Europas Waffenproduktion steckt „tief in der Sch...“ – geht dem Westen die Munition aus?
Im Zuge es Ukraine-Kriegs kommt es an der Kiewer Front zu Munitionsengpässen. Doch nicht nur in der Ukraine könnten die Waffen knapper werden.
Brüssel – Düstere Prognose im Ukraine-Krieg: Europa hinkt offenbar bei der Waffenproduktion stark hinterher. Offenbar verbrauchen die ukrainischen Streitkräfte jeden Tag Unmengen an Munition und verschießen mehr an der Front, als in Europa produziert werden kann. Geht es nach Ex-General Marc Thys, wird es noch Jahre dauern, bis Europa die benötigte Produktionskapazitäten für Waffen und Munition aufgebaut hat, um der Ukraine zu helfen und nationalen Streitkräfte neu auszurüsten.
Sorge um Europas Waffenproduktion – Ex-General warnt vor Folgen
„Es ist kein Witz, wir stecken tief in der Scheiße“, sagte Thys, der 2023 in den Ruhestand ging, gegenüber dem Magazin Politico am Donnerstag(08. Februar 2024). Laut Thys warnten hochrangige Kommandeure zu Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine Anfang 2022, dass es „fünf bis sieben Jahre“ dauern würde, um die westliche Industrie so aufzurüsten, dass sie abschreckungsfähig ist.

Thys hatte sich in der VRT-Talkrunde „De afspraak“ („Die Verabredung“) schon im Dezember 2023 ähnlich besorgt über den Munitionsmangel und die Waffenproduktion geäußert – damals nur auf Belgien bezogen. Ein eklatanter Mangel an Munition würde das Land bei Ausbruch eines Krieges in Bedrängnis bringen würde. „Dann müssen wir schon nach ein paar Stunden mit Steinen schmeißen“, so Thys.
Ukraine beklagt Munitionsengpässe an der Front und fordert EU zur schnelleren Waffenlieferung auf
Sorgen um Europas Defizite in der Waffenproduktion sind auch schon längst in der Ukraine angekommen. Mehrfach hatte die Ukraine die Engpässe an der Front betont. Umso bitterer dürften die Reaktionen ausgefallen sein, als die EU jüngst ein Scheitern ihrer Pläne für die Belieferung der Ukraine mit Artilleriegeschossen einräumte. Von der in Aussicht gestellten Menge von einer Million Schuss werde man bis März voraussichtlich nur etwas mehr als die Hälfte geliefert haben.
Die Ukraine machte erneut auf den Ernst der Lage aufmerksam und forderte die EU eindringlich zu mehr Anstrengungen bei der Beschaffung von Artilleriemunition für den Abwehrkrieg seines Landes gegen Russland auf. „Wir haben hier den größten Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und wir brauchen diese Granaten, um Europa zu verteidigen“, sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba am Mittwoch (7. Februar) auf einer Pressekonferenz mit EU-Außenbeauftragten Josep Borell in Kiew. „Wir reden hier heute von der Verteidigung Europas und dafür sind außerordentliche Maßnahmen erforderlich.“
Verteidigungs- und Rüstungsindustrie im Ukraine-Krieg: Deutschland wird zur Drehscheibe
Deutschland, als einer der westlichen Unterstützer, erhielt am Rande eines Treffens der EU-Staaten mit dem ukrainischen Amtskollegen Rustem Umjerow in Brüssel (Ende Januar 2024) große Anerkennung für den Umfang seiner militärischen und finanziellen Ukraine-Hilfen. „Deutschland macht einen großartigen Job, und ich bin dankbar, dass es dieses Jahr 8 Milliarden Euro für die Ukraine bereitstellen will“, sagte Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur.
Meine news
Ohnehin könnte Deutschland eine wichtige Rolle beim internationalen Aufbau einer Verteidigungsindustrie im Ukraine-Krieg spielen. In der Nato arbeite man sehr intensiv daran, ein robuste, widerstandsfähiges Verstärkungs- und Versorgungsnetz wiederaufzubauen. Man brauche eine belastbare Infrastruktur, sagte Nato-Generalleutnant Alexander Sollfrank in Ulm gegenüber der britischen Times. Deutschland könne als zentrale „Drehscheibe“ für die Verstärkungs- und Nachschublinien der Nato in Europa ausgewählt werden, so Nato-Führungskräfte gegenüber der Times. Dies könnte von Munitionsfabriken und Kommandozentralen bis hin zu Kraftwerken, Brücken und Eisenbahnen reichen. (bohy)