Trotz westlicher Sanktionen: Russland treibt Waffenproduktion im Krieg in die Höhe

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Der Westen verliert den Wettlauf der Waffenproduktion mit der Industrie Russlands. Trotz Sanktionen produziert Putin seit Beginn des Ukraine-Kriegs mehr.

Moskau – Trotz westlicher Sanktionen kann sich Moskau im Ukraine-Krieg über Wasser halten. Die russische Kriegsindustrie läuft auf Hochtouren und produziert sogar das Dreifache an Munition, als alle westlichen Staaten zusammen – inklusive der USA – an die Ukraine liefern können. Wie ist das möglich?

Eine Viertelmillion Artilleriegeschosse pro Monat. So lautet die Bilanz für die russische Kriegsindustrie, wie die Nato auf Anfrage von CNN mitgeteilt habe. Die USA hingegen peilen aktuell nur rund 100.000 Artilleriegeschosse pro Monat an. Den Produktionskrieg mit Russland verliert der Westen aktuell. Doch wer mehr Material zur Verfügung hat, ist auch in einer deutlich besseren Position, den Krieg zu gewinnen. Deshalb hatte der Westen direkt zu Beginn des Kriegs Russland mit umfassenden Sanktionen belegt, um die russische Kriegswirtschaft auszubremsen.

Analyse zeigt: Russland produziert mehr Waffen als vor dem Ukraine-Krieg – trotz Sanktionen

Doch das Gegenteil ist eingetroffen: Russland produziert trotz Sanktionen mehr Munition, Raketen und Drohnen als noch vor Kriegsbeginn, wie eine Analyse des britischen „Royal United Services Institute“ (RUSI) herausfand. 2021, vor der russischen Invasion, produzierte die Kriegsindustrie in Russland beispielsweise 56 Kh-101 Marschflugkörper. 2023 schaffte es Wladimir Putins Russland ganze 460 der Marschflugkörper zu produzieren, wie es in dem Bericht heißt. Das Gleiche gilt für die viel genutzte Iskander-Rakete der Russen. Von ungefähr 50 Stück vor dem Krieg produziert Russland nun 180 pro Monat.

Die Spannungen an der ukrainisch-russischen Grenze haben in den vergangenen Tagen stark zugenommen. Am Sonntag mischte sich aus Russlands enger Verbündeter Belarus ein - und drohte mit einem militärischen Schlag mittels Nuklearwaffen.
Russische Truppen laden eine ballistische Boden-Boden-Rakete vom Typ Iskander auf eine mobile Abschussvorrichtung. Trotz Sanktionen hat die Produktion der Waffe deutlich zugenommen. © picture alliance/dpa/Russian Defense Ministry Press Service/AP | -

Auch die Produktion der iranischen Shahed-136 Kamikazedrohne expandierte von 40 pro Monat auf 250 aktuell. Somit erweisen sich die Sanktionen bisher als ineffektiv, wie die Analyse des Instituts befindet. „Trotz der fleißigen Bemühungen vieler Beamter, unterstützt durch den politischen Willen, Russlands militärisch-industrielle Produktion zu stören, gibt es wenig vorzuweisen.“

Als einen von drei Hauptgründen für das Versagen der Sanktionen führt der Bericht an, der Großteil der Beschränkungen sei lediglich „reaktiv“ und nicht „proaktiv“ verhängt worden. Viele europäische Länder wüssten nicht, wie Sanktionen am besten als Mittel der wirtschaftlichen Kriegsführung eingesetzt werden sollten, sondern sehen die Sanktionen mehr als regulatorisches Mittel. Ein fataler Fehler, so die Analyse. Das möge gegen terroristische Organisationen funktionieren, aber nicht gegen einen Staat wie Russland. Denn: „Im Gegensatz zu Terroristen kann Russland skalieren.“

„Proaktive“ Sanktionen, um Russlands Kriegswirtschaft zu verlangsamen

Wenn eine Firma mit Sanktionen in Russland belegt wird, könne eine andere Firma den Import übernehmen, weshalb Sanktionen proaktiv verhängt werden müssen, um den Import kritischer Waffentechnologie nach Russland nachhaltig einzuschränken.

Doch die Analyse des RUSI gibt auch Anlass zur Hoffnung. So wäre nach wie vor ein Großteil der russischen Kriegswirtschaft anfällig für Sanktionen durch den Westen. „Es hat sich gezeigt, dass die russische Rüstungsindustrie in erheblichem Maße von internationalen Störungsversuchen betroffen ist.“

Erst diesen Monat hatten die USA und Europa neue Sanktionen gegen Russland angekündigt, die vor allem bestehende Schlupflöcher schließen sollten, wie Reuters berichtet. Außerdem wurden gegen 116 russische Personen und Unternehmen Sanktionen verhängt und vorgeschlagen, den Export von Technologien, die sowohl für zivile Produkte als auch für militärische Applikationen benutzt werden können, weiter einzuschränken. Ob die neuen Sanktionen die russische Kriegswirtschaft besser ausbremsen können, wird die Zukunft zeigen. (sischr)

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