"Telegraph": Geopolitik-Experte hat keine Hoffnung auf Durchbruch bei Trump-Putin-Treffen

US-Präsident Donald Trump trifft am Freitag den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Alaska, um über mögliche Wege zur Beendigung des Ukraine-Krieges zu verhandeln. Der „Telegraph“ berichtet, dass Trump das Treffen als eine Art „Sondierungsgespräch“ sieht. Dabei will er herausfinden, ob Russland überhaupt bereit ist, die Kampfhandlungen einzustellen. Den Aussagen des US-Präsidenten zufolge sei es ebenfalls eine Gelegenheit für die Ukraine, verlorene Gebiete zurückzugewinnen, die seit Anfang 2022 von russischen Truppen besetzt sind.

Europa blickt nervös auf Trump-Putin-Treffen - und will mitreden

In Europa sieht man laut dem „Telegraph“ dem geplanten Treffen nervös entgegen. Einige europäische Länder hoffen auf eine diplomatische Lösung, doch es gibt auch Bedenken. Das liegt vor allem daran, dass Trump womöglich ein Abkommen mit Putin trifft, ohne den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit einzubeziehen. Laut einer gemeinsamen Erklärung europäischer Staaten „kann der Weg zum Frieden in der Ukraine nicht ohne die Ukraine entschieden werden.“

Der britische Außenminister David Lammy traf sich laut dem „Telegraph“ kürzlich mit dem US-Vizepräsidenten JD Vance, um zu klären, welche Position Trump bei den Verhandlungen mit Putin vertreten könnte. Europa will sicherstellen, dass seine Standpunkte bei den Gesprächen berücksichtigt werden. 

Experte hat keine Erwartungen an Alaska-Treffen

Der Militär- und Geopolitik-Experte Daniel DePetris bekundet im „Telegraph“ jedoch Zweifel daran, dass Trump beim ersten Treffen mit Putin einen echten Durchbruch erzielen könne. Dafür müsse ein „Wunder“ geschehen, meint er. Die geopolitische Situation sei hochkomplex und selbst einen erfahrenen Verhandler wie Trump werde das vor Herausforderungen stellen.

Sein Vize JD Vance deutet unterdessen an, dass die Chancen hoch sind, dass ein großer Teil der Ukraine unter russischer Kontrolle bleibt, so der „Telegraph“. Die Kapazitäten der ukrainischen Streitkräfte reichten nicht aus, um die russische Armee vollständig zu vertreiben, sagt er.

Donald Trump und Wladimir Putin
US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin wollen in Alaska über Frieden in der Ukraine verhandeln. Uncredited/AP/dpa

„Telegraph“-Autor sieht alle Beteiligten unter widrigen Bedingungen

Vor diesem Hintergrund stehe Selenskyj nun vor der Wahl: Entweder er setzt auf weitere militärische Auseinandersetzungen mit dem Risiko zusätzlicher Landverluste, oder er sucht eine diplomatische Lösung, die die aktuellen territorialen Gegebenheiten akzeptiert, schreibt Daniel DePetris. Und auch Putin stehe unter Druck: Für ihn würden ernsthafte Verhandlungen möglicherweise bedeuten, seinen Traum eines neuen russischen Imperiums aufzugeben.

Trump stecke laut dem „Telegraph“-Autor in einer schwierigen Lage. Denn ein Abkommen, das sowohl für Selenskyj als auch für Putin akzeptabel ist, scheint schwer zu erreichen. In den USA könnten Kritiker Trump beschuldigen, die Ukraine im Stich gelassen zu haben, sollte er Putin zu große Zugeständnisse machen.

Aussicht auf dauerhafte Lösung erscheint gering

Daniel DePetris erinnert daran, dass es nicht das erste Mal wäre, dass Trump unerwartete und kontroverse Entscheidungen trifft. Der Ukraine-Konflikt ist jedoch für Russland eine enorm wichtige Frage, und Putin habe bereits erhebliche geopolitische und militärische Ressourcen investiert. Er resümiert: Die Aussicht auf eine dauerhafte Lösung erscheint gering.