Hier drückt Weilheims Senioren der Schuh

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Symbolische Bausteine für ein seniorengerechtes Weilheim brachten (v.l.) Peter Raabe, Petra Grimm, Anne Binder und Klaus-Peter Schneider vom Agenda-Arbeitskreis „Senioren“ zur gestrigen Sitzung des Hauptausschusses im Rathaus mit. © Reitinger

Was brauchen ältere Menschen in Weilheim? Und was kann die Stadt tun, um sie zu unterstützen? Anstöße dafür trug der AK „Senioren“ der Weilheimer Agenda 21 jetzt ins Rathaus – und stieß auf großes Interesse.

Weilheim – Die Mitglieder des rührigen Arbeitskreises (AK) „Senioren“ hatten sich bestens vorbereitet auf ihren Auftritt am Mittwoch (21. Februar) im Weilheimer Rathaus. Sie brachten zwei große Säcke voller symbolischer Bausteine für ein seniorengerechtes Weilheim mit und legten diese inmitten der Hauptausschuss-Runde. Botschaft der Aktion: Die Stadtratsmitglieder müssen unbedingt die Anliegen und Bedürfnisse älterer Menschen im Blick haben – die werden schließlich immer mehr.

Rund 100 Senioren nahmen an Befragung teil

Was Senioren in Weilheim Sorgen macht, was sie brauchen und wie Institutionen sie unterstützen können, das wollte der AK mit einer Befragung herausfinden. Die Ehrenamtlichen hatten dazu an einem Freitag im August 2023 einen Stand in der Fußgängerzone aufgebaut, rund 100 Senioren nahmen dort laut AK-Sprecher Peter Raabe an der Befragung teil. Die Ergebnisse wurden schriftlich ausgewertet und den Stadträten übermittelt. Und gestern kamen vier der derzeit 17 Aktiven des Agenda-AK in die Hauptausschuss-Sitzung, um den Anliegen Nachdruck zu verleihen. Jeder von ihnen hatte sich dafür einen besonders wichtigen „Baustein“ ausgewählt.

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Klaus-Peter Schneider, der in der evangelischen Gemeinde in der Seniorenarbeit mitwirkt, hält für entscheidend, in Dialog zu kommen und soziale Treffpunkte zu schaffen. Es brauche dezentrale, gut erreichbare Anlaufstellen „für Senioren und alle Bürger“ in den Wohngebieten. „Man muss nicht von heute auf morgen Riesendinge machen“, so Schneider, doch die Lokalpolitiker sollten sich „diese Art des Bürgerdialogs“ auf ihre Fahnen schreiben.

Senioren wollen bei Entscheidungen beteiligt werden

Dass sich viele Bürger, aber auch Institutionen und Behörden zunehmend überlastet fühlten, berichtete Petra Grimm, Sozialpädagogin in der „Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit“ der Diakonie Oberland, die ebenfalls im Agenda-AK „Senioren“ aktiv ist. Sie wünscht sich, dass die Stadt ebenso energisch und erfolgreich das Thema „Teilhabe“ angeht wie seit einigen Jahren – etwa mit „der tollen Tourist-Info am Marienplatz“ – das Thema „Tourismus“. Senioren wollten sich auch dringend beteiligt sehen an kommunalen Entscheidungen.

Vor einem allgemeinen „Pflegekollaps“ warnte Anne Binder, die das Konzept „Service-Wohnen“ im Weilheimer Geisenhofer-Wohnpark mit aufgebaut hat. Es brauche Unterstützung für solche Modelle, die Senioren lange eine Heim-Unterbringung ersparten; auch mehr Kurzzeitpflegeplätze seien nötig. „Ich appelliere an Sie, die Bedürfnisse der alternden Bevölkerung zu berücksichtigen“, wandte sich Binder an die Stadträte.

AK-Sprecher Peter Raabe brachte das Thema „präventive Hausbesuche“ in die Runde ein: Die Stadt solle alle Senioren anschreiben und über Angebote informieren – und im Anschluss bei Bedarf Hausbesuche durch Sozialpädagogen und ausgebildete Ehrenamtliche organisieren. „Viele Angebote sind einfach nicht ausreichend bekannt“, so Raabe. Auch kämen viele Senioren „mit der üblichen Komm-Struktur nicht mehr zurecht“, ergänzte Grimm.

Hausbesuche gefordert

Die Mitglieder des Hauptausschusses zeigten sich überwiegend berührt von den Äußerungen und Anliegen. „Ich nehme heute sehr viel mit“, sagte Tillman Wahlefeld (BfW) – wenngleich es sich um ein gesamtgesellschaftliches Thema handle und vieles nicht kommunal geregelt werden könne, wie mehrere Redner betonten. Angesichts der vielen vorgebrachten Themen regte Roland Bosch (ÖDP) eine „Priorisierung“ an, während Karl-Heinz Grehl (Grüne) Hinweise darauf vermisste, „wie gut Weilheim auch schon aufgestellt ist in diesem Bereich“. Und, so Grehl weiter: „Bei vielen der Themen kann der Stadtrat gar nichts tun.“

Man müsse nun herausfiltern, was der Stadtrat „konkret umsetzen“ solle und könne, betonte Brigitte Holeczek (BfW), die als Seniorenreferentin der Rats auch regelmäßig beim Agenda-AK zugegen ist. Es sei „wichtig, zu sehen, wo die Probleme für Senioren in Weiheim sind“, so Holeczek: „Gegen die demografische Entwicklung können wir nichts machen, aber wir müssen immer die Auswirkungen davon im Blick haben.“ Und das fange beispielsweise schon bei der Planung von Wohngebieten an.

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