Gedankenspiele für ein „Rettungszentrum 2.0“ in Penzberg - „Ein brutaler Schnellschuss für uns alle“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Penzberg

KommentareDrucken

So könnte es aussehen, das „Rettungszentrum Zibetholz“ (im rot umrahmten Bereich): Das neue Feuerwehr-Gebäude mit Wohnungen für Rettungskräfte (oben re.), unterhalb die Polizeiwache (li.) und daneben das BRK (re.). Darunter wäre laut Stadtbaumeister Justus Klement eine Gewerbeeinheit denkbar. Daran anschließend könnte ein Biotop angelegt werden. Die drei Gebäude li. sind Gewerbeflächen. © Repro: Seliger

Gedankenspiele in der Sitzung des Bau-, Mobilitäts- und Umweltausschusses der Stadt Penzberg: Eigentlich auf der Suche nach einem neuen Standort für das BRK präsentierte der Stadtbaumeister am Dienstag seine Idee für ein Rettungszentrum aller Blaulichtorganisationen am Zibetholzweg. Die Reaktionen darauf waren verhalten.

Penzberg – Die Idee ist nicht neu. Bereits vor einigen Jahren gab es durchaus ernsthafte Überlegungen, die Layritzhalle in ein Blaulichtzentrum umzubauen. Die Idee war, dass dort neben der Feuerwehr auch das BRK einziehen sollte. Als jedoch eine Stadtratsmehrheit im Herbst 2020 auf Vorschlag der PM-Fraktion entschied, dass in der Halle die neue Energiezentrale der Stadtwerke entstehen soll, war die Sache vom Tisch. Später zerschlug sich offenbar auch der Plan, im Umfeld der Halle eine neue Rettungswache zu schaffen.

Not der Rettungsorganisationen ist groß

Derweil wird die Not der Rettungsorganisationen immer größer. Vor allem Feuerwehr und BRK bräuchten dringend mehr Platz. Die Not sei groß, wie in der Sitzung sowohl der langjährige aktive BRKler Ludwig Schmuck und Feuerwehr-Referent Jack Eberl eindringlich mahnten.

Eigentlich sollte in der Sitzung lediglich über mögliche Standorte für ein neues BRK-Gebäude beraten werden. Vorschläge wurden im vergangenen Jahr bereits einige gemacht. Zum Beispiel an der Fischhaberstraße, bei der Layritzhalle, auf dem Grundstück des ehemaligen Lidl-Markts oder anstelle der Kita an der Birkenstraße.

Stadtbauamt schlägt neues „Rettungszentrum“ vor

Wie Stadtbaumeister Justus Klement in der Sitzung sagte, habe unter anderem das BRK nun alle im Raum stehenden Optionen geprüft und einige verworfen. Darunter etwa die Parkfläche für Lehrer und Museumsbesucher in der Karlstraße. Unter anderem deshalb, weil hier viele Schulkinder unterwegs seien, die ein Rettungsfahrzeug im Einsatzfall gefährden könnte. Das Grundstück des ehemaligen Lidl-Marktes an der Grube sei an Privat verkauft worden. Und ein Grundstück an der Wölflstraße, das derzeit als Baustelleneinrichtung für das Wohnbauviertel westlich der Birkenstraße dient, habe das BRK wegen seiner Lage im Stadtgebiet ebenfalls ausgeschlossen.

Ein weiterer möglicher Standort, der geprüft wurde, liegt zwischen Nonnenwaldstraße und Grube unweit des Hagebaumarktes am Zibetholzweg – für das BRK der „favorisierte“ Standort, wie Klement sagte, um dann das Gremium mit einer gewagten Idee aus seiner Abteilung zu überraschen: Auf einem Teilbereich der momentanen Waldfläche könnte nicht nur das BRK, sondern gleich ein ganzes „Rettungszentrum“ entstehen, um so „Synergieeffekte“ zu nutzen. Auf dem Areal soll nach Klements Konzept auch ein neues Gebäude für die Feuerwehr entstehen – inklusive Wohnungen für Rettungskräfte im Obergeschoss und 14 Stellplätzen. Platz finden soll hier laut Klement auch eine neue Polizeiwache sowie ein Gebäudekomplex für Gewerbeflächen.

Dafür den Schritt in die Bauleitplanung zu gehen wäre „sinnvoll“, sagte der Stadtbaumeister. Er räumte jedoch ein, dass man für dieses Vorhaben etwa zwei Hektar Wald roden müsste, der Stadt aber Ausgleichsflächen zur Aufforstung fehlen (wir berichteten). Diese Tatsache sah auch Carl-Christian Wippermann von der Abteilung für Umwelt- und Klimaschutz als größtes Hindernis an.

Von den Ausschuss-Mitgliedern kamen vielfach zwar grundsätzlich wohlwollende, aber nichts desto trotz mahnende Stimmen zu einem „Blaulichtzentrum 2.0“, wie Armin Jabs (BFP) das Projekt spontan nannte.

Viele fanden es verfrüht, ein Bebauungsplan-Verfahren zu starten ohne zuvor wichtige Fragen zu klären. „Die Faktenlage muss erst einmal klar sein“, sagte etwa Armin Jabs und meinte damit unter anderem, dass es nötig sei, zunächst unter anderem den konkreten Bedarf der einzelnen Organisationen abzufragen. Seiner Ansicht nach wäre für das BRK ein neuer Standort an der Birkenstraße, wo derzeit noch die Container der Kinderkrippe stehen, die beste Option, um möglichst schnell zu einem neuen Gebäude zu kommen. Stadtbaumeister Klement riet von diesem Platz dringend ab: Den müsse sich die Stadt dringend aufsparen. Nicht unbedingt für die Landesgartenschau, deren Realisierung derzeit eh unsicher ist, aber für besondere Vorhaben. Welche das sein könnten, sagte Klement nicht.

Stellungnahmen der Organisationen sollen eingeholt werden

Jack Eberl (FLP) mahnte, das derzeit in Arbeit befindliche Standort-Gutachten der Feuerwehr abzuwarten, parallel aber an Klements Idee weiterzuarbeiten. Und Sebastian Fügener (Grüne) räumte zwar ein, dass ein solches Rettungszentrum sicherlich der „Königsweg“ der Lösungen wäre. So etwas leichtfertig anzustoßen sei angesichts der finanziellen Lage der Stadt „wo alles gestrichen wird“ aber „unverantwortlich“. Markus Bocksberger (PM), der die Sitzung in Vertretung von Bürgermeister Stefan Korpan leitete, räumte ein, Klements Vorschlag sei „ein brutaler Schnellschuss“ für uns alle“.

Mit den Gegenstimmen von Jack Eberl, Ludwig Schmuck und Maria Probst (CSU) einigte sich das Gremium schließlich darauf, das Thema auf die nächste Sitzung des Ausschusses im März zu vertagen. Bis dahin sollen Stellungnahmen von BRK und Polizei sowie dem zuständigen Sachverständigen für das Feuerwehr-Gutachten eingeholt werden, um auf dieser Basis erneut über ein „Rettungszentrum Zibetholz“ zu beraten.

Auch interessant

Kommentare