Die Stadt Penzberg will im Industriepark Nonnenwald, südlich des Roche-Werks, einen fast 38 000 Quadratmeter großen Waldstreifen als Gewerbefläche ausweisen. Etwa ein Dutzend Betriebe hätten dort Platz. Allerdings könnte zum Teil ein Hochmoor betroffen sein. Dies soll nun per Bodenuntersuchung überprüft werden.
Penzberg – Der bewaldete Streifen befindet sich südlich des Roche-Werks, jenseits der Straße „Nonnenwald“. Er zieht sich vom Grundstück der Firma Dobler über den Kreisverkehr hinaus bis fast auf Höhe des Lkw-Parkplatzes an der Dr.-Gotthilf-Näher-Straße. Insgesamt handelt es sich um knapp 3,8 Hektar, was ungefähr fünf Fußballfeldern entspricht. Die Stadt Penzberg will den Streifen kaufen und ihn zur Gewerbefläche machen. Dieses Vorhaben hatte das Rathaus bereits vor zweieinhalb Jahren verkündet. Derzeit läuft das Bebauungsplanverfahren. Am Dienstagabend befasste sich der Bauausschuss damit.
Platz wäre für ein gutes Dutzend Betriebe
Momentan gehört das Grundstück noch den Bayerischen Staatsforsten. Das sagte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) auf Anfrage am Rande der Sitzung. Die Kaufverhandlungen würden noch laufen. Die einzelnen Parzellen hat die Stadt ihm zufolge aber bereits an Firmen vergeben. So habe es der Freistaat gewollt, sagte Korpan. Bei den Firmen handelt es sich nach seinen Worten um ein gutes Dutzend – überwiegend örtlicher – Betriebe. Der Grundstücksstreifen wurde relativ kleinteilig in Parzellen aufgeteilt, die Größen zwischen 1200 und 4500 Quadratmeter haben. Den Betrieben soll laut Bebauungsplan ermöglicht werden, mehrgeschossig in die Höhe zu bauen, um Fläche zu sparen. Vorgesehen ist, dass der Bebauungsplan bis Ende 2024 beschlossen wird. Danach würde der Staatsforst das Gelände roden. Die Betriebe könnten im Anschluss bauen.
In dem Grundstücksstreifen befindet sich womöglich eine Hochmoorfläche
Ob das exakt so umgesetzt wird, ist jedoch unsicher geworden. In dem Streifen befinden sich womöglich Moorflächen. Nach einer alten Moorbodenkarte besteht der westliche Teil – etwa ab der Kurve zum Kreisverkehr – aus Hochmoor (circa 1,4 Hektar). Zudem zeigt die Karte in einem kleinen östlichen Teil des Streifens ein Niedermoor (circa 0,3 Hektar). Im Mittelpunkt stand dies am Dienstag in der Bauausschuss-Sitzung. Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt hatten in ihren Stellungnahmen zur Bebauungsplanänderung auf die Moorflächen hingewiesen. Sie empfahlen, das Plangebiet zu ändern.
Stadtbaumeister Justus Klement sprach angesichts der Stellungnahmen von einem „grundlegenden Paradigmenwechsel“. Moorflächen würden bei der Bewertung heute sehr viel stärker berücksichtigt. Bei der angrenzenden, bereits planierten Fläche für das Vorhaben der Fraunhofer-Gesellschaft, wo die alte Karte auch ein Hochmoor zeigt, war das noch kein so großes Thema, hieß es.
Moorbodenkarte ist sehr alt
Klement sagte aber auch, dass es nicht sicher sei, ob sich dort tatsächlich Moorflächen befinden. Carl-Christian Wippermann von der städtischen Umwelt- und Klimaschutzabteilung bestätigte, dass es sich um eine sehr alte Moorbodenkarte handle. Es könne sein, dass eine gewisse Degradierung des Moorkörpers eingetreten ist. Beide empfahlen, zunächst den Boden zu untersuchen.
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Grünen-Mitglied spricht von „Riesendilemma“
Von einem „Riesendilemma“ sprach Sebastian Fügener (Grüne). Alle seien sich einig, dass man Gewerbeflächen brauche, es seien auch schon viele Gespräche geführt worden. Man habe Hoffnung gemacht. Andererseits wisse jeder, dass Hochmoore das Schützenswerteste überhaupt seien. Man hätte früher daran denken müssen, sagte er. Hardi Lenk (SPD) schlug vor, zu überlegen, die Gewerbeflächen gegebenenfalls ein wenig nach Süden zu erweitern.
Bauausschuss beschließt Baugrunduntersuchung
Am Ende beschloss der Bauausschuss einstimmig eine qualifizierte Baugrunduntersuchung. Wie viel Zeit dies in Anspruch nimmt, wurde nicht gesagt. Das Ergebnis wird dann dem Ausschuss zur weiteren Beratung vorgelegt. Wobei Bürgermeister Korpan klarstellte, dass ein Nachweis von Moorflächen nicht automatisch ein Bauverbot bedeuten würde. Es müsse aber ein entsprechender Ausgleich erfolgen. Dies „müssen wir dann abwägen“.