einer Investition von zehn Millionen Euro wären das acht Millionen Euro. Die Stadt hätte dann nur noch zwei Millionen Euro zu tragen. Nicht eingerechnet ist die Durchführung der Gartenschau im Jahr 2028. Auch hier rechnet man mit Kosten von zehn Millionen Euro, abzüglich Einnahmen und Sponsoring. Laut Maximilian Heyland von der Landesgartenschau-Gesellschaft beträgt der Deckungsgrad erfahrungsgemäß 50 bis 70 Prozent.
Ausstellung, Preisträger und neue Gesellschaft
Geöffnet ist die Ausstellung in der Stadthalle diese Woche bis Donnerstag, 21. Dezember, am Mittwoch und Donnerstag, 27. und 28. Dezember, sowie von Dienstag bis Donnerstag, 2. bis 4. Januar, jeweils 18 bis 20 Uhr. Zu sehen sind alle eingegangen Wettbewerbsentwürfe zur Landesgartenschau.
Zum Sieger gekürt wurde der Entwurf des Büros „Grieger Harzer Dvorak“ aus Berlin. 2. Platz „Planorama Landschaftsarchitektur“, Berlin; 3. Platz „Uniola AG“, Zürich; 4. Platz „RMP Stephan Lenzen“, Köln; Anerkennung: „lohrer.hochrein“, München.
Ende Januar soll der Stadtrat dann über die Gründung einer eigenen Penzberger Landesgartenschau-Gesellschaft entscheiden, die den Auftrag für die weitere Planung vergibt (voraussichtlich an das Büro „Grieger Harzer Dvorak“) und für die Durchführung zuständig ist. Designierte Geschäftsführer sind Maximilian Heyland von der bayerischen Landesgartenschau-Gesellschaft und die Penzberger Wirtschaftsförderin Lisa Fischer. Die Gartenschau selbst wird mindestens zwölf Wochen, maximal 26 Wochen laufen. Der klassischer Zeitraum ist zwischen Mai und Oktober.