Akademie ergänzt neues Hospiz - Stiftung gegründet
Als Experte für Palliativmedizin ist Professor Stefan Lorenzl, Chefarzt am Krankenhaus Agatharied, weithin bekannt. Er hat eine Mission: dieses Wissen weiterzutragen. Jetzt realisiert er mit vielen Unterstützern die Idee, eine Akademie zu gründen. Möglich macht es eine neue Stiftung mit Sitz in Tegernsee.
Tegernsee – Die neue Schulungsstätte heißt Adalbert-und-Quirinus-Akademie. Die Namen stehen für den Gründer des Klosters Tegernsee und den Heiligen, nach dem auch die ehemalige Klosterkirche benannt ist. „Wir sind nicht urkatholisch, aber doch fest mit dem Glauben verbunden“, sagt Professor Stefan Lorenzl. Der Neurologe ist Chefarzt am Krankenhaus Agatharied, dazu Mitglied im „Expertenkreis Palliativmedizin“ des bayerischen Staatsministeriums und der Kommission „Palliative Care“ der Europäischen Akademie der Wissenschaften. Lorenzl ist Forschender und Lehrender, aber vor allem ein leidenschaftlicher Arzt, der sich seit vielen Jahren intensiv damit beschäftigt, Patienten am Ende ihres Lebens die richtige Behandlung und Zuwendung zukommen zu lassen.
Weiterbildung für Fachkräfte und Ehrenamtliche
Die Idee, eine Akademie zu gründen, trägt der Neurologe schon etliche Jahre mit sich herum. Das Ziel: Aus- und Fortbildung in Palliative Care für Angehörige aller medizinischen Berufsgruppen. In Zusammenarbeit mit dem Hospizkreis Miesbach sollen aber auch Ehrenamtliche Kurse belegen können. Zudem will die Akademie Vorträge für alle Interessierten anbieten: zum Thema Patientenverfügung zum Beispiel. Die Akademie soll in der Lage sein, Kurse und Vorträge auch günstiger oder sogar kostenlos anzubieten.
Stiftung gegründet
Die Finanzierung macht die jüngst anerkannte Prof. Dr. Werner Klinner-und-Carl-Kohl-Stiftung mit Sitz in Tegernsee möglich. Eingerichtet hat sie Franziska Klinner, in Erinnerung an ihren verstorbenen Ehemann Werner Klinner – ein Pionier der deutschen Herzchirurgie –, und ihren Vater. Das Festkapital beträgt 500 000 Euro und soll durch Zustiftungen und Spenden wachsen. Klinner und Lorenzl kennen sich seit Langem.
Geleitet wird die Akademie von Lorenzl und Krankenpflegerin Magdalena Eham. „Gleichberechtigt“, wie Lorenzl betont. Eham ist Expertin auf dem Gebiet der Palliativpflege. Zwei Jahre lang hat die Fischbachauerin auf der Palliativstation des Krankenhauses Agatharied gearbeitet. Derzeit ist sie im ALS-Homecare-Team tätig, das Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) zuhause betreut (wir berichteten).
Schulungen im neuen Hospiz-Gebäude
Die neue Akademie wird Räume im Hospiz nutzen, das in Bad Wiessee entsteht. Gegründet wurde sie unabhängig davon. Die Initiatoren wollen nicht warten, bis der Neubau steht. „Wir fangen schon im Herbst an“, berichtet Lorenzl. Möglich ist dies dank der Unterstützung von Monsignore Walter Waldschütz, der das Tegernseer Pfarrheim für Schulungen zur Verfügung stellt. „Das sind wunderschöne Räume“, schwärmt Lorenzl. Bei Seelsorger Waldschütz, der sich selbst in dem Bereich sehr engagiert, habe er nicht lange bitten müssen: „Das hat mich unglaublich gefreut.“
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Start im Tegernseer Pfarrheim
Die Akademie steht noch ganz am Anfang – die Homepage ist in Arbeit –, hat sich aber ein dickes Programm vorgenommen. Ein bis zwei Veranstaltungen pro Monat sind der Plan, wobei es sich oft um ein- bis zweiwöchige Basis-Kurse für Ärzte und Pflegekräfte handelt. Die Auftaktveranstaltung findet bereits im September statt.
Die Akademie, so Lorenzl, ergänze das Angebot des Krankenhauses Agatharied und des neuen Hospizes. Sie diene insbesondere der Fortbildung des eigenen Fachpersonals. Darüber hinaus bestehe aber auch bei Nicht-Medizinern viel Interesse: „Der Informationsbedarf ist groß.“ Er könne sich Podiumsdiskussionen und öffentlich zugängliche Symposien vorstellen. Was tut Sterbenden gut, wie sieht es mit der Ernährung und dem Flüssigkeitsbedarf aus? Und wie kann ich selbst Vorsorge treffen, was mit mir geschieht? Das Thema komme mehr und mehr in der Gesellschaft an, hat Lorenzl festgestellt: „Und wir brauchen die Diskussion.“