Kritik an Sparkurs des Kreistags: „Kosten für Jugendstrafvollzug sind nicht zu verachten“

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Der Landkreis will 350 000 Euro bei den Jugendzentren einsparen. Die AWO kritisiert das. © Jens Schicke/Imago

Die AWO fordert in einem offenen Brief an die Landrätin und den Kreistag den Erhalt der Finanzierung der Personalkosten in Jugendzentren durch den Landkreis.

Landkreis – Die Finanzlage des Landkreises Weilheim-Schongau ist dramatisch. Um angesichts der Millionenbeträge, die heuer und in den kommenden Jahren in die Krankenhaus GmbH gesteckt werden, überhaupt noch einen beschlussfähigen Haushalt auf die Beine stellen zu können, zerbrach sich die Arbeitsgruppe Haushaltskonsolidierung des Kreistags monatelang die Köpfe und durchforstete den Haushalt nach Einsparungsmöglichkeiten (wir berichteten). Einer der Vorschläge, den sie unterbreitete, lautete, 350 000 Euro für die Personalkosten in den Jugendzentren einzusparen. Die Begründung war ganz einfach: Das sei eine Aufgabe der Städte und Gemeinden, die ein solches Zentrum betreiben, nicht des Landkreises. Lange Jahre hatte dieser das Personal dennoch auf freiwilliger Basis finanziert. Dafür ist nun kein Geld mehr da.

Der AWO-Kreisverband Weilheim-Schongau kritisiert diese Entscheidung in einem der Redaktion vorliegenden Schreiben an Landrätin Andrea Jochner-Weiß und die Mitglieder des Kreistags scharf. „Nach unserer Ansicht und der Meinung anderer Fachleute gehört das Jugendzentrum zum SGB VIII §11 dazu und damit wäre geklärt, dass der Landkreis zuständig ist“, heißt es.

Jugendzentren als präventive Maßnahmen

Als Begründung wird angeführt, dass in den kleinen Kommunen offene Jugendarbeit weniger präsent sei. Die Jugendlichen würden daher die Jugendzentren in den größeren Kommunen besuchen, weswegen die kleineren Orte auch von der Finanzierung des Personals profitieren würden. Genaue Zahlen, wie viele Jugendliche extra in die nächste größere Gemeinde fahren, um ein Jugendzentrum zu besuchen, werden im Schreiben nicht genannt.

Stattdessen wird auf eine lang zurückliegende Absprache zwischen Kreis und Kommunen verwiesen, wonach sich die Städte und Gemeinden um die Immobilien, den Gebäudeunterhalt und Spielgeräte kümmern, während der Landkreis das Personal bezahlt.

Die drei Unterzeichner des Schreibens – Kreisvorsitzender Michael Asam und seine Stellvertreter Dominik Spring und Ute Frohwein-Sendl – argumentieren zudem mit den unkalkulierbaren Folgen der Sparmaßnahme. Jugendzentren würden zu den präventiven Maßnahmen gehören und verhindern, dass Jugendliche abrutschen und gegebenenfalls stationär untergebracht werden müssen. Das würde pro Jugendlichem Kosten von 91 000 Euro pro Jahr verursachen, rechnen die AWO-Verantwortlichen vor. Und ergänzen: „Die Kosten für den Jugendstrafvollzug sind sicher auch nicht zu verachten.“ Durch die Jugendzentren seien viele Jugendliche auf den richtigen Weg gebracht worden.

Befürchtungen, dass Jugendliche in rechte Szene abrutschen

Zuletzt äußern die Unterzeichner des Schreibens ihre Sorge darüber, dass „wir uns in Deutschland immer weiter nach rechts“ bewegen würden. Die Jugendzentren hätten es immer wieder mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die Orientierung suchen. „Macht es wirklich Sinn, dies anderen Gruppierungen, die wenig mit Demokratie zu tun haben, zu überlassen?“ heißt am Ende des Schreibens. Das Angebot müsse im Landkreis unbedingt erhalten bleiben, so die Schlussfolgerung.

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