Sorge wegen Geisel-Deal: Kritik an Netanjahu wächst – Massenproteste in Israel
News zur Lage in Nahost: In Israel protestieren Tausende für einen Geisel-Deal und gegen Netanjahus Kriegspolitik. Der Ticker.
Das Wichtigste in
diesem News-Ticker
- Rache gegen Hamas angekündigt – Nach dem Tod von sechs Geiseln hat sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geäußert.
- Tausende fordern Geisel-Deal mit Hamas – Auch nahe Netanjahus Wohnhaus kam es zu Protesten.
- News zum Nahost-Konflikt: Interaktive Karten zum Gaza-Krieg – Israel im Krieg: Entwicklungen, aktuelle Lage und Konfliktherde im Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen.
Tel-Aviv/Gaza – Während Israel bitteren Abschied nimmt von den zuletzt im Gazastreifen getöteten Geiseln, schwört der von Hinterbliebenen kritisierte Regierungschef Benjamin Netanjahu Vergeltung. Er kündigte an, die Hamas werde einen „sehr hohen Preis“ für die Ermordung der sechs israelischen Geiseln zahlen, deren Leichen vergangene Woche in einem unterirdischen Tunnel im Süden des Gazastreifens entdeckt worden waren. Das israelische Gesundheitsministerium teilte Medienberichten zufolge mit, die Geiseln seien etwa 48 bis 72 Stunden vor der Autopsie aus nächster Nähe erschossen worden.
Transparenzhinweis
Die hier verarbeiteten Informationen stammen von internationalen Medien und Nachrichtenagenturen, aber auch von den Kriegsparteien im Nahost-Konflikt. Die Angaben zum Krieg in Israel und Gaza lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Rache gegen Hamas angekündigt
„Israel wird dieses Massaker nicht durchgehen lassen“, sagte Netanjahu bei einer Pressekonferenz am Abend. Er habe sich bei den Familien der Toten entschuldigt, „dass es uns nicht gelungen ist, sie lebendig zurückzubringen“. Er selbst steht massiv in der Kritik, weil Angehörige der Geiseln ihm vorwerfen, den Tod der Entführten durch seine kompromisslose Haltung in den Verhandlungen mit der islamistischen Terrororganisation Hamas billigend in Kauf genommen zu haben.
Auf seiner Pressekonferenz beharrte Netanjahu nun einmal mehr darauf, dass Israels Militär die Kontrolle über den sogenannten Philadelphi-Korridor behalten müsse, einen etwa 14 Kilometer langen Streifen an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. „Wir werden den Philadelphi-Korridor nicht aufgeben“, bekräftigte er. Dies sei eine strategische und politische Notwendigkeit für Israel.

Israel im Krieg: Scharfe US-Kritik an Netanjahu
Ein Verbleib israelischer Truppen in dem Gebiet dürfte ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der Geiseln, die sich noch in der Gewalt der islamistischen Hamas befinden, allerdings äußerst schwierig machen. Sowohl die Hamas als auch Ägypten verlangen, dass Israel seine Soldaten zurückzieht. Ägypten vermittelt gemeinsam mit den USA und Katar zwischen Israel und der Hamas, die aus Prinzip nicht direkt miteinander verhandeln. Die Vermittlungsgespräche seien auch nach dem Fund der sechs Leichen telefonisch weitergeführt worden, sagte ein an den Verhandlungen beteiligter US-Regierungsvertreter dem Sender CNN. Netanjahus Pressekonferenz habe die Bemühungen aber quasi zunichtegemacht: „Dieser Typ hat jetzt alles mit einer Rede torpediert“, wurde der Regierungsvertreter zitiert.
Meine news
Die Hamas veröffentlichte ein Propaganda-Video, auf dem die Entführte Eden Jeruschalmi noch lebend zu sehen ist, bevor das israelische Militär ihre Leiche vorige Woche in einem Tunnel im Gazastreifen entdeckte. Die Familie der 24-Jährigen erklärte sich laut der Zeitung Times of Israel damit einverstanden, eine kurze Sequenz des Videos weiterzuverbreiten. Darin sagt die junge Frau laut Übersetzung: „Eine Botschaft an meine Familie, die ich liebe: Ich vermisse euch, Vater, Mutter, Schwester Shani und May. Ich vermisse und liebe euch alle so sehr.“ In ähnlichen Fällen hat Israel der Hamas psychologische Kriegsführung vorgeworfen.
Tausende fordern Geisel-Deal mit Hamas
Bei Demonstrationen in mehreren Teilen Israels forderten Tausende Menschen ein Abkommen über die Freilassung der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Auch in der Nähe von Netanjahus Wohnhaus kam es wenige Stunden nach der Beerdigung einer getöteten Geisel zu Protesten mit mehreren tausend Teilnehmern. „Eure Entscheidungen führen zu ihrem Tod“, zitierten israelische Medien aus der Rede eines Mannes, dessen Bruder noch immer in der Gewalt der Hamas ist. Auch für Dienstag gibt es neue Demonstrationsaufrufe.
Tagsüber hatten bereits die Beschäftigten vieler Organisationen und Behörden gestreikt – aus Protest gegen den schleppenden Verlauf der Verhandlungen über die Freilassung der noch immer gut 100 im Gazastreifen vermuteten Geiseln, bei denen unklar ist, wie viele von ihnen überhaupt noch leben. Viele Städte und Gemeinden schlossen sich dem Protest an, andere verweigerten dies, weil sie eher der Regierung nahestehen. Ein Arbeitsgericht ordnete am Montagmittag schließlich ein vorzeitiges Ende des Streiks an, weil dieser politisch motiviert sei.
News zum Nahost-Konflikt: Interaktive Karten zum Gaza-Krieg
Unsere interaktiven Karten zum Krieg in Israel zeigen Orte des Konflikts und dessen Verlauf. (mit Agenturen)