Am Vatertag fährt kein Zug nach Tegernsee
An der Sanierung des Bahnübergangs in St. Quirin führt kein Weg vorbei – buchstäblich. Der Termin für die Sperrung wird viele allerdings hart treffen: Vom 8. bis 12. Mai, also auch am Vater- und Muttertag, fährt kein Zug zwischen Gmund und Tegernsee. Und Busse müssen über Bad Wiessee kurven.
Tegernsee – „Den sauren Drops müssen wir schlucken“, sagt Michael Bourjau, Geschäftsführer der Tegernsee Bahn Betriebsgesellschaft (TBG). Der Bahnübergang in St. Quirin droht zu brechen. Die letzte Sanierung liegt 25 Jahre zurück, jetzt erfolgt die Erneuerung der Bodenplatte. Vom 8. bis 12. Mai sind der Bahnübergang und die B 307 bei St. Quirin gesperrt. Heißt: Es fahren keine Züge, und der Schienenersatzverkehr muss – wie der gesamte Verkehr – den Umweg über Bad Wiessee nehmen.
Termin in großer Runde abgestimmt
„St. Quirin ist unser schwierigster Bahnübergang, weil es einfach keine Umleitung gibt“, erklärt TBG-Betriebsleiter Klaus Nottensteiner. Heißt: Auf der Straße und auf der Schiene geht während der Maßnahme nichts. Der Termin für die Bauarbeiten war darum in großer Runde abzustimmen, mit Landratsamt, RVO und Polizei. Die TBG habe eigentlich vorgeschlagen, die Maßnahme an einem Werktag abzuwickeln, nicht über Christi Himmelfahrt, berichtet Nottensteiner. „Weil da die Züge voll sind und wir wie Touristiker denken.“
Schülerverkehr hat Vorrang
Doch an Werktagen ist der Schülerverkehr zu organisieren. Und das wäre bei dieser Sperrung kaum möglich gewesen, berichtet Nottensteiner. Für die Firmen, meint er, sei es „auch kein Spaß“, jetzt am Feiertag zu arbeiten. Was die Verantwortlichen bei der Bayerischen Regionbahn BRB vom Zeitpunkt der Sperrung halten, lässt der Titel einer Pressemitteilung erahnen. „BRB rät von Zugfahrten über Christi Himmelfahrt an den Tegernsee ab“, heißt es dort, Bereits vom 6. bis zum 18. Mai seien wegen Bauarbeiten der Tegernsee Bahn auf der Strecke München-Holzkirchen-Tegernsee Fahrplanänderungen und Schienenersatzverkehr erforderlich. Hinzu komme die Sperrung des Bahnübergangs vom 8. bis 12. Mai. Alle Züge müssten durch Busse ersetzt werden, die wegen des Umwegs über Bad Wiessee aber längere Fahrtzeiten hätten. Es sei nicht möglich, Fahrräder in den Bussen mitzunehmen. Eine Möglichkeit, den Vater- oder Muttertag dennoch am Tegernsee zu verbringen, wäre die Fahrt mit dem Schiff ab Gmund.
BRB-Mitteilung sorgt für Irritationen
Dass die BRB per Pressemitteilung von Zugfahrten abrät, lässt TBG-Chef Bourjau tief einatmen. „Ich würde mir eine rücksichtsvollere Kommunikation wünschen.“ Auch Christian Kausch, Geschäftsführer der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT), wundert sich. „Ich rate jedenfalls nicht davon ab, an Christi Himmelfahrt an den Tegernsee zu kommen“, meint er. Allerdings sollten sich Ausflügler schon Gedanken machen, wie sie den Tag am besten planen. Von der Sperrung hat der Tourismus-Chef erst durch die Mitteilung der BRB erfahren. „Ich habe das gleich an alle Gastgeber weitergegeben“, berichtet er. Kausch hätte sich eine Absprache im Vorfeld gewünscht: „Den Termin hätte ich sicher nicht ausgesucht.“ Für die Gastgeber und Ausflügler sei der Zeitpunkt nicht ideal: „Aber besser als im August.“
Sicherheit hat Priorität
Bourjau ist sich des Problems bewusst: „Eine Sperrung ist eigentlich immer eine Katastrophe.“ Priorität habe aber die Sicherheit auf der Bahnstrecke. Die TBG investiere dafür etliche Millionen. Die Sanierung des Bahnübergangs gehöre zu den letzten großen Maßnahmen, um die zwölf Kilometer lange TBG-Strecke in einen Top-Zustand zu versetzen.
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Unterzeichnung des Elektrifizierungsvertrags steht bevor
Um die TBG für die Zukunft fit zu machen, hat Stadtrat Bourjau 2021 den Chefposten übernommen. Jüngst hat er die Verträge für die Elektrifizierung der Strecke ausgehandelt. Die Unterzeichnung ist im Mai oder Juni geplant, im Rahmen eines Festakts. „Die Elektrifizierung ist alternativlos“, sagt Bourjau. Bis 2031 solle die Umsetzung erfolgen, der Freistaat stecke „unglaubliche Summen“ in das Projekt. Er stehe dafür, den Zug zu stärken, betont Bourjau: „Der Individualverkehr ist an seine Grenze gekommen.“