Putins Schattenflotte auf den Weltmeeren: So gefährlich sind die Schiffe
Die russische Schattenflotte macht in der Ostsee zunehmend Ärger. Doch was genau ist die Schattenflotte eigentlich und warum ist sie für Russland wichtig?
Rügen/Moskau – Seit den letzten Wochen ist Wladimir Putins berüchtigte Schattenflotte immer wieder in den Schlagzeilen. Klingt zunächst mysteriös, doch bei der Schattenflotte handelt es sich vor allem um russische Rohöltanker, die westliche Sanktionen umgehen. Harmlos sind die Tanker jedoch nicht. Auch für den russischen Ölexport sind die Schiffe aufgrund der umfangreichen westlichen Sanktionen unabdingbar geworden.
Für Russland ist die Flotte vor allem zur Finanzierung des Ukraine-Kriegs von großer Bedeutung. Doch auch für die Ostsee stellt die russische Schattenflotte eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Viele der Schiffe sind alt, rostig und nicht ausreichend versichert. Sollten die Tanker Öl in der Ostsee verlieren, müssten vor allem die Steuerzahler für den angerichteten Umweltschaden aufkommen, erklärt Greenpeace. Andere Schiffe der Schattenflotte wie die Eagle S sollen auch an Sabotageaktionen in der Ostsee beteiligt gewesen sein.
Wie gefährlich ist die Schattenflotte für die Ostsee: Die Eventin und die Eagle S
Die Gefahr der Flotte für die Umwelt der Ostsee wurde vor wenigen Tagen konkret, als die „Eventin“ vor der Küste Rügens manövrierunfähig im Meer trieb. Das Schiff war unter der Flagge Panamas von Russland nach Ägypten unterwegs und gehört ebenfalls mutmaßlich zur russischen Schattenflotte. Insgesamt hatte der Tanker 99.000 Tonnen Öl an Board. Deutsche Einsatzschiffe sicherten den Tanker noch rechtzeitig ab, drei Schlepper zogen das Schiff vor Rügen auf Reede.
Das ist Wladimir Putins Schattenflotte
Die russische Schattenflotte besteht vor allem aus alten Rohöltankern, die Länder wie China, Indien oder Ägypten mit russischem Öl beliefern. Für Wladimir Putin ist die Flotte wirtschaftlich von großer Bedeutung, denn die Schiffe umgehen westliche Import-Sanktionen. Das exportierte Rohöl kann in Ländern wie Indien in Raffinerien weiterverarbeitet werden. Und darf dann auch wieder in die EU ausgeliefert werden. Aus dem Ölexportgeschäft kann Russland weiterhin die hohen Militärausgaben für den Ukraine-Krieg stemmen.
Laut dem britischen maritimen Informationsdienst „Lloyd’s List Intelligence“ müssen die Schiffe mehrere Merkmale erfüllen, um auf der Liste der russischen Schattenflotte zu landen. Zum einen müssen die Tanker älter als 15 Jahre sein, zum anderen ist der Besitzer des Schiffs anonym oder hinter einer komplexen Firmenstruktur versteckt. Als weiteres Merkmal führt der Informationsdienst auf, dass die Tanker nur für den westlich sanktionierten Ölexport benutzt werden. Andere Institutionen wie Greenpeace haben leicht abweichende Definitionen.
Wie viele Schiffe sich in der Flotte befinden, ist unklar. Greenpeace listet insgesamt 192 Tanker, von denen 171 seit Beginn des Ukraine-Kriegs durch die deutsche Ostsee gefahren sind. Andere Schätzungen belaufen sich auf über 400 Tanker.
Bisher prüft der Zoll noch die Ladung des Schiffs. Weiterfahren darf der Tanker vorerst nicht mehr, wie die Tagesschau berichtet. Zwar ist der Tanker aktuell wieder manövrierfähig, doch hat die Dienststelle Schiffssicherheit der Berufsgenossenschaft Verkehr zunächst ein Weiterfahrverbot erlassen. Noch ist unklar, ob der Tanker in nächster Zeit den Hafen in Rügen verlassen darf.
Meine news
Was kann man gegen Russlands Schattenflotte unternehmen? In internationalen Gewässern nicht viel
Was man gegen die Schattenflotte aus deutscher Sicht jedoch unternehmen kann, ist begrenzt, wie der NDR in einem Podcast erklärt. Denn so richtig könne man den Versicherungsstatus der Schiffe nicht kontrollieren. Und wenn die Tanker in internationalen Gewässern unterwegs sind, könne man auch rechtlich schwer gegen die Flotte vorgehen.
Die Finnen beispielsweise schafften es im Dezember das Schiff Eagle S in die eigenen Gewässer zu locken, wie NDR-Journalist Jörg Pfuhl im Podcast berichtet. Erst danach enterte die finnische Marine die Eagle S. Mutmaßlich soll das Schiff mehrere Unterseekabel in der Ostsee sabotiert haben, als es seinen Anker über hundert Kilometer hinweg hinter sich her geschleift hatte.
Ob man solche Sabotage in Zukunft nicht durch unter anderem die deutsche Marine verhindern könnte, sei unklar. Vor allem das internationale Seerecht könnte da einen Strich durch die Rechnung machen. Und: „Das ist letztlich die Machtfrage, wie viel traut sich […] eine deutsche Korvette, wenn da ein russischer Öltanker von einem russischen Kriegsschiff begleitet wird“, erklärt Pfuhl. (sischr)